schnitt, der größte Leichtigkeit mit bedeutender Festigkeit verbindet. Ein Rohr von 25 Milimeter äußerem Durchmesser und 1 Millimeter Wandstärke besitzt einen Materialquerschnitt von 75.4 Quadratmillimeter, also denselben, wie ein Rundstab von 9.78 Millimeter Durchmesser, während seine Festigkeit mehr als 41/2mal, seine Steifigkeit wohl mehr als 10mal so groß ist, als die des Rundstabes. Die für die Fabrikation von Fahrrädern nothwendigen Rohre entstammen den sämmtlichen heutigen Rohrbildungsverfahren. Selbst Spiralrohre finden Verwendung. Eine Probe ergab, daß ein gezogenes Rohr von 25 Millimeter Durchmesser bei einer
[Abbildung]
Fig. 685.
Das Gestell (Humber-Type).
[Abbildung]
Fig. 686.
Das Niederrad (Normalschema).
Belastung von etwa 180 Kilo- gramm um 5 Millimeter durch- bog, während ein gewundenes Rohr von demselben Durchmesser und bei einer Belastung von 240 Kilogramm noch gerade blieb; erst bei 550 Kilogramm bog es sich und brach.
Bezüglich der Verbindung der einzelnen Theile des Gestelles ist zu bemerken, daß jene der Ecken e, d, g, f (Fig. 686) absolut starr sein muß, da die Figur eigentlich ein Dreieck sein sollte. Dagegen ist der Schluß des Drei- eckes c d e durch Gelenke gebildet. Ein besonders schwieriges Ver- bindungsstück ist das Hauptstück d. Hier handelt es sich um Auf- nahme von mindestens ein, in einigen Fällen sogar fünf Stäben, wozu zwei Stützen für die Stellschrauben kommen, sowie des Hauptlagers, welches in die Höhlung gesetzt wird. Die Verbindung der Rohrstäbe mit den Eckstücken geschieht durch Einstreben, Verstiften und Löthen, auch Schweißen oder, neuerdings, durch Verrollen. Die Verbindung der Gelenkecken hat nichts Besonderes in sich. Die Doppelstäbe c e und d e (in Fig. 686, vergleiche auch Fig. 685) sind oval geformt, was einfach durch Zusammendrücken bewerkstelligt wird. Diese Manipu- lation bis zum völligen Flachdrücken führt auch zur zweckmäßigen Vorbereitung der Enden dieser Stäbe, welche als Gabel oder Gelenk verbunden werden.
Der zweite Hauptbestandtheil des Fahrrades sind die Räder. Denselben kommt die Eigenthümlichkeit zu, daß die Nabe nicht auf den Speichen steht (von ihnen gestützt wird), sondern an den Speichen hängt. Je nach der Art der Verbindung der Nabe mit den Speichen unterscheidet man Radialspeichen und
Erſter Abſchnitt.
ſchnitt, der größte Leichtigkeit mit bedeutender Feſtigkeit verbindet. Ein Rohr von 25 Milimeter äußerem Durchmeſſer und 1 Millimeter Wandſtärke beſitzt einen Materialquerſchnitt von 75‧4 Quadratmillimeter, alſo denſelben, wie ein Rundſtab von 9‧78 Millimeter Durchmeſſer, während ſeine Feſtigkeit mehr als 4½mal, ſeine Steifigkeit wohl mehr als 10mal ſo groß iſt, als die des Rundſtabes. Die für die Fabrikation von Fahrrädern nothwendigen Rohre entſtammen den ſämmtlichen heutigen Rohrbildungsverfahren. Selbſt Spiralrohre finden Verwendung. Eine Probe ergab, daß ein gezogenes Rohr von 25 Millimeter Durchmeſſer bei einer
[Abbildung]
Fig. 685.
Das Geſtell (Humber-Type).
[Abbildung]
Fig. 686.
Das Niederrad (Normalſchema).
Belaſtung von etwa 180 Kilo- gramm um 5 Millimeter durch- bog, während ein gewundenes Rohr von demſelben Durchmeſſer und bei einer Belaſtung von 240 Kilogramm noch gerade blieb; erſt bei 550 Kilogramm bog es ſich und brach.
