Wir haben zum Schlusse noch einige Bemerkungen über außergewöhnliche Constructionen von Fahrrädern vorzubringen, einschließlich der sogenannten "nautischen Velocipedes", auf welche wir weiter unten zurückkommen. Größere Verbreitung haben alle diese Anläufe, welche lediglich als Versuche anzusehen sind, nicht genommen. Da wäre vor Allem das von einem Mitgliede der Pariser "Salon de cycle", namens Valere, erfundene Fahrrad, welches vor einigen Jahren das lebhafteste Interesse in Sportkreisen erregte. Gleichwohl ist diese Construction bei dem Versuche stehen geblieben.
[Abbildung]
Fig. 754.
Verbessertes Valerisches Bicycle.
Die in Fig. 754 abgebildete Va- lere'sche Maschine wiegt etwa 22 Kilogramm, und ergaben die ersten Fahrtversuche, daß ein guter Fahrer damit 45 Kilometer in der Stunde zurücklegen kann. Ihre Ueberlegenheit über die Fahr- räder bisheriger Construction wurde der Eigenart der Neue- rung, sowie der durch Ketten be- werkstelligten Kraftübertragung von den Pedalen auf das Triebrad zugeschrieben.
Bei dem in Fig. 755 abge- bildeten Monocycle von L. W. Harper (Minnesota) befindet sich der Sitz unterhalb des Mittel- punktes eines groß, aber leicht dimensionirten Rades, das zugleich den Bewegungsmechanismus in sich schließt. Das Rad ist hohl und trägt einen hohlen Radreifen, der mit Pneumatik ausgestattet ist. Um das Fahrzeug leichter verpacken zu können, ist es aus mehreren Theilen zusammengesetzt, welche durch verbindende Zapfen zusammengehalten werden, während die einzelnen Theile wieder durch Schrauben aneinander befestigt sind. Mit dem Radkranze parallel laufen zwei concentrische Metallringe, die mit ersterem mittelst kleiner, hohler Stahlspangen verbunden sind und zur Vergrößerung der Festigkeit des Rades dienen. Diese Reifen sind gleichfalls zerlegbar.
Der Bewegungsmechanismus befindet sich im Mittelpunkte des Rades in den Achsbüchsen. Auf der Außenseite jeder Büchse und mit diesen verbunden ist ein konisches Zahnrad angebracht, und sind die Achslager mit Löchern versehen, die von einem Ende zum anderen reichen, damit die Achsen als solche, auf welche
Erſter Abſchnitt.
Wir haben zum Schluſſe noch einige Bemerkungen über außergewöhnliche Conſtructionen von Fahrrädern vorzubringen, einſchließlich der ſogenannten »nautiſchen Velocipedes«, auf welche wir weiter unten zurückkommen. Größere Verbreitung haben alle dieſe Anläufe, welche lediglich als Verſuche anzuſehen ſind, nicht genommen. Da wäre vor Allem das von einem Mitgliede der Pariſer »Salon de cycle«, namens Valère, erfundene Fahrrad, welches vor einigen Jahren das lebhafteste Intereſſe in Sportkreiſen erregte. Gleichwohl iſt dieſe Conſtruction bei dem Verſuche ſtehen geblieben.
[Abbildung]
Fig. 754.
Verbeſſertes Valèriſches Bicycle.
Die in Fig. 754 abgebildete Va- lère'ſche Maſchine wiegt etwa 22 Kilogramm, und ergaben die erſten Fahrtverſuche, daß ein guter Fahrer damit 45 Kilometer in der Stunde zurücklegen kann. Ihre Ueberlegenheit über die Fahr- räder bisheriger Conſtruction wurde der Eigenart der Neue- rung, ſowie der durch Ketten be- werkſtelligten Kraftübertragung von den Pedalen auf das Triebrad zugeſchrieben.
