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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
kam auf nahezu 120.000 Pfund, und der des Schrauben-Dreideckers von 1857 auf das
Doppelte zu stehen. Die Einführung der Panzerung bedingte ein sprungweises Hinauf-
schnellen der Kosten des Kriegsschiffbaues. So wurden für den "Warior" (1859) schon
fast 380.000 Pfund verausgabt. Der "Dreadnought" (1873) kostete 620.000 Pfund,
und der gleich darauf in Angriff genommene "Inflexible" vollends 810.000 Pfund.

Diese hohen Kostenbeträge wurden zum Theil durch die Einführung kostspieliger
Mechanismen zwecks Aufstellung und Bedienung der Geschütze und zum anderen
Theile durch die immer größeren Ansprüche an die Panzerung verursacht. Dann folgte
eine Periode der Reaction zu Gunsten des Baues minder kostspieliger Typen. In
der Zeit zwischen 1875 und 1885 begegneten sich die Baukosten auf einem Durch-
schnittsniveau von 600.000 bis 650.000 Pfund. Dann aber setzte eine neue
Zunahme der Baukosten ein. In 1885 erschienen die Schiffe "Rile" und "Trafalgar"
mit je 850.000 Pfund und der "Majestic"-Typ mit 840.000 Pfund. Alle diese
Kosten verstehen sich für Schiffe, die in den englischen Staatswerften gebaut wurden,
ohne Nebenkosten und ohne Berechnung der Aufwendung für Armirung. Bei den
Kreuzern wird dieselbe Erscheinung beobachtet. Andere Marinen verwenden noch
höhere Summen. Ein französisches Schlachtschiff erster Classe kostet rund 1 Million
Pfund, und ähnlich liegen die Verhältnisse in der russischen und italienischen Marine.
Das amerikanische Schlachtschiff "Indiana" verursachte einen Kostenaufwand von
600.000 Pfund, ausschließlich die auf etwa 340.000 Pfund zu berechnende Panzerung.

Die Kosten der jetzt in Bau genommenen -- beziehungsweise bereits fertig-
gestellten -- deutschen Kriegsschiffe von 11.000 Tonnen berechnet der englische Fach-
mann mit je rund 700.000 Pfund. Die wirklichen Kosten stellen sich (nach anderer
Quelle) beispielsweise für das Schlachtschiff "Kaiser Wilhelm II." ("Ersatz Friedrich
der Große") auf rund 20 Millionen Mark; es entfallen hiervon 14.1 Millionen auf
Schiff und Maschinen, 5 Millionen auf artilleristische Armirung und 900.000 Mark
auf die Torpedoausrüstung. ... Im Allgemeinen folgert der eingangs erwähnte
Fachmann, daß die britischen Schlachtschiffe im Verhältnisse zu ihren Größenbemessungen
weniger kostspielig seien, als jene der anderen Nationen, und insbesondere weniger
kostspielig, als die meisten fremden Schlachtschiffe der correspondirenden Baujahre.

Von den Kreuzern gilt dasselbe. Frankreichs "Jeanne d'Arc" kostete etwa
800.000 Pfund, ein deutscher Kreuzer I. Classe etwa 650.000 Pfund, und der
amerikanische Kreuzer "New-York" ohne Panzerung 600.000 Pfund. Die gegen-
wärtigen Kosten des Baues russischer Kreuzer sind unserem Gewährsmanne nicht
bekannt, müssen aber nach seiner Meinung hohe Beträge erreichen. Im Vergleich
mit den Baukosten der großen Handelsdampfer erscheinen die mitgetheilten Ziffern
für Kriegsschiffe sehr beträchtlich; wenn man indessen die Kosten für Panzerung,
Armirung, Maschinen aller Art, Torpedoausrüstungen und sonstige Specialitäten
in der Höhe von 350.000 bis 400.000 Pfund abrechnet, dürfte sich die Herstellung
eines Kriegsschiffes nicht wesentlich höher als die eines modernen Schnelldampfers
ersten Ranges stellen.

