pse_156.001 sprachlichen Umwelt kann ein schon verflachtes Wort pse_156.002 wieder lebendig werden. Ein Beispiel aus Th. Manns "Felix pse_156.003 Krull". Krull geht in Lissabon mit Frau und Tochter des pse_156.004 Professors Kuckuck spazieren. Die Dame drängt sich ihm pse_156.005 ziemlich deutlich auf. Ihre Frage, ob ihn der Spaziergang pse_156.006 interessiert habe, beantwortet er mit einer Tirade: er habe pse_156.007 ihn um so mehr genießen können, als die vorangehenden pse_156.008 Gespräche mit dem Professor (im Nachtschnellzug) über die pse_156.009 Urzeiten der Erde ihm eine "paläontologische Auflockerung" pse_156.010 verschafft hätten. Wer die Bedeutung des Fremdworts kennt, pse_156.011 erlebt plötzlich den ironisch-infamen Zusammenhang, den pse_156.012 es mit Frau Kuckuck gewinnt. Die Wirkung dieses Ausdrucks pse_156.013 ist deshalb so groß, weil es im Mittelpunkt der Stelle steht, pse_156.014 lange vorbereitet ist und alle Werte langsam ausspielen kann. pse_156.015 Auch Wechselwirkungen der verschiedensten Art können in pse_156.016 einem Sprachgebilde eintreten und so Stilwerte neu heraustreiben. pse_156.017 Der Grad der Aktualisierung ist verschieden, und pse_156.018 auch daraus holt der Dichter mannigfache Wirkungen pse_156.019 heraus.
pse_156.020 Die Stilelemente
pse_156.021 Es ist unmöglich, die ganze Fülle von Stilelementen der pse_156.022 Sprache hier auseinanderzufalten. Das ist die Aufgabe der pse_156.023 Stilistik. Hier sollen an Beispielen die Möglichkeiten dichterischer pse_156.024 Wirkung der Sprachgebilde angedeutet werden. pse_156.025 Wir scheiden der Übersicht halber den Blick auf die Sprache pse_156.026 als Erfahrungsgestaltung und auf die Sprache als Lautung.
pse_156.027 Sprache als Erfahrungsgestaltung
pse_156.028 Schon in den einzelnen Worten stecken Stilkräfte. Freilich pse_156.029 werden sie erst spürbar, wenn sie in einem größeren sprachlichen pse_156.030 Zusammenhang stehen. Aber sie können das nur, pse_156.031 wenn etwas in ihnen ist, das dann erwacht. Im Wort umgrenzen pse_156.032 wir ein Erfahrungsstück und heben es als etwas pse_156.033 Selbständiges heraus. In diesem Herausgrenzen liegt ein pse_156.034 rationales Element, ein Stück beurteilendes Bewältigen der
pse_156.001 sprachlichen Umwelt kann ein schon verflachtes Wort pse_156.002 wieder lebendig werden. Ein Beispiel aus Th. Manns »Felix pse_156.003 Krull«. Krull geht in Lissabon mit Frau und Tochter des pse_156.004 Professors Kuckuck spazieren. Die Dame drängt sich ihm pse_156.005 ziemlich deutlich auf. Ihre Frage, ob ihn der Spaziergang pse_156.006 interessiert habe, beantwortet er mit einer Tirade: er habe pse_156.007 ihn um so mehr genießen können, als die vorangehenden pse_156.008 Gespräche mit dem Professor (im Nachtschnellzug) über die pse_156.009 Urzeiten der Erde ihm eine »paläontologische Auflockerung« pse_156.010 verschafft hätten. Wer die Bedeutung des Fremdworts kennt, pse_156.011 erlebt plötzlich den ironisch-infamen Zusammenhang, den pse_156.012 es mit Frau Kuckuck gewinnt. Die Wirkung dieses Ausdrucks pse_156.013 ist deshalb so groß, weil es im Mittelpunkt der Stelle steht, pse_156.014 lange vorbereitet ist und alle Werte langsam ausspielen kann. pse_156.015 Auch Wechselwirkungen der verschiedensten Art können in pse_156.016 einem Sprachgebilde eintreten und so Stilwerte neu heraustreiben. pse_156.017 Der Grad der Aktualisierung ist verschieden, und pse_156.018 auch daraus holt der Dichter mannigfache Wirkungen pse_156.019 heraus.
pse_156.020 Die Stilelemente
pse_156.021 Es ist unmöglich, die ganze Fülle von Stilelementen der pse_156.022 Sprache hier auseinanderzufalten. Das ist die Aufgabe der pse_156.023 Stilistik. Hier sollen an Beispielen die Möglichkeiten dichterischer pse_156.024 Wirkung der Sprachgebilde angedeutet werden. pse_156.025 Wir scheiden der Übersicht halber den Blick auf die Sprache pse_156.026 als Erfahrungsgestaltung und auf die Sprache als Lautung.
pse_156.027 Sprache als Erfahrungsgestaltung
pse_156.028 Schon in den einzelnen Worten stecken Stilkräfte. Freilich pse_156.029 werden sie erst spürbar, wenn sie in einem größeren sprachlichen pse_156.030 Zusammenhang stehen. Aber sie können das nur, pse_156.031 wenn etwas in ihnen ist, das dann erwacht. Im Wort umgrenzen pse_156.032 wir ein Erfahrungsstück und heben es als etwas pse_156.033 Selbständiges heraus. In diesem Herausgrenzen liegt ein pse_156.034 rationales Element, ein Stück beurteilendes Bewältigen der
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Gespräche mit dem Professor (im Nachtschnellzug) über die pse_156.009
Urzeiten der Erde ihm eine »paläontologische Auflockerung« pse_156.010
verschafft hätten. Wer die Bedeutung des Fremdworts kennt, pse_156.011
erlebt plötzlich den ironisch-infamen Zusammenhang, den pse_156.012
es mit Frau Kuckuck gewinnt. Die Wirkung dieses Ausdrucks pse_156.013
ist deshalb so groß, weil es im Mittelpunkt der Stelle steht, pse_156.014
lange vorbereitet ist und alle Werte langsam ausspielen kann. pse_156.015
Auch Wechselwirkungen der verschiedensten Art können in pse_156.016
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Stilistik. Hier sollen an Beispielen die Möglichkeiten dichterischer pse_156.024
Wirkung der Sprachgebilde angedeutet werden. pse_156.025
Wir scheiden der Übersicht halber den Blick auf die Sprache pse_156.026
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/172>, abgerufen am 22.11.2024.
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