Richtung am vorderen Bügelrand, so functionirt das Gewehr als Doppelflinte, da der Hebel unter die im Schlosse angebrachte Brücke tritt und den Kugellauf durch Abspannen der Mittelfeder sichert. Liegt dagegen dieser Hebel in seiner Richtung an den unteren Schaftrand gedreht, so functionirt das Gewehr als Büchsflinte. Die Umstellung des Hebels kann jederzeit erfolgen, selbst im Anschlage, da die Construction drei selbstständige Schlösser, aber nur zwei Abzüge hat, von welchen einer verstellbar ist.
[Abbildung]
Fig. 673.
Pulverprobe nach Uchatius.
Ebenso sinnreich ist die Col- lath'sche Sicherung. Dieselbe ist in Form eines Flügeldrehers am Kolben- halse von außen sichtbar, hierdurch also auf den ersten Blick zu contro- liren. Dieselbe functionirt tadellos, hindert nicht beim Schuß und kann durch keinen Zwischenfall (Hängen- bleiben an Aesten, Sturz, Schlag, Stoß) aus seiner Lage gebracht werden. Diese Versicherung wird in der Weise bethätigt, daß ein mit dem Flügel- dreher verbundener excentrischer Ansatz sich vor die gespannten Nüsse des Schlosses legt. Das Sperren und Oeffnen der Sicherung geschieht durch Wenden des Flügeldrehers um 90 Grad. Liegt der Flügeldreher in der Linie der Visur, so ist das Schloß gesichert; Vierteldrehung nach links macht das Gewehr schußbereit.
Bei der Construction der Feuer- waffen kommt es -- wie z. B. bei den complicirten modernen Geschützen -- nicht so sehr auf die Constructions- weise, beziehungsweise die ihr dienstbar gemachten maschinellen Hilfsmittel an, als vielmehr auf jene Factoren, welche bei der Gebrauchnahme der Feuerwaffen wirksam werden. Die Construction selbst hängt ja in erster Linie von den mechanischen Einwirkungen, denen das Material ausgesetzt ist, ab, also von der Ladung, beziehungs- weise dem Geschosse und was damit zusammenhängt. Man begreift alle hierher gehörigen Untersuchungen mit der Bezeichnung "ballistische Messungen" zusammen und spielen dieselben in allen Kanonenfabriken großen Styles eine hervorragende Rolle.
Die Handfeuerwaffen.
Richtung am vorderen Bügelrand, ſo functionirt das Gewehr als Doppelflinte, da der Hebel unter die im Schloſſe angebrachte Brücke tritt und den Kugellauf durch Abſpannen der Mittelfeder ſichert. Liegt dagegen dieſer Hebel in ſeiner Richtung an den unteren Schaftrand gedreht, ſo functionirt das Gewehr als Büchsflinte. Die Umſtellung des Hebels kann jederzeit erfolgen, ſelbſt im Anſchlage, da die Conſtruction drei ſelbſtſtändige Schlöſſer, aber nur zwei Abzüge hat, von welchen einer verſtellbar iſt.
[Abbildung]
Fig. 673.
Pulverprobe nach Uchatius.
Ebenſo ſinnreich iſt die Col- lath'ſche Sicherung. Dieſelbe iſt in Form eines Flügeldrehers am Kolben- halſe von außen ſichtbar, hierdurch alſo auf den erſten Blick zu contro- liren. Dieſelbe functionirt tadellos, hindert nicht beim Schuß und kann durch keinen Zwiſchenfall (Hängen- bleiben an Aeſten, Sturz, Schlag, Stoß) aus ſeiner Lage gebracht werden. Dieſe Verſicherung wird in der Weiſe bethätigt, daß ein mit dem Flügel- dreher verbundener excentriſcher Anſatz ſich vor die geſpannten Nüſſe des Schloſſes legt. Das Sperren und Oeffnen der Sicherung geſchieht durch Wenden des Flügeldrehers um 90 Grad. Liegt der Flügeldreher in der Linie der Viſur, ſo iſt das Schloß geſichert; Vierteldrehung nach links macht das Gewehr ſchußbereit.
