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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
außen verlegt sind. Zwischen den beiden Außengeländern hat die Brücke eine Breite
von 32 Meter.

Neben den "Hochbrücken" (High Bridges) hat in Amerika das System der
Drehbrücken eine Ausbildung erfahren, wie man sie in Europa nicht kennt. Die
Hochbrücken erfordern der Natur der Sache meist lange Zufahrtsrampen, welche
die Gesammtkosten der Anlage ganz wesentlich vertheuern. Andererseits ist auf Grund
örtlicher Verhältnisse die Anlage von Hochbrücken nicht immer möglich. Die Dreh-
brücken tragen diesen Verhältnissen in sehr zweckmäßiger Weise Rechnung, wie aus
den vielen Neubauten dieser Art in den letzten Jahren hervorgeht. Schon die älteren
amerikanischen Drehbrücken zeichneten sich durch außergewöhnliche Dimensionen aus.
Bei der Ravitan Bai Swing Bridge wiegt das bewegliche Feld von 143.8 Meter
590 Tonnen. Dieses immense Gewicht wird durch die mittleren Verticalpfosten auf
die Trommel und von dieser auf die Centralzapfen, beziehungsweise die Laufräder,
übertragen. Die Trommel läuft auf 30 Rädern von 0.6 Meter Durchmesser und
0.3 Meter Breite. Die Drehung der Brücke erfolgt mittelst einer Dampfmaschine.
Soll die Brücke gedreht werden, so wird sie zunächst durch vier hydraulische Pressen,
welche durch die Dampfmaschine angetrieben werden, emporgehoben, um durch die
eintretende Durchbiegung der Träger dieselbe von ihren Widerlagern abzuheben,
wobei der centrale Drehzapfen das Gesammtgewicht der Drehbrücke aufnimmt. Nun
erfolgt der Antrieb der Rädertransmissionen durch die Dampfmaschine und damit die
Schwenkung der Brücke um ihr Pivot. Die Rückdrehung erfolgt im analogen Sinne.

Ein vortreffliches Beispiel für die Art der Anlage solcher Brückenwerke giebt
die hier abgebildete Drehbrücke, welche in New-London, einer Hafenstadt in Con-
necticut, den Thamesfluß an der Fluthmündung übersetzt. Diese Brücke ist zur Zeit
wohl die größte ihrer Art. Die Construction besteht in allen ihren Theilen aus
Stahl. Die beiderseitigen Uferöffnungen von je 45 Meter (von Pfeilermitte zu
Pfeilermitte) sind mit 7.2 Meter hohen Parallelträgern überspannt. Die Fahrbahn
liegt oben, während sie bei den übrigen Trägern unten angeordnet ist. Die beiden
nächsten Brückenfelder haben je eine Spannweite von 93 Meter. Der Untergurt
ihrer Träger bildet eine gerade, der Obergurt eine gebrochene Linie, so daß die
Höhe derselben an den Enden 7.5, in der Mitte 13.5 Meter mißt. Der beweg-
liche Träger
hat eine Länge von 150.6 Meter und reicht über zwei gleich große
Oeffnungen hinweg. Der Obergurt geht von der Mitte aus gegen die beiden Enden
hin je in einer Parabellinie abwärts; der Träger ist über dem Pfeiler 22.5 Meter,
an den Enden 7.5 Meter hoch. Um die Durchfahrt für größere Schiffe bei hohem
Wasserstande freizugeben, wird derselbe in einem halben Kreise gewendet, so daß er
bei seiner Drehung der Vorwärtsbewegung des Schiffes folgt und ein Zurückdrehen
nicht nothwendig ist. Damit ist die Zeit, während der die Brücke offen steht, auf
ein möglichst kleines Maß reducirt.

Die gesammten Bewegungsvorrichtungen haben auf dem Mittelpfeiler ihren
Platz gefunden. Hier befindet sich, dem Auge des Beschauers verborgen, die Dampf-

Zweiter Abſchnitt.
außen verlegt ſind. Zwiſchen den beiden Außengeländern hat die Brücke eine Breite
von 32 Meter.

