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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.

In neuester Zeit hat die Waffenfabrik Collath in Frankfurt a. d. Oder
ein sogenanntes Universal-Jagdgewehr construirt, welches einerseits allen technischen
Errungenschaften in Bezug auf Laufconstruction, Schäftung, Patrone u. s. w.
Rechnung trägt, andererseits für Schrot- und Kugelschuß verwendbar und bei all
dem leicht und handsam ist. Es ist dies ein Drilling (Dreilauf), der alle be-
kannten Constructionen dieser Art weit übertrifft. Bei diesem System sind die Läufe
für den Schrotschuß aus Damaststahl, jene für den Kugelschuß aus Specialstahl
erzeugt. Der Verschluß ist im Principe der weiter oben beschriebene Excenterver-
schluß, doch weist derselbe folgende Verbesserungen auf: das Gewehr ist hammerlos,
die Schloßtheile liegen hinter dem Bascule und wird das Schloß beim Oeffnen
[Abbildung] Fig. 672.

Pulverprobe nach Wagner.

des Verschlusses gespannt.
Beim Schließen werden die
Läufe durch den Verschluß-
hebel fest gegen den Pulver-
boden zurückgedrückt. Außer-
dem haben die Patronen-
lager um circa 2 Millimeter
tiefere Lagerausfräsungen,
als dies die Höhe der Pa-
tronenwulst bedingen würde.
Die Patronen gehen also
um das angegebene Maß
tiefer in den Lauf, und in
diese Ausfräsungen greifen
entsprechende Einsätze des
Stoßbodens des Bascule.
Es wird damit jedes Rohr
für sich nach jeder Richtung durch diesen Kammerverschluß, der sich als eine gelungene
Combination eines Excenter- mit einem Kolbenverschluß darstellt, völlig gasdicht
abgeschlossen.

Sehr bemerkenswerth ist die Construction des Schlosses. Wie erwähnt, wird
das hammerlose Schloß beim Oeffnen zum Laden gespannt. Die für jeden der drei
Läufe einzeln angeordneten Schloßbestandtheile, deren Feder bandartig geformt ist,
liegen parallel hintereinander hinter der Basule, sind daher vollkommen abge-
schlossen und gegen Eindringen von Nässe, Staub und Verunreinigungen jeder Art
völlig versichert. Das Collath-Gewehr besitzt ferner eine Vorrichtung zum Ab-
feuern zweier Läufe mit einem Abzuge; außerdem ermöglicht diese Construction,
wenn alle drei Läufe geladen sind, dieselben in beliebiger Reihenfolge nacheinander
abzufeuern, wobei das Gewehr geschlossen bleibt.

In den Abbildungen Fig. 670 und 671 ist am vorderen Ende des Bügels
ein Hebel sichtbar. Derselbe kann zwei Stellungen annehmen; liegt er mit seiner

Dritter Abſchnitt.

In neueſter Zeit hat die Waffenfabrik Collath in Frankfurt a. d. Oder
ein ſogenanntes Univerſal-Jagdgewehr conſtruirt, welches einerſeits allen techniſchen
Errungenſchaften in Bezug auf Laufconſtruction, Schäftung, Patrone u. ſ. w.
Rechnung trägt, andererſeits für Schrot- und Kugelſchuß verwendbar und bei all
dem leicht und handſam iſt. Es iſt dies ein Drilling (Dreilauf), der alle be-
kannten Conſtructionen dieſer Art weit übertrifft. Bei dieſem Syſtem ſind die Läufe
für den Schrotſchuß aus Damaſtſtahl, jene für den Kugelſchuß aus Specialſtahl
erzeugt. Der Verſchluß iſt im Principe der weiter oben beſchriebene Excenterver-
ſchluß, doch weiſt derſelbe folgende Verbeſſerungen auf: das Gewehr iſt hammerlos,
die Schloßtheile liegen hinter dem Bascule und wird das Schloß beim Oeffnen
[Abbildung] Fig. 672.

Pulverprobe nach Wagner.

des Verſchluſſes geſpannt.
Beim Schließen werden die
Läufe durch den Verſchluß-
hebel feſt gegen den Pulver-
boden zurückgedrückt. Außer-
dem haben die Patronen-
lager um circa 2 Millimeter
tiefere Lagerausfräſungen,
als dies die Höhe der Pa-
tronenwulſt bedingen würde.
Die Patronen gehen alſo
um das angegebene Maß
tiefer in den Lauf, und in
dieſe Ausfräſungen greifen
entſprechende Einſätze des
Stoßbodens des Bascule.
Es wird damit jedes Rohr
für ſich nach jeder Richtung durch dieſen Kammerverſchluß, der ſich als eine gelungene
Combination eines Excenter- mit einem Kolbenverſchluß darſtellt, völlig gasdicht
abgeſchloſſen.

