Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das Roheisen und seine Darstellung.
des angesammelten Eisens in die vorbereitenden Sand- oder Eisenformen -- in
regelmäßiger Weise, bis endlich das Ausschmelzen der Campagne ein Ende bereitet.
Es sind Fälle bekannt, wo eine solche Campagne zwölf Jahre andauerte. Man hat
sogar aus dem Studium solcher Oefen die eigentliche rationelle Form des Ofen-
inneren abgeleitet, die der Ofen durch Ausschmelzen und Ansetzen von Schlacke sich
gewissermaßen selbst gegeben.

Gewöhnlich wird Morgens und Abends, beim Wechsel der Tages- und Nacht-
schichten, der Abstich vorgenommen. Graues Eisen fließt dabei ruhig, mit roth-

[Abbildung] Fig. 26.

Verladevorrichtung der Duquesne-Hochöfen.

orange leuchtender Farbe in die Formen, während weißes Eisen starke, sternartig
leuchtende Funken sprüht und weißeres Licht entwickelt. Zwischen beiden steht das
sogenannte "halbirte Eisen", ein Gemenge der beiden vorgenannten Sorten, das
in neuerer Zeit zum Gusse von Hartwalzen und Eisenbahnrädern, Granaten gegen
Panzerplatten und zu Panzerthürmen ausgedehnte Verwendung gefunden hat.
Kommt dasselbe beim Gießen in die Gußform mit rasch abkühlenden eisernen
Formen in Berührung, so bleibt der Kohlenstoff am Eisen gebunden und das
Gußstück erhält eine mehr oder weniger starke Schicht von äußerst hartem Weiß-
eisen. Der Kern, der langsamer abkühlt, und alle Theile, die mit dem schlecht die
Wärme leitenden Formsand in Berührung kommen, bleiben grau und weich und
geben der äußeren spröden Rinde die nöthige Festigkeit.

Das Roheiſen und ſeine Darſtellung.
des angeſammelten Eiſens in die vorbereitenden Sand- oder Eiſenformen — in
regelmäßiger Weiſe, bis endlich das Ausſchmelzen der Campagne ein Ende bereitet.
Es ſind Fälle bekannt, wo eine ſolche Campagne zwölf Jahre andauerte. Man hat
ſogar aus dem Studium ſolcher Oefen die eigentliche rationelle Form des Ofen-
inneren abgeleitet, die der Ofen durch Ausſchmelzen und Anſetzen von Schlacke ſich
gewiſſermaßen ſelbſt gegeben.

Gewöhnlich wird Morgens und Abends, beim Wechſel der Tages- und Nacht-
ſchichten, der Abſtich vorgenommen. Graues Eiſen fließt dabei ruhig, mit roth-

[Abbildung] Fig. 26.

Verladevorrichtung der Duquesne-Hochöfen.