Bei dem in Fig. 755 abge- bildeten Monocycle von L. W. Harper (Minneſota) befindet ſich der Sitz unterhalb des Mittel- punktes eines groß, aber leicht dimenſionirten Rades, das zugleich den Bewegungsmechanismus in ſich ſchließt. Das Rad iſt hohl und trägt einen hohlen Radreifen, der mit Pneumatik ausgeſtattet iſt. Um das Fahrzeug leichter verpacken zu können, iſt es aus mehreren Theilen zuſammengeſetzt, welche durch verbindende Zapfen zuſammengehalten werden, während die einzelnen Theile wieder durch Schrauben aneinander befeſtigt ſind. Mit dem Radkranze parallel laufen zwei concentriſche Metallringe, die mit erſterem mittelſt kleiner, hohler Stahlſpangen verbunden ſind und zur Vergrößerung der Feſtigkeit des Rades dienen. Dieſe Reifen ſind gleichfalls zerlegbar.
Der Bewegungsmechanismus befindet ſich im Mittelpunkte des Rades in den Achsbüchſen. Auf der Außenſeite jeder Büchſe und mit dieſen verbunden iſt ein koniſches Zahnrad angebracht, und ſind die Achslager mit Löchern verſehen, die von einem Ende zum anderen reichen, damit die Achſen als ſolche, auf welche
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Erſter Abſchnitt.
Wir haben zum Schluſſe noch einige Bemerkungen über außergewöhnliche
Conſtructionen von Fahrrädern vorzubringen, einſchließlich der ſogenannten
»nautiſchen Velocipedes«, auf welche wir weiter unten zurückkommen. Größere
Verbreitung haben alle dieſe Anläufe, welche lediglich als Verſuche anzuſehen ſind,
nicht genommen. Da wäre vor Allem das von einem Mitgliede der Pariſer
»Salon de cycle«, namens Valère, erfundene Fahrrad, welches vor einigen Jahren
das lebhafteste Intereſſe in Sportkreiſen erregte. Gleichwohl iſt dieſe Conſtruction
bei dem Verſuche ſtehen geblieben.
[Abbildung Fig. 754. Verbeſſertes Valèriſches Bicycle.]
Die in Fig. 754 abgebildete Va-
lère'ſche Maſchine wiegt etwa
22 Kilogramm, und ergaben die
erſten Fahrtverſuche, daß ein
guter Fahrer damit 45 Kilometer
in der Stunde zurücklegen kann.
Ihre Ueberlegenheit über die Fahr-
räder bisheriger Conſtruction
wurde der Eigenart der Neue-
rung, ſowie der durch Ketten be-
werkſtelligten Kraftübertragung von
den Pedalen auf das Triebrad
zugeſchrieben.
Bei dem in Fig. 755 abge-
bildeten Monocycle von L. W.
Harper (Minneſota) befindet ſich
der Sitz unterhalb des Mittel-
punktes eines groß, aber leicht
dimenſionirten Rades, das zugleich
den Bewegungsmechanismus in
ſich ſchließt. Das Rad iſt hohl
und trägt einen hohlen Radreifen,
der mit Pneumatik ausgeſtattet
iſt. Um das Fahrzeug leichter verpacken zu können, iſt es aus mehreren Theilen
zuſammengeſetzt, welche durch verbindende Zapfen zuſammengehalten werden, während
die einzelnen Theile wieder durch Schrauben aneinander befeſtigt ſind. Mit dem
Radkranze parallel laufen zwei concentriſche Metallringe, die mit erſterem mittelſt
kleiner, hohler Stahlſpangen verbunden ſind und zur Vergrößerung der Feſtigkeit
des Rades dienen. Dieſe Reifen ſind gleichfalls zerlegbar.
Der Bewegungsmechanismus befindet ſich im Mittelpunkte des Rades in
den Achsbüchſen. Auf der Außenſeite jeder Büchſe und mit dieſen verbunden iſt
ein koniſches Zahnrad angebracht, und ſind die Achslager mit Löchern verſehen,
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 856. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/938>, abgerufen am 23.11.2024.
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