Bei der Conſtruction der Feuer- waffen kommt es — wie z. B. bei den complicirten modernen Geſchützen — nicht ſo ſehr auf die Conſtructions- weiſe, beziehungsweiſe die ihr dienſtbar gemachten maſchinellen Hilfsmittel an, als vielmehr auf jene Factoren, welche bei der Gebrauchnahme der Feuerwaffen wirkſam werden. Die Conſtruction ſelbſt hängt ja in erſter Linie von den mechaniſchen Einwirkungen, denen das Material ausgeſetzt iſt, ab, alſo von der Ladung, beziehungs- weiſe dem Geſchoſſe und was damit zuſammenhängt. Man begreift alle hierher gehörigen Unterſuchungen mit der Bezeichnung »balliſtiſche Meſſungen« zuſammen und ſpielen dieſelben in allen Kanonenfabriken großen Styles eine hervorragende Rolle.
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Die Handfeuerwaffen.
Richtung am vorderen Bügelrand, ſo functionirt das Gewehr als Doppelflinte, da
der Hebel unter die im Schloſſe angebrachte Brücke tritt und den Kugellauf durch
Abſpannen der Mittelfeder ſichert. Liegt dagegen dieſer Hebel in ſeiner Richtung
an den unteren Schaftrand gedreht, ſo functionirt das Gewehr als Büchsflinte.
Die Umſtellung des Hebels kann jederzeit erfolgen, ſelbſt im Anſchlage, da die
Conſtruction drei ſelbſtſtändige Schlöſſer, aber nur zwei Abzüge hat, von welchen
einer verſtellbar iſt.
[Abbildung Fig. 673. Pulverprobe nach Uchatius.]
Ebenſo ſinnreich iſt die Col-
lath'ſche Sicherung. Dieſelbe iſt in
Form eines Flügeldrehers am Kolben-
halſe von außen ſichtbar, hierdurch
alſo auf den erſten Blick zu contro-
liren. Dieſelbe functionirt tadellos,
hindert nicht beim Schuß und kann
durch keinen Zwiſchenfall (Hängen-
bleiben an Aeſten, Sturz, Schlag,
Stoß) aus ſeiner Lage gebracht werden.
Dieſe Verſicherung wird in der Weiſe
bethätigt, daß ein mit dem Flügel-
dreher verbundener excentriſcher Anſatz
ſich vor die geſpannten Nüſſe des
Schloſſes legt. Das Sperren und
Oeffnen der Sicherung geſchieht durch
Wenden des Flügeldrehers um 90
Grad. Liegt der Flügeldreher in der
Linie der Viſur, ſo iſt das Schloß
geſichert; Vierteldrehung nach links
macht das Gewehr ſchußbereit.
Bei der Conſtruction der Feuer-
waffen kommt es — wie z. B. bei
den complicirten modernen Geſchützen
— nicht ſo ſehr auf die Conſtructions-
weiſe, beziehungsweiſe die ihr dienſtbar gemachten maſchinellen Hilfsmittel an, als
vielmehr auf jene Factoren, welche bei der Gebrauchnahme der Feuerwaffen wirkſam
werden. Die Conſtruction ſelbſt hängt ja in erſter Linie von den mechaniſchen
Einwirkungen, denen das Material ausgeſetzt iſt, ab, alſo von der Ladung, beziehungs-
weiſe dem Geſchoſſe und was damit zuſammenhängt. Man begreift alle hierher gehörigen
Unterſuchungen mit der Bezeichnung »balliſtiſche Meſſungen« zuſammen und
ſpielen dieſelben in allen Kanonenfabriken großen Styles eine hervorragende Rolle.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 811. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/893>, abgerufen am 23.11.2024.
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