Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Dritter Abschnitt.
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieselben befinden sich bald vorn, bald
hinten; im ersteren Falle ist hinten eine Laufachse eingelegt, im letzteren vorne
ein zweiachsiger Drehschemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung
"Machine outrance". Bei mehreren Bahnen, insbesondere bei der Orleansbahn,
sind bewegliche Achsen, zum Theil nach amerikanischem System, eingeführt. Der
totale Radstand beträgt meist über 5 Meter, die größte Länge der Maschine
8.5 Meter, ausnahmsweise sogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils
außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und ist man in Fachkreisen nicht einig,
[Abbildung] Fig. 800.

Schnellzuglocomotive der belgischen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter;
Dienstgewicht 49 Tonnen.)

welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das System der
innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe
der hin- und hergehenden Massen. Anderseits aber sind bei dieser Anordnung
Reparaturen sehr erschwert, abgesehen von der abweichenden Construction der
Räder und Achsen.

Die Regulirung des Ganges der Maschine erfolgt durch Schrauben an
Stelle des üblichen, schwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der
Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder ist
in der Regel horizontal, und sie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die
Kolben sind nach dem sogenannten "schwedischen System" und mit zwei eisernen
Ringen umgeben. Zuweilen sind sie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,

Dritter Abſchnitt.
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieſelben befinden ſich bald vorn, bald
hinten; im erſteren Falle iſt hinten eine Laufachſe eingelegt, im letzteren vorne
ein zweiachſiger Drehſchemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung
»Machine outrance«. Bei mehreren Bahnen, insbeſondere bei der Orléansbahn,
ſind bewegliche Achſen, zum Theil nach amerikaniſchem Syſtem, eingeführt. Der
totale Radſtand beträgt meiſt über 5 Meter, die größte Länge der Maſchine
8‧5 Meter, ausnahmsweiſe ſogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils
außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und iſt man in Fachkreiſen nicht einig,
[Abbildung] Fig. 800.

Schnellzuglocomotive der belgiſchen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter;
Dienſtgewicht 49 Tonnen.)

welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Syſtem der
innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe
der hin- und hergehenden Maſſen. Anderſeits aber ſind bei dieſer Anordnung
Reparaturen ſehr erſchwert, abgeſehen von der abweichenden Conſtruction der
Räder und Achſen.

Die Regulirung des Ganges der Maſchine erfolgt durch Schrauben an
Stelle des üblichen, ſchwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der
Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder iſt
in der Regel horizontal, und ſie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die
Kolben ſind nach dem ſogenannten »ſchwediſchen Syſtem« und mit zwei eiſernen
Ringen umgeben. Zuweilen ſind ſie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0996" n="914"/><fw place="top" type="header">Dritter Ab&#x017F;chnitt.</fw><lb/>
mit den großen gekuppelten Treibrädern. Die&#x017F;elben befinden &#x017F;ich bald vorn, bald<lb/>
hinten; im er&#x017F;teren Falle i&#x017F;t hinten eine Laufach&#x017F;e eingelegt, im letzteren vorne<lb/>
ein zweiach&#x017F;iger Dreh&#x017F;chemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung<lb/>
»<hi rendition="#aq">Machine outrance</hi>«. Bei mehreren Bahnen, insbe&#x017F;ondere bei der Orl<hi rendition="#aq">é</hi>ansbahn,<lb/>
&#x017F;ind bewegliche Ach&#x017F;en, zum Theil nach amerikani&#x017F;chem Sy&#x017F;tem, eingeführt. Der<lb/>
totale Rad&#x017F;tand beträgt mei&#x017F;t über 5 Meter, die größte Länge der Ma&#x017F;chine<lb/>
8&#x2027;5 Meter, ausnahmswei&#x017F;e &#x017F;ogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils<lb/>
außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und i&#x017F;t man in Fachkrei&#x017F;en nicht einig,<lb/><figure><head>Fig. 800.</head><p> Schnellzuglocomotive der belgi&#x017F;chen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter;<lb/>
Dien&#x017F;tgewicht 49 Tonnen.)</p></figure><lb/>
welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Sy&#x017F;tem der<lb/>
innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe<lb/>
der hin- und hergehenden Ma&#x017F;&#x017F;en. Ander&#x017F;eits aber &#x017F;ind bei die&#x017F;er Anordnung<lb/>
Reparaturen &#x017F;ehr er&#x017F;chwert, abge&#x017F;ehen von der abweichenden Con&#x017F;truction der<lb/>
Räder und Ach&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Die Regulirung des Ganges der Ma&#x017F;chine erfolgt durch Schrauben an<lb/>
Stelle des üblichen, &#x017F;chwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der<lb/>
Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder i&#x017F;t<lb/>
in der Regel horizontal, und &#x017F;ie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die<lb/>
Kolben &#x017F;ind nach dem &#x017F;ogenannten »&#x017F;chwedi&#x017F;chen Sy&#x017F;tem« und mit zwei ei&#x017F;ernen<lb/>
Ringen umgeben. Zuweilen &#x017F;ind &#x017F;ie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[914/0996] Dritter Abſchnitt. mit den großen gekuppelten Treibrädern. Dieſelben befinden ſich bald vorn, bald hinten; im erſteren Falle iſt hinten eine Laufachſe eingelegt, im letzteren vorne ein zweiachſiger Drehſchemel. Die zweite Type führt allgemein die Bezeichnung »Machine outrance«. Bei mehreren Bahnen, insbeſondere bei der Orléansbahn, ſind bewegliche Achſen, zum Theil nach amerikaniſchem Syſtem, eingeführt. Der totale Radſtand beträgt meiſt über 5 Meter, die größte Länge der Maſchine 8‧5 Meter, ausnahmsweiſe ſogar über 9 Meter. Die Cylinder liegen größtentheils außerhalb, vielfach jedoch auch innerhalb, und iſt man in Fachkreiſen nicht einig, [Abbildung Fig. 800. Schnellzuglocomotive der belgiſchen Staatsbahnen. (Totale Heizfläche 130 Quadratmeter; Dienſtgewicht 49 Tonnen.)] welche Anordnung den Vorzug verdient. Bekanntlich verleiht das Syſtem der innenliegenden Cylinder der Locomotive mehr Halt, und es vermindert die Unruhe der hin- und hergehenden Maſſen. Anderſeits aber ſind bei dieſer Anordnung Reparaturen ſehr erſchwert, abgeſehen von der abweichenden Conſtruction der Räder und Achſen. Die Regulirung des Ganges der Maſchine erfolgt durch Schrauben an Stelle des üblichen, ſchwer zu handhabenden Hebels. Bei den Locomotiven der Lyoner Bahn tritt noch ein Dampfgegengewicht hinzu. Die Lage der Cylinder iſt in der Regel horizontal, und ſie tragen ihre Schieber an der oberen Seite. Die Kolben ſind nach dem ſogenannten »ſchwediſchen Syſtem« und mit zwei eiſernen Ringen umgeben. Zuweilen ſind ſie behufs Verminderung der Reibung aus Bronze,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/996
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/996>, abgerufen am 19.05.2024.