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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Motorwagen.
Seine Bezeichnung als cyclistisches Automobil (oder automobiles Fahrrad)
verleiht in charakteristischer Weise dem elementaren Grundsatze der Fortbewegungs-
theorie Ausdruck, daß für ein rasches Vorwärtskommen die Stärke weniger ins
Gewicht fällt, als die Leichtigkeit. Doch ist letztere immerhin nur eine relative,
denn ein solches Fahrzeug wiegt circa 100 Kilogramm. Da es aber, mit einem
Motor von 1 1/4 Pferdekräften ausgerüstet, nur eine Person trägt, ist seine Ge-
schwindigkeit ungleich größer als die jener 6pferdigen Maschinen, welche ein Gewicht
von 1000 Kilogramm aufweisen und doch nur zwei Personen tragen.

[Abbildung] Fig. 773.

Tricycle mit Dion & Bouton-Motor (1 3/4 Pferdekräfte). Modell Rochet mit der in der Brücke
befindlichen Achse.

Das Benzin-Tricycle ist ein gewöhnliches Dreirad, in allen seinen Theilen
verstärkt und mit Einrichtungen versehen, welche es gestatten, dasselbe sowohl durch
Muskelarbeit als auch mittelst mechanischer Kraft fortzubewegen. Zu diesem Ende
ist die Hinterachse derart eingerichtet, daß sie sowohl durch die Transmissionskette
mittelst menschlicher Kraft, sowie durch ein großes Zahnrad, welches der in erster
Linie als Krafterzeuger in Betracht kommende Motor antreibt, in Action versetzt
werden kann. Pedale und Motor sind selbstverständlich von einander unabhängig,
da selbst bei einer übertrieben hohen Uebersetzung die Füße des Lenkers die oft
rasende Schnelligkeit, welche die mechanische Kraft dem Tricycle verleiht, nicht
folgen könnten.

Die Motorwagen.
Seine Bezeichnung als cycliſtiſches Automobil (oder automobiles Fahrrad)
verleiht in charakteriſtiſcher Weiſe dem elementaren Grundſatze der Fortbewegungs-
theorie Ausdruck, daß für ein raſches Vorwärtskommen die Stärke weniger ins
Gewicht fällt, als die Leichtigkeit. Doch iſt letztere immerhin nur eine relative,
denn ein ſolches Fahrzeug wiegt circa 100 Kilogramm. Da es aber, mit einem
Motor von 1 ¼ Pferdekräften ausgerüſtet, nur eine Perſon trägt, iſt ſeine Ge-
ſchwindigkeit ungleich größer als die jener 6pferdigen Maſchinen, welche ein Gewicht
von 1000 Kilogramm aufweiſen und doch nur zwei Perſonen tragen.

[Abbildung] Fig. 773.

Tricycle mit Dion & Bouton-Motor (1 ¾ Pferdekräfte). Modell Rochet mit der in der Brücke
befindlichen Achſe.

Das Benzin-Tricycle iſt ein gewöhnliches Dreirad, in allen ſeinen Theilen
verſtärkt und mit Einrichtungen verſehen, welche es geſtatten, dasſelbe ſowohl durch
Muskelarbeit als auch mittelſt mechaniſcher Kraft fortzubewegen. Zu dieſem Ende
iſt die Hinterachſe derart eingerichtet, daß ſie ſowohl durch die Transmiſſionskette
mittelſt menſchlicher Kraft, ſowie durch ein großes Zahnrad, welches der in erſter
Linie als Krafterzeuger in Betracht kommende Motor antreibt, in Action verſetzt
werden kann. Pedale und Motor ſind ſelbſtverſtändlich von einander unabhängig,
da ſelbſt bei einer übertrieben hohen Ueberſetzung die Füße des Lenkers die oft
raſende Schnelligkeit, welche die mechaniſche Kraft dem Tricycle verleiht, nicht
folgen könnten.

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[885/0967] Die Motorwagen. Seine Bezeichnung als cycliſtiſches Automobil (oder automobiles Fahrrad) verleiht in charakteriſtiſcher Weiſe dem elementaren Grundſatze der Fortbewegungs- theorie Ausdruck, daß für ein raſches Vorwärtskommen die Stärke weniger ins Gewicht fällt, als die Leichtigkeit. Doch iſt letztere immerhin nur eine relative, denn ein ſolches Fahrzeug wiegt circa 100 Kilogramm. Da es aber, mit einem Motor von 1 ¼ Pferdekräften ausgerüſtet, nur eine Perſon trägt, iſt ſeine Ge- ſchwindigkeit ungleich größer als die jener 6pferdigen Maſchinen, welche ein Gewicht von 1000 Kilogramm aufweiſen und doch nur zwei Perſonen tragen. [Abbildung Fig. 773. Tricycle mit Dion & Bouton-Motor (1 ¾ Pferdekräfte). Modell Rochet mit der in der Brücke befindlichen Achſe.] Das Benzin-Tricycle iſt ein gewöhnliches Dreirad, in allen ſeinen Theilen verſtärkt und mit Einrichtungen verſehen, welche es geſtatten, dasſelbe ſowohl durch Muskelarbeit als auch mittelſt mechaniſcher Kraft fortzubewegen. Zu dieſem Ende iſt die Hinterachſe derart eingerichtet, daß ſie ſowohl durch die Transmiſſionskette mittelſt menſchlicher Kraft, ſowie durch ein großes Zahnrad, welches der in erſter Linie als Krafterzeuger in Betracht kommende Motor antreibt, in Action verſetzt werden kann. Pedale und Motor ſind ſelbſtverſtändlich von einander unabhängig, da ſelbſt bei einer übertrieben hohen Ueberſetzung die Füße des Lenkers die oft raſende Schnelligkeit, welche die mechaniſche Kraft dem Tricycle verleiht, nicht folgen könnten.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/967>, abgerufen am 23.11.2024.