Mechanische Einrichtungen in Eisenhütten und Werkstätten.
Die zu nietenden Stücke in Blech- oder Stabform werden nach genauer Vor- zeichnung und Ankörnung mit correspondirenden Nietlöchern versehen. Je nach dem Zwecke der Nietung ist dieselbe und besonders in Anordnung der Nieten ver- schieden. Bei Brückenträgern, wo vorwiegend die Festigkeit in Betracht kommt, wird man mit weniger, aber stärkeren Nieten auskommen, als z. B. bei Reservoiren, die durch dünnere, aber dichter gesetzte Nieten dicht gemacht werden müssen, oder bei Dampfkesseln, bei denen die Nieten stark und eng gereiht angebracht sind, um Festigkeit und Dichtigkeit der Fugen zu vereinen. Die volle Festigkeit des Bleches wird durch die Nietung nicht
[Abbildung]
Fig. 153.
Schleifmaschine.
erreicht. Eine einfache Nietreihe -- wie bei Dampfkesseln -- zeigt etwa 60 Procent, eine doppelte etwa 75 Procent der Blechfestigkeit.
Die Nietlöcher werden mittelst Durchstoß erzeugt, indem ein im Rahmen geführter Stahl- stempel nach abwärts gegen das Blech getrieben wird, das auf einer nach der Form des Stempels durchbrochenen Ma- tritze liegt, oder es werden die Löcher ausgebohrt, wozu man sich vorzugsweise solcher Bohr- maschinen bedient, welche mit mehreren in den passenden Abstand der Nietlöcher stehen- den Bohrern ausgerüstet sind.
Der Vorgang beim Nieten ist der nachstehende. Die zu vernietenden Theile werden in die richtige Stellung zu einander gebracht und, wenn erforderlich, pro- visorisch durch eingeschobene Schraubenbolzen festgehalten. Die Nieten werden am freien Ende in einem Schmiedefeuer zur Rothgluth erwärmt und in das Nietloch so weit eingeschoben, daß der Setzkopf auf dem Bleche aufsitzt. Das glatte Bolzen- ende ragt hinreichend auf der anderen Seite heraus. Während ein Hilfsarbeiter mittelst eines Vorsetzhammers, auch mittelst einer dagegen gestemmten Winde den Setzkopf festhält, bilden ein Vorarbeiter und ein oder zwei Zuschläger den zweiten konischen oder halbkugelförmigen Schließkopf durch rasche Hammerschläge aus, indem sie zuletzt einen Gesenkhammer mit halbkugelförmiger Vertiefung zur Formgebung verwenden. Alles dies muß vollendet werden, ehe der Bolzen ganz erkaltet ist. Er wird in der ganzen Länge gestaucht und füllt daher das Nietloch aus. Der glühende Bolzen erwärmt hierbei den Nietlochrand so weit, daß er auch nach der Abküh-
Mechaniſche Einrichtungen in Eiſenhütten und Werkſtätten.
Die zu nietenden Stücke in Blech- oder Stabform werden nach genauer Vor- zeichnung und Ankörnung mit correſpondirenden Nietlöchern verſehen. Je nach dem Zwecke der Nietung iſt dieſelbe und beſonders in Anordnung der Nieten ver- ſchieden. Bei Brückenträgern, wo vorwiegend die Feſtigkeit in Betracht kommt, wird man mit weniger, aber ſtärkeren Nieten auskommen, als z. B. bei Reſervoiren, die durch dünnere, aber dichter geſetzte Nieten dicht gemacht werden müſſen, oder bei Dampfkeſſeln, bei denen die Nieten ſtark und eng gereiht angebracht ſind, um Feſtigkeit und Dichtigkeit der Fugen zu vereinen. Die volle Feſtigkeit des Bleches wird durch die Nietung nicht
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Fig. 153.
Schleifmaſchine.
erreicht. Eine einfache Nietreihe — wie bei Dampfkeſſeln — zeigt etwa 60 Procent, eine doppelte etwa 75 Procent der Blechfeſtigkeit.
Die Nietlöcher werden mittelſt Durchſtoß erzeugt, indem ein im Rahmen geführter Stahl- ſtempel nach abwärts gegen das Blech getrieben wird, das auf einer nach der Form des Stempels durchbrochenen Ma- tritze liegt, oder es werden die Löcher ausgebohrt, wozu man ſich vorzugsweiſe ſolcher Bohr- maſchinen bedient, welche mit mehreren in den paſſenden Abſtand der Nietlöcher ſtehen- den Bohrern ausgerüſtet ſind.
