Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Der eiserne Brückenbau.
einer mittleren größten Spannweite von 250 Meter; die beiden Seitenöffnungen
haben je 80 Meter Spannweite. Zu den 410 Meter Eisenconstructionen kommen
noch 460 Meter auf die beiderseitigen gemauerten Bogenbrücken (als Endstrecken).

In neuester Zeit ist in Deutschland eine Thalbrücke (als combinirte Fach-
werkbrücke mit Parallelträgern und Bogenbrücke) fertiggestellt worden, welche be-
züglich der Spannweite die Garabitbrücke übertrifft, dagegen an Höhe hinter dieser
zurückbleibt. Es ist dies die Müngstener Thalbrücke, zur Zeit die zweitgrößte
dieser Art in Europa. Bei diesem Baue galt es die beiden Industrieorte Remscheid
und Solingen durch eine directe Bahnlinie zu verbinden. In der Luftlinie nur

[Abbildung] Fig. 235.

Viaduct über den Viaur (Departement Tarn).

8 Kilometer von einander entfernt, hatte der kürzeste Schienenweg zwischen den
beiden genannten Oertlichkeiten bis dahin 44 Kilometer betragen. Das 100 bis
120 Meter tiefe, scharf eingeschnittene Thal der Wupper und der Unterschied in
der Höhenlage der beiden Bahnhöfe, von denen der Bahnhof Remscheid 100 Meter
über dem Bahnhof Solingen-Süd liegt, standen einem directen Bahnanschlusse ent-
gegen. Für die aufstrebenden beiden Industrieorte war dies ein fühlbarer Uebel-
stand, dem endlich die Regierung selbst abzuhelfen entschlossen war, indem sie der
Eisenbahndirection Elberfeld den Auftrag zukommen ließ, einen diesbezüglichen Ent-
wurf auszuarbeiten.

Die ersten Vorstudien führten sofort auf die Anlage einer Bogenbrücke;
später kamen weitere Projecte, und zwar das einer Gerüstbrücke und einer Krag-

Der eiſerne Brückenbau.
einer mittleren größten Spannweite von 250 Meter; die beiden Seitenöffnungen
haben je 80 Meter Spannweite. Zu den 410 Meter Eiſenconſtructionen kommen
noch 460 Meter auf die beiderſeitigen gemauerten Bogenbrücken (als Endſtrecken).

In neueſter Zeit iſt in Deutſchland eine Thalbrücke (als combinirte Fach-
werkbrücke mit Parallelträgern und Bogenbrücke) fertiggeſtellt worden, welche be-
züglich der Spannweite die Garabitbrücke übertrifft, dagegen an Höhe hinter dieſer
zurückbleibt. Es iſt dies die Müngſtener Thalbrücke, zur Zeit die zweitgrößte
dieſer Art in Europa. Bei dieſem Baue galt es die beiden Induſtrieorte Remſcheid
und Solingen durch eine directe Bahnlinie zu verbinden. In der Luftlinie nur

[Abbildung] Fig. 235.

Viaduct über den Viaur (Departement Tarn).

8 Kilometer von einander entfernt, hatte der kürzeſte Schienenweg zwiſchen den
beiden genannten Oertlichkeiten bis dahin 44 Kilometer betragen. Das 100 bis
120 Meter tiefe, ſcharf eingeſchnittene Thal der Wupper und der Unterſchied in
der Höhenlage der beiden Bahnhöfe, von denen der Bahnhof Remſcheid 100 Meter
über dem Bahnhof Solingen-Süd liegt, ſtanden einem directen Bahnanſchluſſe ent-
gegen. Für die aufſtrebenden beiden Induſtrieorte war dies ein fühlbarer Uebel-
ſtand, dem endlich die Regierung ſelbſt abzuhelfen entſchloſſen war, indem ſie der
Eiſenbahndirection Elberfeld den Auftrag zukommen ließ, einen diesbezüglichen Ent-
wurf auszuarbeiten.