Zweiter Abſchnitt.
kam auf nahezu 120.000 Pfund, und der des Schrauben-Dreideckers von 1857 auf das
Doppelte zu ſtehen. Die Einführung der Panzerung bedingte ein ſprungweiſes Hinauf-
ſchnellen der Koſten des Kriegsſchiffbaues. So wurden für den »Warior« (1859) ſchon
faſt 380.000 Pfund verausgabt. Der »Dreadnought« (1873) koſtete 620.000 Pfund,
und der gleich darauf in Angriff genommene »Inflexible« vollends 810.000 Pfund.

Dieſe hohen Koſtenbeträge wurden zum Theil durch die Einführung koſtſpieliger
Mechanismen zwecks Aufſtellung und Bedienung der Geſchütze und zum anderen
Theile durch die immer größeren Anſprüche an die Panzerung verurſacht. Dann folgte
eine Periode der Reaction zu Gunſten des Baues minder koſtſpieliger Typen. In
der Zeit zwiſchen 1875 und 1885 begegneten ſich die Baukoſten auf einem Durch-
ſchnittsniveau von 600.000 bis 650.000 Pfund. Dann aber ſetzte eine neue
Zunahme der Baukoſten ein. In 1885 erſchienen die Schiffe »Rile« und »Trafalgar«
mit je 850.000 Pfund und der »Majeſtic«-Typ mit 840.000 Pfund. Alle dieſe
Koſten verſtehen ſich für Schiffe, die in den engliſchen Staatswerften gebaut wurden,
ohne Nebenkoſten und ohne Berechnung der Aufwendung für Armirung. Bei den
Kreuzern wird dieſelbe Erſcheinung beobachtet. Andere Marinen verwenden noch
höhere Summen. Ein franzöſiſches Schlachtſchiff erſter Claſſe koſtet rund 1 Million
Pfund, und ähnlich liegen die Verhältniſſe in der ruſſiſchen und italieniſchen Marine.
Das amerikaniſche Schlachtſchiff »Indiana« verurſachte einen Koſtenaufwand von
600.000 Pfund, ausſchließlich die auf etwa 340.000 Pfund zu berechnende Panzerung.

Die Koſten der jetzt in Bau genommenen — beziehungsweiſe bereits fertig-
geſtellten — deutſchen Kriegsſchiffe von 11.000 Tonnen berechnet der engliſche Fach-
mann mit je rund 700.000 Pfund. Die wirklichen Koſten ſtellen ſich (nach anderer
Quelle) beiſpielsweiſe für das Schlachtſchiff »Kaiſer Wilhelm II.« (»Erſatz Friedrich
der Große«) auf rund 20 Millionen Mark; es entfallen hiervon 14‧1 Millionen auf
Schiff und Maſchinen, 5 Millionen auf artilleriſtiſche Armirung und 900.000 Mark
auf die Torpedoausrüſtung. ... Im Allgemeinen folgert der eingangs erwähnte
Fachmann, daß die britiſchen Schlachtſchiffe im Verhältniſſe zu ihren Größenbemeſſungen
weniger koſtſpielig ſeien, als jene der anderen Nationen, und insbeſondere weniger
koſtſpielig, als die meiſten fremden Schlachtſchiffe der correſpondirenden Baujahre.

Von den Kreuzern gilt dasſelbe. Frankreichs »Jeanne d'Arc« koſtete etwa
800.000 Pfund, ein deutſcher Kreuzer I. Claſſe etwa 650.000 Pfund, und der
amerikaniſche Kreuzer »New-York« ohne Panzerung 600.000 Pfund. Die gegen-
wärtigen Koſten des Baues ruſſiſcher Kreuzer ſind unſerem Gewährsmanne nicht
bekannt, müſſen aber nach ſeiner Meinung hohe Beträge erreichen. Im Vergleich
mit den Baukoſten der großen Handelsdampfer erſcheinen die mitgetheilten Ziffern
für Kriegsſchiffe ſehr beträchtlich; wenn man indeſſen die Koſten für Panzerung,
Armirung, Maſchinen aller Art, Torpedoausrüſtungen und ſonſtige Specialitäten
in der Höhe von 350.000 bis 400.000 Pfund abrechnet, dürfte ſich die Herſtellung
eines Kriegsſchiffes nicht weſentlich höher als die eines modernen Schnelldampfers
erſten Ranges ſtellen.