Bezüglich der Verbindung der einzelnen Theile des Geſtelles iſt zu bemerken, daß jene der Ecken e, d, g, f (Fig. 686) abſolut ſtarr ſein muß, da die Figur eigentlich ein Dreieck ſein ſollte. Dagegen iſt der Schluß des Drei- eckes c d e durch Gelenke gebildet. Ein beſonders ſchwieriges Ver- bindungsſtück iſt das Hauptſtück d. Hier handelt es ſich um Auf- nahme von mindeſtens ein, in einigen Fällen ſogar fünf Stäben, wozu zwei Stützen für die Stellſchrauben kommen, ſowie des Hauptlagers, welches in die Höhlung geſetzt wird. Die Verbindung der Rohrſtäbe mit den Eckſtücken geſchieht durch Einſtreben, Verſtiften und Löthen, auch Schweißen oder, neuerdings, durch Verrollen. Die Verbindung der Gelenkecken hat nichts Beſonderes in ſich. Die Doppelſtäbe c e und d e (in Fig. 686, vergleiche auch Fig. 685) ſind oval geformt, was einfach durch Zuſammendrücken bewerkſtelligt wird. Dieſe Manipu- lation bis zum völligen Flachdrücken führt auch zur zweckmäßigen Vorbereitung der Enden dieſer Stäbe, welche als Gabel oder Gelenk verbunden werden.
Der zweite Hauptbeſtandtheil des Fahrrades ſind die Räder. Denſelben kommt die Eigenthümlichkeit zu, daß die Nabe nicht auf den Speichen ſteht (von ihnen geſtützt wird), ſondern an den Speichen hängt. Je nach der Art der Verbindung der Nabe mit den Speichen unterſcheidet man Radialſpeichen und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0906"n="824"/><fwplace="top"type="header">Erſter Abſchnitt.</fw><lb/>ſchnitt, der größte Leichtigkeit mit bedeutender Feſtigkeit verbindet. Ein Rohr von<lb/>
25 Milimeter äußerem Durchmeſſer und 1 Millimeter Wandſtärke beſitzt einen<lb/>
Materialquerſchnitt von 75‧4 Quadratmillimeter, alſo denſelben, wie ein Rundſtab<lb/>
von 9‧78 Millimeter Durchmeſſer, während ſeine Feſtigkeit mehr als 4½mal, ſeine<lb/>
Steifigkeit wohl mehr als 10mal ſo groß iſt, als die des Rundſtabes. Die für<lb/>
die Fabrikation von Fahrrädern nothwendigen Rohre entſtammen den ſämmtlichen<lb/>
heutigen Rohrbildungsverfahren. Selbſt Spiralrohre finden Verwendung. Eine<lb/>
Probe ergab, daß ein gezogenes Rohr von 25 Millimeter Durchmeſſer bei einer<lb/><figure><head>Fig. 685.</head><p> Das Geſtell (Humber-Type).</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 686.</head><p> Das Niederrad (Normalſchema).</p></figure> Belaſtung von etwa 180 Kilo-<lb/>
gramm um 5 Millimeter durch-<lb/>
bog, während ein gewundenes<lb/>
Rohr von demſelben Durchmeſſer<lb/>
und bei einer Belaſtung von<lb/>
240 Kilogramm noch gerade<lb/>
blieb; erſt bei 550 Kilogramm<lb/>
bog es ſich und brach.</p><lb/><p>Bezüglich der Verbindung<lb/>
der einzelnen Theile des Geſtelles<lb/>
iſt zu bemerken, daß jene der<lb/>
Ecken <hirendition="#aq">e</hi>, <hirendition="#aq">d</hi>, <hirendition="#aq">g</hi>, <hirendition="#aq">f</hi> (Fig. 686) abſolut<lb/>ſtarr ſein muß, da die Figur<lb/>
eigentlich ein Dreieck ſein ſollte.<lb/>
Dagegen iſt der Schluß des Drei-<lb/>
eckes <hirendition="#aq">c d e</hi> durch Gelenke gebildet.<lb/>
Ein beſonders ſchwieriges Ver-<lb/>
bindungsſtück iſt das Hauptſtück <hirendition="#aq">d</hi>.<lb/>
Hier handelt es ſich um Auf-<lb/>
nahme von mindeſtens ein, in<lb/>
einigen Fällen ſogar fünf Stäben,<lb/>
wozu zwei Stützen für die Stellſchrauben kommen, ſowie des Hauptlagers, welches<lb/>
in die Höhlung geſetzt wird. Die Verbindung der Rohrſtäbe mit den Eckſtücken<lb/>
geſchieht durch Einſtreben, Verſtiften und Löthen, auch Schweißen oder, neuerdings,<lb/>
durch Verrollen. Die Verbindung der Gelenkecken hat nichts Beſonderes in ſich.<lb/>
Die Doppelſtäbe <hirendition="#aq">c e</hi> und <hirendition="#aq">d e</hi> (in Fig. 686, vergleiche auch Fig. 685) ſind oval<lb/>
geformt, was einfach durch Zuſammendrücken bewerkſtelligt wird. Dieſe Manipu-<lb/>
lation bis zum völligen Flachdrücken führt auch zur zweckmäßigen Vorbereitung<lb/>
der Enden dieſer Stäbe, welche als Gabel oder Gelenk verbunden werden.</p><lb/><p>Der zweite Hauptbeſtandtheil des Fahrrades ſind die <hirendition="#g">Räder</hi>. Denſelben<lb/>
kommt die Eigenthümlichkeit zu, daß die Nabe nicht auf den Speichen ſteht<lb/>
(von ihnen geſtützt wird), ſondern an den Speichen hängt. Je nach der Art der<lb/>
Verbindung der Nabe mit den Speichen unterſcheidet man Radialſpeichen und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[824/0906]
Erſter Abſchnitt.