Neben den »Hochbrücken« (High Bridges) hat in Amerika das Syſtem der
Drehbrücken eine Ausbildung erfahren, wie man ſie in Europa nicht kennt. Die
Hochbrücken erfordern der Natur der Sache meiſt lange Zufahrtsrampen, welche
die Geſammtkoſten der Anlage ganz weſentlich vertheuern. Andererſeits iſt auf Grund
örtlicher Verhältniſſe die Anlage von Hochbrücken nicht immer möglich. Die Dreh-
brücken tragen dieſen Verhältniſſen in ſehr zweckmäßiger Weiſe Rechnung, wie aus
den vielen Neubauten dieſer Art in den letzten Jahren hervorgeht. Schon die älteren
amerikaniſchen Drehbrücken zeichneten ſich durch außergewöhnliche Dimenſionen aus.
Bei der Ravitan Bai Swing Bridge wiegt das bewegliche Feld von 143‧8 Meter
590 Tonnen. Dieſes immenſe Gewicht wird durch die mittleren Verticalpfoſten auf
die Trommel und von dieſer auf die Centralzapfen, beziehungsweiſe die Laufräder,
übertragen. Die Trommel läuft auf 30 Rädern von 0‧6 Meter Durchmeſſer und
0‧3 Meter Breite. Die Drehung der Brücke erfolgt mittelſt einer Dampfmaſchine.
Soll die Brücke gedreht werden, ſo wird ſie zunächſt durch vier hydrauliſche Preſſen,
welche durch die Dampfmaſchine angetrieben werden, emporgehoben, um durch die
eintretende Durchbiegung der Träger dieſelbe von ihren Widerlagern abzuheben,
wobei der centrale Drehzapfen das Geſammtgewicht der Drehbrücke aufnimmt. Nun
erfolgt der Antrieb der Rädertransmiſſionen durch die Dampfmaſchine und damit die
Schwenkung der Brücke um ihr Pivot. Die Rückdrehung erfolgt im analogen Sinne.

Ein vortreffliches Beiſpiel für die Art der Anlage ſolcher Brückenwerke giebt
die hier abgebildete Drehbrücke, welche in New-London, einer Hafenſtadt in Con-
necticut, den Thamesfluß an der Fluthmündung überſetzt. Dieſe Brücke iſt zur Zeit
wohl die größte ihrer Art. Die Conſtruction beſteht in allen ihren Theilen aus
Stahl. Die beiderſeitigen Uferöffnungen von je 45 Meter (von Pfeilermitte zu
Pfeilermitte) ſind mit 7‧2 Meter hohen Parallelträgern überſpannt. Die Fahrbahn
liegt oben, während ſie bei den übrigen Trägern unten angeordnet iſt. Die beiden
nächſten Brückenfelder haben je eine Spannweite von 93 Meter. Der Untergurt
ihrer Träger bildet eine gerade, der Obergurt eine gebrochene Linie, ſo daß die
Höhe derſelben an den Enden 7‧5, in der Mitte 13‧5 Meter mißt. Der beweg-
liche Träger
hat eine Länge von 150‧6 Meter und reicht über zwei gleich große
Oeffnungen hinweg. Der Obergurt geht von der Mitte aus gegen die beiden Enden
hin je in einer Parabellinie abwärts; der Träger iſt über dem Pfeiler 22‧5 Meter,
an den Enden 7‧5 Meter hoch. Um die Durchfahrt für größere Schiffe bei hohem
Waſſerſtande freizugeben, wird derſelbe in einem halben Kreiſe gewendet, ſo daß er
bei ſeiner Drehung der Vorwärtsbewegung des Schiffes folgt und ein Zurückdrehen
nicht nothwendig iſt. Damit iſt die Zeit, während der die Brücke offen ſteht, auf
ein möglichſt kleines Maß reducirt.