Sehr bemerkenswerth iſt die Conſtruction des Schloſſes. Wie erwähnt, wird
das hammerloſe Schloß beim Oeffnen zum Laden geſpannt. Die für jeden der drei
Läufe einzeln angeordneten Schloßbeſtandtheile, deren Feder bandartig geformt iſt,
liegen parallel hintereinander hinter der Basule, ſind daher vollkommen abge-
ſchloſſen und gegen Eindringen von Näſſe, Staub und Verunreinigungen jeder Art
völlig verſichert. Das Collath-Gewehr beſitzt ferner eine Vorrichtung zum Ab-
feuern zweier Läufe mit einem Abzuge; außerdem ermöglicht dieſe Conſtruction,
wenn alle drei Läufe geladen ſind, dieſelben in beliebiger Reihenfolge nacheinander
abzufeuern, wobei das Gewehr geſchloſſen bleibt.

In den Abbildungen Fig. 670 und 671 iſt am vorderen Ende des Bügels
ein Hebel ſichtbar. Derſelbe kann zwei Stellungen annehmen; liegt er mit ſeiner

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[810/0892] Dritter Abſchnitt. In neueſter Zeit hat die Waffenfabrik Collath in Frankfurt a. d. Oder ein ſogenanntes Univerſal-Jagdgewehr conſtruirt, welches einerſeits allen techniſchen Errungenſchaften in Bezug auf Laufconſtruction, Schäftung, Patrone u. ſ. w. Rechnung trägt, andererſeits für Schrot- und Kugelſchuß verwendbar und bei all dem leicht und handſam iſt. Es iſt dies ein Drilling (Dreilauf), der alle be- kannten Conſtructionen dieſer Art weit übertrifft. Bei dieſem Syſtem ſind die Läufe für den Schrotſchuß aus Damaſtſtahl, jene für den Kugelſchuß aus Specialſtahl erzeugt. Der Verſchluß iſt im Principe der weiter oben beſchriebene Excenterver- ſchluß, doch weiſt derſelbe folgende Verbeſſerungen auf: das Gewehr iſt hammerlos, die Schloßtheile liegen hinter dem Bascule und wird das Schloß beim Oeffnen [Abbildung Fig. 672. Pulverprobe nach Wagner.] des Verſchluſſes geſpannt. Beim Schließen werden die Läufe durch den Verſchluß- hebel feſt gegen den Pulver- boden zurückgedrückt. Außer- dem haben die Patronen- lager um circa 2 Millimeter tiefere Lagerausfräſungen, als dies die Höhe der Pa- tronenwulſt bedingen würde. Die Patronen gehen alſo um das angegebene Maß tiefer in den Lauf, und in dieſe Ausfräſungen greifen entſprechende Einſätze des Stoßbodens des Bascule. Es wird damit jedes Rohr für ſich nach jeder Richtung durch dieſen Kammerverſchluß, der ſich als eine gelungene Combination eines Excenter- mit einem Kolbenverſchluß darſtellt, völlig gasdicht abgeſchloſſen. Sehr bemerkenswerth iſt die Conſtruction des Schloſſes. Wie erwähnt, wird das hammerloſe Schloß beim Oeffnen zum Laden geſpannt. Die für jeden der drei Läufe einzeln angeordneten Schloßbeſtandtheile, deren Feder bandartig geformt iſt, liegen parallel hintereinander hinter der Basule, ſind daher vollkommen abge- ſchloſſen und gegen Eindringen von Näſſe, Staub und Verunreinigungen jeder Art völlig verſichert. Das Collath-Gewehr beſitzt ferner eine Vorrichtung zum Ab- feuern zweier Läufe mit einem Abzuge; außerdem ermöglicht dieſe Conſtruction, wenn alle drei Läufe geladen ſind, dieſelben in beliebiger Reihenfolge nacheinander abzufeuern, wobei das Gewehr geſchloſſen bleibt. In den Abbildungen Fig. 670 und 671 iſt am vorderen Ende des Bügels ein Hebel ſichtbar. Derſelbe kann zwei Stellungen annehmen; liegt er mit ſeiner

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/892>, abgerufen am 23.11.2024.