pse_118.001 Gestaltung. Doch liegt auch solcher Gestaltung eine pse_118.002 innere Haltung bestimmter Prägung und eine besondere pse_118.003 Weise, die Welt zu sehen und aufzufassen, zugrunde. Während pse_118.004 aber vor allem Tragik, aber auch Komik, ihre wichtigsten pse_118.005 und wirkungsvollsten Gestaltungsmöglichkeiten in der pse_118.006 Dichtung und nicht so ausgeprägt in der Musik, Malerei und pse_118.007 Bildhauerei, schon gar nicht in der Baukunst finden, ist das pse_118.008 Groteske überall zuhause. Daher hat Kayser in seinem Buch pse_118.009 über das Groteske zur Dichtung auch die Malerei herangezogen pse_118.010 und sehr lehrreiche Bildbeilagen gegeben.
pse_118.011 Das Groteske entfaltet sich mit Vorliebe an bestimmten pse_118.012 Motiven. Man sieht gerade sie immer wieder aus einer bestimmten pse_118.013 Haltung und erfaßt die Welt als eine Anhäufung pse_118.014 solcher Motive: Monströses (Fabeltiere, Fledermäuse, gewisse pse_118.015 Pflanzen), auch Geräte, die ein gefährliches Eigenleben pse_118.016 bekommen (Flugzeuge als riesige Libellen, Tanks als Tierungeheuer), pse_118.017 Puppen, Automaten und endlich der Wahnsinn pse_118.018 in all seinen Erscheinungen. Daraus ergibt sich das Wesentliche pse_118.019 des Grotesken. Es ist eine entfremdete Welt. Die Kategorien pse_118.020 unserer Weltorientierung versagen. Einer solchen entfremdeten pse_118.021 Welt gegenüber droht der Mensch seine innere pse_118.022 Sicherheit zu verlieren, seine Wertungen werden zweifelhaft, pse_118.023 er gerät in eine ambivalente Haltung. Dazu kann dann ein pse_118.024 satanisches Lachen treten, das das Groteske noch erregender pse_118.025 macht. Damit wird nun deutlich der Sinn der künstlerischen pse_118.026 Gestaltung des Grotesken greifbar: es ist eine Befreiung von pse_118.027 dem Alpdruck des Grotesken. Im Gestalten bewältigt man es. pse_118.028 Damit kann man geradezu definieren: "Die Gestaltung des pse_118.029 Grotesken ist der Versuch, das Dämonische in der Welt zu pse_118.030 bannen und zu beschwören" (Kayser). Dieser Bestimmung pse_118.031 gegenüber kann man allerdings fragen: ist die gestalterische pse_118.032 Bändigung der entfremdeten Welt in der Groteske, das heißt pse_118.033 eben als entfremdeter Welt, die einzige Möglichkeit, sie zu pse_118.034 bannen, sich von ihr zu befreien. Es ist geschichtlich eigenartig, pse_118.035 daß vielfach gerade in Zeiten, wo die Welt auch grotesk pse_118.036 gesehen wurde, wo also auch eine groteske Kunst entstand, pse_118.037 auch hohe Kunstwerke ganz anderer Art geschaffen wurden. pse_118.038 Neben der grotesken Kunst vom Ende des 15. bis ins 17.
pse_118.001 Gestaltung. Doch liegt auch solcher Gestaltung eine pse_118.002 innere Haltung bestimmter Prägung und eine besondere pse_118.003 Weise, die Welt zu sehen und aufzufassen, zugrunde. Während pse_118.004 aber vor allem Tragik, aber auch Komik, ihre wichtigsten pse_118.005 und wirkungsvollsten Gestaltungsmöglichkeiten in der pse_118.006 Dichtung und nicht so ausgeprägt in der Musik, Malerei und pse_118.007 Bildhauerei, schon gar nicht in der Baukunst finden, ist das pse_118.008 Groteske überall zuhause. Daher hat Kayser in seinem Buch pse_118.009 über das Groteske zur Dichtung auch die Malerei herangezogen pse_118.010 und sehr lehrreiche Bildbeilagen gegeben.
pse_118.011 Das Groteske entfaltet sich mit Vorliebe an bestimmten pse_118.012 Motiven. Man sieht gerade sie immer wieder aus einer bestimmten pse_118.013 Haltung und erfaßt die Welt als eine Anhäufung pse_118.014 solcher Motive: Monströses (Fabeltiere, Fledermäuse, gewisse pse_118.015 Pflanzen), auch Geräte, die ein gefährliches Eigenleben pse_118.016 bekommen (Flugzeuge als riesige Libellen, Tanks als Tierungeheuer), pse_118.017 Puppen, Automaten und endlich der Wahnsinn pse_118.018 in all seinen Erscheinungen. Daraus ergibt sich das Wesentliche pse_118.019 des Grotesken. Es ist eine entfremdete Welt. Die Kategorien pse_118.020 unserer Weltorientierung versagen. Einer solchen entfremdeten pse_118.021 Welt gegenüber droht der Mensch seine innere pse_118.022 Sicherheit zu verlieren, seine Wertungen werden zweifelhaft, pse_118.023 er gerät in eine ambivalente Haltung. Dazu kann dann ein pse_118.024 satanisches Lachen treten, das das Groteske noch erregender pse_118.025 macht. Damit wird nun deutlich der Sinn der künstlerischen pse_118.026 Gestaltung des Grotesken greifbar: es ist eine Befreiung von pse_118.027 dem Alpdruck des Grotesken. Im Gestalten bewältigt man es. pse_118.028 Damit kann man geradezu definieren: »Die Gestaltung des pse_118.029 Grotesken ist der Versuch, das Dämonische in der Welt zu pse_118.030 bannen und zu beschwören« (Kayser). Dieser Bestimmung pse_118.031 gegenüber kann man allerdings fragen: ist die gestalterische pse_118.032 Bändigung der entfremdeten Welt in der Groteske, das heißt pse_118.033 eben als entfremdeter Welt, die einzige Möglichkeit, sie zu pse_118.034 bannen, sich von ihr zu befreien. Es ist geschichtlich eigenartig, pse_118.035 daß vielfach gerade in Zeiten, wo die Welt auch grotesk pse_118.036 gesehen wurde, wo also auch eine groteske Kunst entstand, pse_118.037 auch hohe Kunstwerke ganz anderer Art geschaffen wurden. pse_118.038 Neben der grotesken Kunst vom Ende des 15. bis ins 17.
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Bildhauerei, schon gar nicht in der Baukunst finden, ist das pse_118.008
Groteske überall zuhause. Daher hat Kayser in seinem Buch pse_118.009
über das Groteske zur Dichtung auch die Malerei herangezogen pse_118.010
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Das Groteske entfaltet sich mit Vorliebe an bestimmten pse_118.012
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Grotesken ist der Versuch, das Dämonische in der Welt zu pse_118.030
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Seidler, Herbert: Die Dichtung: Wesen, Form, Dasein. Stuttgart, 1959, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seidler_poetik_1959/134>, abgerufen am 22.11.2024.
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