ſchnitt, der größte Leichtigkeit mit bedeutender Feſtigkeit verbindet. Ein Rohr von
25 Milimeter äußerem Durchmeſſer und 1 Millimeter Wandſtärke beſitzt einen
Materialquerſchnitt von 75‧4 Quadratmillimeter, alſo denſelben, wie ein Rundſtab
von 9‧78 Millimeter Durchmeſſer, während ſeine Feſtigkeit mehr als 4½mal, ſeine
Steifigkeit wohl mehr als 10mal ſo groß iſt, als die des Rundſtabes. Die für
die Fabrikation von Fahrrädern nothwendigen Rohre entſtammen den ſämmtlichen
heutigen Rohrbildungsverfahren. Selbſt Spiralrohre finden Verwendung. Eine
Probe ergab, daß ein gezogenes Rohr von 25 Millimeter Durchmeſſer bei einer
[Abbildung Fig. 685. Das Geſtell (Humber-Type).]
[Abbildung Fig. 686. Das Niederrad (Normalſchema).]
Belaſtung von etwa 180 Kilo-
gramm um 5 Millimeter durch-
bog, während ein gewundenes
Rohr von demſelben Durchmeſſer
und bei einer Belaſtung von
240 Kilogramm noch gerade
blieb; erſt bei 550 Kilogramm
bog es ſich und brach.
Bezüglich der Verbindung
der einzelnen Theile des Geſtelles
iſt zu bemerken, daß jene der
Ecken e, d, g, f (Fig. 686) abſolut
ſtarr ſein muß, da die Figur
eigentlich ein Dreieck ſein ſollte.
Dagegen iſt der Schluß des Drei-
eckes c d e durch Gelenke gebildet.
Ein beſonders ſchwieriges Ver-
bindungsſtück iſt das Hauptſtück d.
Hier handelt es ſich um Auf-
nahme von mindeſtens ein, in
einigen Fällen ſogar fünf Stäben,
wozu zwei Stützen für die Stellſchrauben kommen, ſowie des Hauptlagers, welches
in die Höhlung geſetzt wird. Die Verbindung der Rohrſtäbe mit den Eckſtücken
geſchieht durch Einſtreben, Verſtiften und Löthen, auch Schweißen oder, neuerdings,
durch Verrollen. Die Verbindung der Gelenkecken hat nichts Beſonderes in ſich.
Die Doppelſtäbe c e und d e (in Fig. 686, vergleiche auch Fig. 685) ſind oval
geformt, was einfach durch Zuſammendrücken bewerkſtelligt wird. Dieſe Manipu-
lation bis zum völligen Flachdrücken führt auch zur zweckmäßigen Vorbereitung
der Enden dieſer Stäbe, welche als Gabel oder Gelenk verbunden werden.
Der zweite Hauptbeſtandtheil des Fahrrades ſind die Räder. Denſelben
kommt die Eigenthümlichkeit zu, daß die Nabe nicht auf den Speichen ſteht
(von ihnen geſtützt wird), ſondern an den Speichen hängt. Je nach der Art der
Verbindung der Nabe mit den Speichen unterſcheidet man Radialſpeichen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/906>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.