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[640/0712] Zweiter Abſchnitt. kam auf nahezu 120.000 Pfund, und der des Schrauben-Dreideckers von 1857 auf das Doppelte zu ſtehen. Die Einführung der Panzerung bedingte ein ſprungweiſes Hinauf- ſchnellen der Koſten des Kriegsſchiffbaues. So wurden für den »Warior« (1859) ſchon faſt 380.000 Pfund verausgabt. Der »Dreadnought« (1873) koſtete 620.000 Pfund, und der gleich darauf in Angriff genommene »Inflexible« vollends 810.000 Pfund. Dieſe hohen Koſtenbeträge wurden zum Theil durch die Einführung koſtſpieliger Mechanismen zwecks Aufſtellung und Bedienung der Geſchütze und zum anderen Theile durch die immer größeren Anſprüche an die Panzerung verurſacht. Dann folgte eine Periode der Reaction zu Gunſten des Baues minder koſtſpieliger Typen. In der Zeit zwiſchen 1875 und 1885 begegneten ſich die Baukoſten auf einem Durch- ſchnittsniveau von 600.000 bis 650.000 Pfund. Dann aber ſetzte eine neue Zunahme der Baukoſten ein. In 1885 erſchienen die Schiffe »Rile« und »Trafalgar« mit je 850.000 Pfund und der »Majeſtic«-Typ mit 840.000 Pfund. Alle dieſe Koſten verſtehen ſich für Schiffe, die in den engliſchen Staatswerften gebaut wurden, ohne Nebenkoſten und ohne Berechnung der Aufwendung für Armirung. Bei den Kreuzern wird dieſelbe Erſcheinung beobachtet. Andere Marinen verwenden noch höhere Summen. Ein franzöſiſches Schlachtſchiff erſter Claſſe koſtet rund 1 Million Pfund, und ähnlich liegen die Verhältniſſe in der ruſſiſchen und italieniſchen Marine. Das amerikaniſche Schlachtſchiff »Indiana« verurſachte einen Koſtenaufwand von 600.000 Pfund, ausſchließlich die auf etwa 340.000 Pfund zu berechnende Panzerung. Die Koſten der jetzt in Bau genommenen — beziehungsweiſe bereits fertig- geſtellten — deutſchen Kriegsſchiffe von 11.000 Tonnen berechnet der engliſche Fach- mann mit je rund 700.000 Pfund. Die wirklichen Koſten ſtellen ſich (nach anderer Quelle) beiſpielsweiſe für das Schlachtſchiff »Kaiſer Wilhelm II.« (»Erſatz Friedrich der Große«) auf rund 20 Millionen Mark; es entfallen hiervon 14‧1 Millionen auf Schiff und Maſchinen, 5 Millionen auf artilleriſtiſche Armirung und 900.000 Mark auf die Torpedoausrüſtung. ... Im Allgemeinen folgert der eingangs erwähnte Fachmann, daß die britiſchen Schlachtſchiffe im Verhältniſſe zu ihren Größenbemeſſungen weniger koſtſpielig ſeien, als jene der anderen Nationen, und insbeſondere weniger koſtſpielig, als die meiſten fremden Schlachtſchiffe der correſpondirenden Baujahre. Von den Kreuzern gilt dasſelbe. Frankreichs »Jeanne d'Arc« koſtete etwa 800.000 Pfund, ein deutſcher Kreuzer I. Claſſe etwa 650.000 Pfund, und der amerikaniſche Kreuzer »New-York« ohne Panzerung 600.000 Pfund. Die gegen- wärtigen Koſten des Baues ruſſiſcher Kreuzer ſind unſerem Gewährsmanne nicht bekannt, müſſen aber nach ſeiner Meinung hohe Beträge erreichen. Im Vergleich mit den Baukoſten der großen Handelsdampfer erſcheinen die mitgetheilten Ziffern für Kriegsſchiffe ſehr beträchtlich; wenn man indeſſen die Koſten für Panzerung, Armirung, Maſchinen aller Art, Torpedoausrüſtungen und ſonſtige Specialitäten in der Höhe von 350.000 bis 400.000 Pfund abrechnet, dürfte ſich die Herſtellung eines Kriegsſchiffes nicht weſentlich höher als die eines modernen Schnelldampfers erſten Ranges ſtellen.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/712>, abgerufen am 22.11.2024.