Die furchtbaren Wirkungen der modernen Geschütze, welche von so großem Einflusse auf die Entwicklung des Panzerschutzes der Kriegsschiffe wurde, hatten zur Folge, daß man auch bezüglich der Küstenbefestigungen sich für den Panzerschutz entschied. Eine Verstärkung der Festungsmauern war nicht mehr möglich, schon deshalb, weil die Schießscharten zu starker Mauern ein genügendes Bestreichen des Vorgeländes verhindern und weil außerdem den verheerenden Wirkungen der Brisanzgranaten damit keineswegs erfolgreich begegnet werden konnte.
Zunächst versuchte man, den angestrebten Schutz durch Verwendung der gewöhnlichen Schiffspanzerplatten zu erreichen, wie beispielsweise bei den Anfangs der Siebzigerjahre erbauten Panzerforts zu Portsmouth und Plymouth. Später suchte man seine Zuflucht zu dem zuerst durch Gruson im Jahre 1860 hergestellten Hartgußpanzer, welcher sich außerordentlich bewährt hat. Bei diesen Panzerungen, an deren glasharter Oberfläche auch die besten Stahlgeschosse abprallen, ohne daß wegen des allmählichen Ueberganges in die inneren weicheren Schichten ein Springen oder Abblättern der harten Schicht in größerem Umfange stattfände, können Platten- dicken angewendet werden, welche sonst nicht herstellbar sind und welche eine genügende Widerstandsfähigkeit auch gegen die schwersten Geschosse verbürgen. Die sich daraus ergebenden großen Eigengewichte, welche den Hartgußpanzer von der Anwendung auf Schiffen wohl ganz ausschließen, sind außerdem noch vortheilhaft für die Vernichtung der lebendigen Kraft der auftreffenden Geschosse.
Die gepanzerten Schutzwehren werden entweder als feststehende Panzer- fronten, oder Batterien, oder als Drehthürme verwendet. Erstere Anordnung ist natürlich seltener, da sie nur dort zweckmäßig ausgeführt werden kann, wo ein verhältnißmäßig beschränktes Schußfeld zu bestreichen ist, welches dann aller- dings unter concentrirtes Feuer genommen werden kann. Die Fig. 637 und 638 stellen eine derartige Batterie für 24 Centimeter-Geschütze vor, ausgeführt vom
Zweiter Abſchnitt.
Panzerſchutz der Landbefeſtigungen.
Die furchtbaren Wirkungen der modernen Geſchütze, welche von ſo großem Einfluſſe auf die Entwicklung des Panzerſchutzes der Kriegsſchiffe wurde, hatten zur Folge, daß man auch bezüglich der Küſtenbefeſtigungen ſich für den Panzerſchutz entſchied. Eine Verſtärkung der Feſtungsmauern war nicht mehr möglich, ſchon deshalb, weil die Schießſcharten zu ſtarker Mauern ein genügendes Beſtreichen des Vorgeländes verhindern und weil außerdem den verheerenden Wirkungen der Briſanzgranaten damit keineswegs erfolgreich begegnet werden konnte.
Zunächſt verſuchte man, den angeſtrebten Schutz durch Verwendung der gewöhnlichen Schiffspanzerplatten zu erreichen, wie beiſpielsweiſe bei den Anfangs der Siebzigerjahre erbauten Panzerforts zu Portsmouth und Plymouth. Später ſuchte man ſeine Zuflucht zu dem zuerſt durch Gruſon im Jahre 1860 hergeſtellten Hartgußpanzer, welcher ſich außerordentlich bewährt hat. Bei dieſen Panzerungen, an deren glasharter Oberfläche auch die beſten Stahlgeſchoſſe abprallen, ohne daß wegen des allmählichen Ueberganges in die inneren weicheren Schichten ein Springen oder Abblättern der harten Schicht in größerem Umfange ſtattfände, können Platten- dicken angewendet werden, welche ſonſt nicht herſtellbar ſind und welche eine genügende Widerſtandsfähigkeit auch gegen die ſchwerſten Geſchoſſe verbürgen. Die ſich daraus ergebenden großen Eigengewichte, welche den Hartgußpanzer von der Anwendung auf Schiffen wohl ganz ausſchließen, ſind außerdem noch vortheilhaft für die Vernichtung der lebendigen Kraft der auftreffenden Geſchoſſe.
Die gepanzerten Schutzwehren werden entweder als feſtſtehende Panzer- fronten, oder Batterien, oder als Drehthürme verwendet. Erſtere Anordnung iſt natürlich ſeltener, da ſie nur dort zweckmäßig ausgeführt werden kann, wo ein verhältnißmäßig beſchränktes Schußfeld zu beſtreichen iſt, welches dann aller- dings unter concentrirtes Feuer genommen werden kann. Die Fig. 637 und 638 ſtellen eine derartige Batterie für 24 Centimeter-Geſchütze vor, ausgeführt vom
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Zweiter Abſchnitt.
Panzerſchutz der Landbefeſtigungen.
Die furchtbaren Wirkungen der modernen Geſchütze, welche von ſo großem
Einfluſſe auf die Entwicklung des Panzerſchutzes der Kriegsſchiffe wurde,
hatten zur Folge, daß man auch bezüglich der Küſtenbefeſtigungen ſich für
den Panzerſchutz entſchied. Eine Verſtärkung der Feſtungsmauern war nicht mehr
möglich, ſchon deshalb, weil die Schießſcharten zu ſtarker Mauern ein genügendes
Beſtreichen des Vorgeländes verhindern und weil außerdem den verheerenden
Wirkungen der Briſanzgranaten damit keineswegs erfolgreich begegnet werden
konnte.
Zunächſt verſuchte man, den angeſtrebten Schutz durch Verwendung der
gewöhnlichen Schiffspanzerplatten zu erreichen, wie beiſpielsweiſe bei den Anfangs
der Siebzigerjahre erbauten Panzerforts zu Portsmouth und Plymouth. Später
ſuchte man ſeine Zuflucht zu dem zuerſt durch Gruſon im Jahre 1860 hergeſtellten
Hartgußpanzer, welcher ſich außerordentlich bewährt hat. Bei dieſen Panzerungen,
an deren glasharter Oberfläche auch die beſten Stahlgeſchoſſe abprallen, ohne daß
wegen des allmählichen Ueberganges in die inneren weicheren Schichten ein Springen
oder Abblättern der harten Schicht in größerem Umfange ſtattfände, können Platten-
dicken angewendet werden, welche ſonſt nicht herſtellbar ſind und welche eine
genügende Widerſtandsfähigkeit auch gegen die ſchwerſten Geſchoſſe verbürgen. Die
ſich daraus ergebenden großen Eigengewichte, welche den Hartgußpanzer von der
Anwendung auf Schiffen wohl ganz ausſchließen, ſind außerdem noch vortheilhaft
für die Vernichtung der lebendigen Kraft der auftreffenden Geſchoſſe.
Die gepanzerten Schutzwehren werden entweder als feſtſtehende Panzer-
fronten, oder Batterien, oder als Drehthürme verwendet. Erſtere Anordnung
iſt natürlich ſeltener, da ſie nur dort zweckmäßig ausgeführt werden kann, wo
ein verhältnißmäßig beſchränktes Schußfeld zu beſtreichen iſt, welches dann aller-
dings unter concentrirtes Feuer genommen werden kann. Die Fig. 637 und 638
ſtellen eine derartige Batterie für 24 Centimeter-Geſchütze vor, ausgeführt vom
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 777. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/859>, abgerufen am 23.11.2024.
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