Die geſammten Bewegungsvorrichtungen haben auf dem Mittelpfeiler ihren
Platz gefunden. Hier befindet ſich, dem Auge des Beſchauers verborgen, die Dampf-

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[340/0380] Zweiter Abſchnitt. außen verlegt ſind. Zwiſchen den beiden Außengeländern hat die Brücke eine Breite von 32 Meter. Neben den »Hochbrücken« (High Bridges) hat in Amerika das Syſtem der Drehbrücken eine Ausbildung erfahren, wie man ſie in Europa nicht kennt. Die Hochbrücken erfordern der Natur der Sache meiſt lange Zufahrtsrampen, welche die Geſammtkoſten der Anlage ganz weſentlich vertheuern. Andererſeits iſt auf Grund örtlicher Verhältniſſe die Anlage von Hochbrücken nicht immer möglich. Die Dreh- brücken tragen dieſen Verhältniſſen in ſehr zweckmäßiger Weiſe Rechnung, wie aus den vielen Neubauten dieſer Art in den letzten Jahren hervorgeht. Schon die älteren amerikaniſchen Drehbrücken zeichneten ſich durch außergewöhnliche Dimenſionen aus. Bei der Ravitan Bai Swing Bridge wiegt das bewegliche Feld von 143‧8 Meter 590 Tonnen. Dieſes immenſe Gewicht wird durch die mittleren Verticalpfoſten auf die Trommel und von dieſer auf die Centralzapfen, beziehungsweiſe die Laufräder, übertragen. Die Trommel läuft auf 30 Rädern von 0‧6 Meter Durchmeſſer und 0‧3 Meter Breite. Die Drehung der Brücke erfolgt mittelſt einer Dampfmaſchine. Soll die Brücke gedreht werden, ſo wird ſie zunächſt durch vier hydrauliſche Preſſen, welche durch die Dampfmaſchine angetrieben werden, emporgehoben, um durch die eintretende Durchbiegung der Träger dieſelbe von ihren Widerlagern abzuheben, wobei der centrale Drehzapfen das Geſammtgewicht der Drehbrücke aufnimmt. Nun erfolgt der Antrieb der Rädertransmiſſionen durch die Dampfmaſchine und damit die Schwenkung der Brücke um ihr Pivot. Die Rückdrehung erfolgt im analogen Sinne. Ein vortreffliches Beiſpiel für die Art der Anlage ſolcher Brückenwerke giebt die hier abgebildete Drehbrücke, welche in New-London, einer Hafenſtadt in Con- necticut, den Thamesfluß an der Fluthmündung überſetzt. Dieſe Brücke iſt zur Zeit wohl die größte ihrer Art. Die Conſtruction beſteht in allen ihren Theilen aus Stahl. Die beiderſeitigen Uferöffnungen von je 45 Meter (von Pfeilermitte zu Pfeilermitte) ſind mit 7‧2 Meter hohen Parallelträgern überſpannt. Die Fahrbahn liegt oben, während ſie bei den übrigen Trägern unten angeordnet iſt. Die beiden nächſten Brückenfelder haben je eine Spannweite von 93 Meter. Der Untergurt ihrer Träger bildet eine gerade, der Obergurt eine gebrochene Linie, ſo daß die Höhe derſelben an den Enden 7‧5, in der Mitte 13‧5 Meter mißt. Der beweg- liche Träger hat eine Länge von 150‧6 Meter und reicht über zwei gleich große Oeffnungen hinweg. Der Obergurt geht von der Mitte aus gegen die beiden Enden hin je in einer Parabellinie abwärts; der Träger iſt über dem Pfeiler 22‧5 Meter, an den Enden 7‧5 Meter hoch. Um die Durchfahrt für größere Schiffe bei hohem Waſſerſtande freizugeben, wird derſelbe in einem halben Kreiſe gewendet, ſo daß er bei ſeiner Drehung der Vorwärtsbewegung des Schiffes folgt und ein Zurückdrehen nicht nothwendig iſt. Damit iſt die Zeit, während der die Brücke offen ſteht, auf ein möglichſt kleines Maß reducirt. Die geſammten Bewegungsvorrichtungen haben auf dem Mittelpfeiler ihren Platz gefunden. Hier befindet ſich, dem Auge des Beſchauers verborgen, die Dampf-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/380>, abgerufen am 25.11.2024.