Die erſten Vorſtudien führten ſofort auf die Anlage einer Bogenbrücke;
ſpäter kamen weitere Projecte, und zwar das einer Gerüſtbrücke und einer Krag-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0319" n="283"/><fw place="top" type="header">Der ei&#x017F;erne Brückenbau.</fw><lb/>
einer mittleren größten Spannweite von 250 Meter; die beiden Seitenöffnungen<lb/>
haben je 80 Meter Spannweite. Zu den 410 Meter Ei&#x017F;encon&#x017F;tructionen kommen<lb/>
noch 460 Meter auf die beider&#x017F;eitigen gemauerten Bogenbrücken (als End&#x017F;trecken).</p><lb/>
              <p>In neue&#x017F;ter Zeit i&#x017F;t in Deut&#x017F;chland eine Thalbrücke (als combinirte Fach-<lb/>
werkbrücke mit Parallelträgern und Bogenbrücke) fertigge&#x017F;tellt worden, welche be-<lb/>
züglich der Spannweite die Garabitbrücke übertrifft, dagegen an Höhe hinter die&#x017F;er<lb/>
zurückbleibt. Es i&#x017F;t dies die <hi rendition="#g">Müng&#x017F;tener Thalbrücke</hi>, zur Zeit die zweitgrößte<lb/>
die&#x017F;er Art in Europa. Bei die&#x017F;em Baue galt es die beiden Indu&#x017F;trieorte Rem&#x017F;cheid<lb/>
und Solingen durch eine directe Bahnlinie zu verbinden. In der Luftlinie nur<lb/><figure><head>Fig. 235.</head><p> Viaduct über den Viaur (Departement Tarn).</p></figure><lb/>
8 Kilometer von einander entfernt, hatte der kürze&#x017F;te Schienenweg zwi&#x017F;chen den<lb/>
beiden genannten Oertlichkeiten bis dahin 44 Kilometer betragen. Das 100 bis<lb/>
120 Meter tiefe, &#x017F;charf einge&#x017F;chnittene Thal der Wupper und der Unter&#x017F;chied in<lb/>
der Höhenlage der beiden Bahnhöfe, von denen der Bahnhof Rem&#x017F;cheid 100 Meter<lb/>
über dem Bahnhof Solingen-Süd liegt, &#x017F;tanden einem directen Bahnan&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e ent-<lb/>
gegen. Für die auf&#x017F;trebenden beiden Indu&#x017F;trieorte war dies ein fühlbarer Uebel-<lb/>
&#x017F;tand, dem endlich die Regierung &#x017F;elb&#x017F;t abzuhelfen ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war, indem &#x017F;ie der<lb/>
Ei&#x017F;enbahndirection Elberfeld den Auftrag zukommen ließ, einen diesbezüglichen Ent-<lb/>
wurf auszuarbeiten.</p><lb/>
              <p>Die er&#x017F;ten Vor&#x017F;tudien führten &#x017F;ofort auf die Anlage einer Bogenbrücke;<lb/>
&#x017F;päter kamen weitere Projecte, und zwar das einer Gerü&#x017F;tbrücke und einer Krag-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0319] Der eiſerne Brückenbau. einer mittleren größten Spannweite von 250 Meter; die beiden Seitenöffnungen haben je 80 Meter Spannweite. Zu den 410 Meter Eiſenconſtructionen kommen noch 460 Meter auf die beiderſeitigen gemauerten Bogenbrücken (als Endſtrecken). In neueſter Zeit iſt in Deutſchland eine Thalbrücke (als combinirte Fach- werkbrücke mit Parallelträgern und Bogenbrücke) fertiggeſtellt worden, welche be- züglich der Spannweite die Garabitbrücke übertrifft, dagegen an Höhe hinter dieſer zurückbleibt. Es iſt dies die Müngſtener Thalbrücke, zur Zeit die zweitgrößte dieſer Art in Europa. Bei dieſem Baue galt es die beiden Induſtrieorte Remſcheid und Solingen durch eine directe Bahnlinie zu verbinden. In der Luftlinie nur [Abbildung Fig. 235. Viaduct über den Viaur (Departement Tarn).] 8 Kilometer von einander entfernt, hatte der kürzeſte Schienenweg zwiſchen den beiden genannten Oertlichkeiten bis dahin 44 Kilometer betragen. Das 100 bis 120 Meter tiefe, ſcharf eingeſchnittene Thal der Wupper und der Unterſchied in der Höhenlage der beiden Bahnhöfe, von denen der Bahnhof Remſcheid 100 Meter über dem Bahnhof Solingen-Süd liegt, ſtanden einem directen Bahnanſchluſſe ent- gegen. Für die aufſtrebenden beiden Induſtrieorte war dies ein fühlbarer Uebel- ſtand, dem endlich die Regierung ſelbſt abzuhelfen entſchloſſen war, indem ſie der Eiſenbahndirection Elberfeld den Auftrag zukommen ließ, einen diesbezüglichen Ent- wurf auszuarbeiten. Die erſten Vorſtudien führten ſofort auf die Anlage einer Bogenbrücke; ſpäter kamen weitere Projecte, und zwar das einer Gerüſtbrücke und einer Krag-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/319
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/319>, abgerufen am 17.05.2024.