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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.

Was die Verwendung des Militärradfahrers anbelangt, wäre vor Allem zu
erwähnen, daß die Cavallerie durch denselben selbstredend nicht ersetzt werden kann.
Der Radfahrer bildet gewissermaßen ein Mittelding zwischen Infanteristen und
Cavalleristen. Von der Infanterie hat der abgesessene Radfahrer, nachdem er das
Rad am Rücken hat, die Fähigkeit, sich jedem Terrain anzuschmiegen; von der
Cavallerie hat der Radfahrer die Schnelligkeit, die nicht nur diejenige des Reiters
[Abbildung] Fig. 731.

Ph. Czeipek's zusammenklappbares Militärfahrrad.

überbietet, sondern noch den
Vortheil hat, daß sie von
Wind, Wetter, Regenzeit,
Zustand der Wege etc. weniger
abhängig ist. Die Verwen-
dung des Radfahrers im
Kriege kann entweder als
Ordonnanz, im Aufklärungs-
dienste als Nachrichtenpa-
trouille und endlich als fech-
tende Abtheilung erfolgen.
Zum Legen von feldmäßigen
Telegraphen- oder Telephon-
leitungen werden sich Rad-
fahrerabtheilungen mit be-
sonders eingerichteten Rädern
hervorragend eignen, und
sind derartige Versuche in
den Vereinigten Staaten von
Amerika mit bestem Erfolge
durchgeführt worden.

Betrachten wir nun zum
Schlusse die Organisation
der Militärradfahrer in den
verschiedenen Staaten. Oben-
an steht das Land des
Sportes, Großbritannien,
welches vom Fahrrade den ausgiebigsten Gebrauch macht. Es besteht daselbst ein
eigenes Corps fahrender Kundschafter, dem die mannigfachsten Aufgaben obliegen
und für welches jährlich größere Rennen, welche von Patrouillen gefahren werden,
festgesetzt sind. Man hat in England das Fahrrad auch zum Munitionstransporte
herangezogen. Ein äußerst interessanter Versuch dieser Art wurde mit einem von
Singer construirten, eigenthümlich zusammengesetzten Fahrrade angestellt. Dieses
Vehikel ist in Fig. 736 abgebildet. Es besteht aus sechs Bicycles, deren jedes zwei
Mann braucht, und einem siebenten, das mit einem kleinen Munitionskasten versehen

Erſter Abſchnitt.

Was die Verwendung des Militärradfahrers anbelangt, wäre vor Allem zu
erwähnen, daß die Cavallerie durch denſelben ſelbſtredend nicht erſetzt werden kann.
Der Radfahrer bildet gewiſſermaßen ein Mittelding zwiſchen Infanteriſten und
Cavalleriſten. Von der Infanterie hat der abgeſeſſene Radfahrer, nachdem er das
Rad am Rücken hat, die Fähigkeit, ſich jedem Terrain anzuſchmiegen; von der
Cavallerie hat der Radfahrer die Schnelligkeit, die nicht nur diejenige des Reiters
[Abbildung] Fig. 731.

Ph. Czeipek's zuſammenklappbares Militärfahrrad.

überbietet, ſondern noch den
Vortheil hat, daß ſie von
Wind, Wetter, Regenzeit,
Zuſtand der Wege ꝛc. weniger
abhängig iſt. Die Verwen-
dung des Radfahrers im
Kriege kann entweder als
Ordonnanz, im Aufklärungs-
dienſte als Nachrichtenpa-
trouille und endlich als fech-
tende Abtheilung erfolgen.
Zum Legen von feldmäßigen
Telegraphen- oder Telephon-
leitungen werden ſich Rad-
fahrerabtheilungen mit be-
ſonders eingerichteten Rädern
hervorragend eignen, und
ſind derartige Verſuche in
den Vereinigten Staaten von
Amerika mit beſtem Erfolge
durchgeführt worden.

Betrachten wir nun zum
Schluſſe die Organiſation
der Militärradfahrer in den
verſchiedenen Staaten. Oben-
an ſteht das Land des
Sportes, Großbritannien,
welches vom Fahrrade den ausgiebigſten Gebrauch macht. Es beſteht daſelbſt ein
eigenes Corps fahrender Kundſchafter, dem die mannigfachſten Aufgaben obliegen
und für welches jährlich größere Rennen, welche von Patrouillen gefahren werden,
feſtgeſetzt ſind. Man hat in England das Fahrrad auch zum Munitionstransporte
herangezogen. Ein äußerſt intereſſanter Verſuch dieſer Art wurde mit einem von
Singer conſtruirten, eigenthümlich zuſammengeſetzten Fahrrade angeſtellt. Dieſes
Vehikel iſt in Fig. 736 abgebildet. Es beſteht aus ſechs Bicycles, deren jedes zwei
Mann braucht, und einem ſiebenten, das mit einem kleinen Munitionskaſten verſehen

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[840/0922] Erſter Abſchnitt. Was die Verwendung des Militärradfahrers anbelangt, wäre vor Allem zu erwähnen, daß die Cavallerie durch denſelben ſelbſtredend nicht erſetzt werden kann. Der Radfahrer bildet gewiſſermaßen ein Mittelding zwiſchen Infanteriſten und Cavalleriſten. Von der Infanterie hat der abgeſeſſene Radfahrer, nachdem er das Rad am Rücken hat, die Fähigkeit, ſich jedem Terrain anzuſchmiegen; von der Cavallerie hat der Radfahrer die Schnelligkeit, die nicht nur diejenige des Reiters [Abbildung Fig. 731. Ph. Czeipek's zuſammenklappbares Militärfahrrad.] überbietet, ſondern noch den Vortheil hat, daß ſie von Wind, Wetter, Regenzeit, Zuſtand der Wege ꝛc. weniger abhängig iſt. Die Verwen- dung des Radfahrers im Kriege kann entweder als Ordonnanz, im Aufklärungs- dienſte als Nachrichtenpa- trouille und endlich als fech- tende Abtheilung erfolgen. Zum Legen von feldmäßigen Telegraphen- oder Telephon- leitungen werden ſich Rad- fahrerabtheilungen mit be- ſonders eingerichteten Rädern hervorragend eignen, und ſind derartige Verſuche in den Vereinigten Staaten von Amerika mit beſtem Erfolge durchgeführt worden. Betrachten wir nun zum Schluſſe die Organiſation der Militärradfahrer in den verſchiedenen Staaten. Oben- an ſteht das Land des Sportes, Großbritannien, welches vom Fahrrade den ausgiebigſten Gebrauch macht. Es beſteht daſelbſt ein eigenes Corps fahrender Kundſchafter, dem die mannigfachſten Aufgaben obliegen und für welches jährlich größere Rennen, welche von Patrouillen gefahren werden, feſtgeſetzt ſind. Man hat in England das Fahrrad auch zum Munitionstransporte herangezogen. Ein äußerſt intereſſanter Verſuch dieſer Art wurde mit einem von Singer conſtruirten, eigenthümlich zuſammengeſetzten Fahrrade angeſtellt. Dieſes Vehikel iſt in Fig. 736 abgebildet. Es beſteht aus ſechs Bicycles, deren jedes zwei Mann braucht, und einem ſiebenten, das mit einem kleinen Munitionskaſten verſehen

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/922>, abgerufen am 23.11.2024.