Der Vorgang beim Nieten iſt der nachſtehende. Die zu vernietenden Theile werden in die richtige Stellung zu einander gebracht und, wenn erforderlich, pro- viſoriſch durch eingeſchobene Schraubenbolzen feſtgehalten. Die Nieten werden am freien Ende in einem Schmiedefeuer zur Rothgluth erwärmt und in das Nietloch ſo weit eingeſchoben, daß der Setzkopf auf dem Bleche aufſitzt. Das glatte Bolzen- ende ragt hinreichend auf der anderen Seite heraus. Während ein Hilfsarbeiter mittelſt eines Vorſetzhammers, auch mittelſt einer dagegen geſtemmten Winde den Setzkopf feſthält, bilden ein Vorarbeiter und ein oder zwei Zuſchläger den zweiten koniſchen oder halbkugelförmigen Schließkopf durch raſche Hammerſchläge aus, indem ſie zuletzt einen Geſenkhammer mit halbkugelförmiger Vertiefung zur Formgebung verwenden. Alles dies muß vollendet werden, ehe der Bolzen ganz erkaltet iſt. Er wird in der ganzen Länge geſtaucht und füllt daher das Nietloch aus. Der glühende Bolzen erwärmt hierbei den Nietlochrand ſo weit, daß er auch nach der Abküh-
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Mechaniſche Einrichtungen in Eiſenhütten und Werkſtätten.
Die zu nietenden Stücke in Blech- oder Stabform werden nach genauer Vor-
zeichnung und Ankörnung mit correſpondirenden Nietlöchern verſehen. Je nach dem
Zwecke der Nietung iſt dieſelbe und beſonders in Anordnung der Nieten ver-
ſchieden. Bei Brückenträgern, wo vorwiegend die Feſtigkeit in Betracht kommt, wird
man mit weniger, aber ſtärkeren Nieten auskommen, als z. B. bei Reſervoiren,
die durch dünnere, aber dichter geſetzte Nieten dicht gemacht werden müſſen, oder
bei Dampfkeſſeln, bei denen die Nieten ſtark und eng gereiht angebracht ſind, um
Feſtigkeit und Dichtigkeit der Fugen zu vereinen. Die volle Feſtigkeit des Bleches
wird durch die Nietung nicht
[Abbildung Fig. 153. Schleifmaſchine.]
erreicht. Eine einfache Nietreihe
— wie bei Dampfkeſſeln —
zeigt etwa 60 Procent, eine
doppelte etwa 75 Procent der
Blechfeſtigkeit.
Die Nietlöcher werden
mittelſt Durchſtoß erzeugt, indem
ein im Rahmen geführter Stahl-
ſtempel nach abwärts gegen das
Blech getrieben wird, das auf
einer nach der Form des
Stempels durchbrochenen Ma-
tritze liegt, oder es werden die
Löcher ausgebohrt, wozu man
ſich vorzugsweiſe ſolcher Bohr-
maſchinen bedient, welche mit
mehreren in den paſſenden
Abſtand der Nietlöcher ſtehen-
den Bohrern ausgerüſtet ſind.
Der Vorgang beim Nieten iſt der nachſtehende. Die zu vernietenden Theile
werden in die richtige Stellung zu einander gebracht und, wenn erforderlich, pro-
viſoriſch durch eingeſchobene Schraubenbolzen feſtgehalten. Die Nieten werden am
freien Ende in einem Schmiedefeuer zur Rothgluth erwärmt und in das Nietloch
ſo weit eingeſchoben, daß der Setzkopf auf dem Bleche aufſitzt. Das glatte Bolzen-
ende ragt hinreichend auf der anderen Seite heraus. Während ein Hilfsarbeiter
mittelſt eines Vorſetzhammers, auch mittelſt einer dagegen geſtemmten Winde den
Setzkopf feſthält, bilden ein Vorarbeiter und ein oder zwei Zuſchläger den zweiten
koniſchen oder halbkugelförmigen Schließkopf durch raſche Hammerſchläge aus, indem
ſie zuletzt einen Geſenkhammer mit halbkugelförmiger Vertiefung zur Formgebung
verwenden. Alles dies muß vollendet werden, ehe der Bolzen ganz erkaltet iſt. Er
wird in der ganzen Länge geſtaucht und füllt daher das Nietloch aus. Der glühende
Bolzen erwärmt hierbei den Nietlochrand ſo weit, daß er auch nach der Abküh-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/231>, abgerufen am 24.11.2024.
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