orange leuchtender Farbe in die Formen, während weißes Eiſen ſtarke, ſternartig
leuchtende Funken ſprüht und weißeres Licht entwickelt. Zwiſchen beiden ſteht das
ſogenannte »halbirte Eiſen«, ein Gemenge der beiden vorgenannten Sorten, das
in neuerer Zeit zum Guſſe von Hartwalzen und Eiſenbahnrädern, Granaten gegen
Panzerplatten und zu Panzerthürmen ausgedehnte Verwendung gefunden hat.
Kommt dasſelbe beim Gießen in die Gußform mit raſch abkühlenden eiſernen
Formen in Berührung, ſo bleibt der Kohlenſtoff am Eiſen gebunden und das
Gußſtück erhält eine mehr oder weniger ſtarke Schicht von äußerſt hartem Weiß-
eiſen. Der Kern, der langſamer abkühlt, und alle Theile, die mit dem ſchlecht die
Wärme leitenden Formſand in Berührung kommen, bleiben grau und weich und
geben der äußeren ſpröden Rinde die nöthige Feſtigkeit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0059" n="39"/><fw place="top" type="header">Das Rohei&#x017F;en und &#x017F;eine Dar&#x017F;tellung.</fw><lb/>
des ange&#x017F;ammelten Ei&#x017F;ens in die vorbereitenden Sand- oder Ei&#x017F;enformen &#x2014; in<lb/>
regelmäßiger Wei&#x017F;e, bis endlich das Aus&#x017F;chmelzen der Campagne ein Ende bereitet.<lb/>
Es &#x017F;ind Fälle bekannt, wo eine &#x017F;olche Campagne zwölf Jahre andauerte. Man hat<lb/>
&#x017F;ogar aus dem Studium &#x017F;olcher Oefen die eigentliche rationelle Form des Ofen-<lb/>
inneren abgeleitet, die der Ofen durch Aus&#x017F;chmelzen und An&#x017F;etzen von Schlacke &#x017F;ich<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen &#x017F;elb&#x017F;t gegeben.</p><lb/>
              <p>Gewöhnlich wird Morgens und Abends, beim Wech&#x017F;el der Tages- und Nacht-<lb/>
&#x017F;chichten, der Ab&#x017F;tich vorgenommen. Graues Ei&#x017F;en fließt dabei ruhig, mit roth-<lb/><figure><head>Fig. 26.</head><p> Verladevorrichtung der Duquesne-Hochöfen.</p></figure><lb/>
orange leuchtender Farbe in die Formen, während weißes Ei&#x017F;en &#x017F;tarke, &#x017F;ternartig<lb/>
leuchtende Funken &#x017F;prüht und weißeres Licht entwickelt. Zwi&#x017F;chen beiden &#x017F;teht das<lb/>
&#x017F;ogenannte »halbirte Ei&#x017F;en«, ein Gemenge der beiden vorgenannten Sorten, das<lb/>
in neuerer Zeit zum Gu&#x017F;&#x017F;e von Hartwalzen und Ei&#x017F;enbahnrädern, Granaten gegen<lb/>
Panzerplatten und zu Panzerthürmen ausgedehnte Verwendung gefunden hat.<lb/>
Kommt das&#x017F;elbe beim Gießen in die Gußform mit ra&#x017F;ch abkühlenden ei&#x017F;ernen<lb/>
Formen in Berührung, &#x017F;o bleibt der Kohlen&#x017F;toff am Ei&#x017F;en gebunden und das<lb/>
Guß&#x017F;tück erhält eine mehr oder weniger &#x017F;tarke Schicht von äußer&#x017F;t hartem Weiß-<lb/>
ei&#x017F;en. Der Kern, der lang&#x017F;amer abkühlt, und alle Theile, die mit dem &#x017F;chlecht die<lb/>
Wärme leitenden Form&#x017F;and in Berührung kommen, bleiben grau und weich und<lb/>
geben der äußeren &#x017F;pröden Rinde die nöthige Fe&#x017F;tigkeit.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0059] Das Roheiſen und ſeine Darſtellung. des angeſammelten Eiſens in die vorbereitenden Sand- oder Eiſenformen — in regelmäßiger Weiſe, bis endlich das Ausſchmelzen der Campagne ein Ende bereitet. Es ſind Fälle bekannt, wo eine ſolche Campagne zwölf Jahre andauerte. Man hat ſogar aus dem Studium ſolcher Oefen die eigentliche rationelle Form des Ofen- inneren abgeleitet, die der Ofen durch Ausſchmelzen und Anſetzen von Schlacke ſich gewiſſermaßen ſelbſt gegeben. Gewöhnlich wird Morgens und Abends, beim Wechſel der Tages- und Nacht- ſchichten, der Abſtich vorgenommen. Graues Eiſen fließt dabei ruhig, mit roth- [Abbildung Fig. 26. Verladevorrichtung der Duquesne-Hochöfen.] orange leuchtender Farbe in die Formen, während weißes Eiſen ſtarke, ſternartig leuchtende Funken ſprüht und weißeres Licht entwickelt. Zwiſchen beiden ſteht das ſogenannte »halbirte Eiſen«, ein Gemenge der beiden vorgenannten Sorten, das in neuerer Zeit zum Guſſe von Hartwalzen und Eiſenbahnrädern, Granaten gegen Panzerplatten und zu Panzerthürmen ausgedehnte Verwendung gefunden hat. Kommt dasſelbe beim Gießen in die Gußform mit raſch abkühlenden eiſernen Formen in Berührung, ſo bleibt der Kohlenſtoff am Eiſen gebunden und das Gußſtück erhält eine mehr oder weniger ſtarke Schicht von äußerſt hartem Weiß- eiſen. Der Kern, der langſamer abkühlt, und alle Theile, die mit dem ſchlecht die Wärme leitenden Formſand in Berührung kommen, bleiben grau und weich und geben der äußeren ſpröden Rinde die nöthige Feſtigkeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/59
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/59>, abgerufen am 04.05.2024.