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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
bohrmaschinen ist die Bohrsäule durch Wandlager gehalten und dadurch in einem
Halbkreis drehbar. Sie trägt einen kräftigen Arm, an dem sich der Support ein-
und auswärts verstellen läßt. Die Bohrhülse, in welcher der vierkantige Bohrstab
während der Drehung auf- und abgeführt werden kann, gestattet dadurch eine in
geringeren Grenzen sich bewegende Hoch- und Tiefstellung, die sonst durch Unter-
lagen für das Werkstück ersetzt werden muß.

Das Fräsen ist im Wesentlichen eine Wirkung rasch rotirender Schneiden,
wobei als charakteristisches Moment die Vereinigung mehrerer Schneiden zu einem
[Abbildung] Fig. 143.

Verticale Bohrmaschine.

Rotationskörper, welcher rasch rotirt, hervor-
tritt. Das Werkstück wird bearbeitet, indem
man es an die Fräse andrückt und an der-
selben hinführt. Die Fräse läßt sich auch
oscillirend oder sonst beweglich in einem
Rahmen lagern und gegen das festliegende
Werkstück andrücken, was durch die Mit-
theilung der Rotationsbewegung durch
Riemen ermöglicht wird. Ein besonderer
Vortheil erwächst dadurch, daß man die
Fräsmaschinen in der verschiedensten Art
profiliren kann. Die Hauptschwierigkeit bildet
die Fräse selbst, welche früher meist aus
einem Stahlstück geschmiedet wurde, aus
welchem man die Schneiden mit Meißel,
Feile, Schleifrädern herausarbeitete, worauf
erst das Härten und Anlassen folgte.

Diese Methode ist jetzt nur noch bei
den kleinen Fräsen üblich; größere setzt
man aus Schneiden zusammen, die mittelst
Schrauben, Keilen etc. auf einem centralen
Guß- oder Schmiedekörper befestigt werden. Die Achse der Fräse kann horizontal
oder vertical gelagert sein. Sie ragt meist durch den Arbeitstisch hindurch, auf
dem das Werkstück verschoben, gewendet, kurz auf die bequemste Art bearbeitet
werden kann.

Die ausgedehnteste Verwendung findet die Fräsmaschine als Specialmaschine
in der Gewehr- und Nähmaschinenfabrikation und in ähnlichen Betrieben. Erst in
neuerer Zeit wird sie auch im Maschinenbau verwendet, wo sie alsdann in zweck-
entsprechender schwerer Bauart ausgeführt ist. Das Fräsen besitzt gegenüber der
Bearbeitung durch Hobeln oder Schlosserarbeit mannigfache Vorzüge und hat in
neuerer Zeit einen bedeutenden Umschwung in den Arbeitsmethoden sowohl größerer
als kleinerer Stücke herbeigeführt. Die Fräswerkzeuge sind zwar schon lange be-
kannt gewesen und auch zur Metallbereitung verwendet worden, doch fanden sie

Zweiter Abſchnitt.
bohrmaſchinen iſt die Bohrſäule durch Wandlager gehalten und dadurch in einem
Halbkreis drehbar. Sie trägt einen kräftigen Arm, an dem ſich der Support ein-
und auswärts verſtellen läßt. Die Bohrhülſe, in welcher der vierkantige Bohrſtab
während der Drehung auf- und abgeführt werden kann, geſtattet dadurch eine in
geringeren Grenzen ſich bewegende Hoch- und Tiefſtellung, die ſonſt durch Unter-
lagen für das Werkſtück erſetzt werden muß.

Das Fräſen iſt im Weſentlichen eine Wirkung raſch rotirender Schneiden,
wobei als charakteriſtiſches Moment die Vereinigung mehrerer Schneiden zu einem
[Abbildung] Fig. 143.

Verticale Bohrmaſchine.

Rotationskörper, welcher raſch rotirt, hervor-
tritt. Das Werkſtück wird bearbeitet, indem
man es an die Fräſe andrückt und an der-
ſelben hinführt. Die Fräſe läßt ſich auch
oscillirend oder ſonſt beweglich in einem
Rahmen lagern und gegen das feſtliegende
Werkſtück andrücken, was durch die Mit-
theilung der Rotationsbewegung durch
Riemen ermöglicht wird. Ein beſonderer
Vortheil erwächſt dadurch, daß man die
Fräsmaſchinen in der verſchiedenſten Art
profiliren kann. Die Hauptſchwierigkeit bildet
die Fräſe ſelbſt, welche früher meiſt aus
einem Stahlſtück geſchmiedet wurde, aus
welchem man die Schneiden mit Meißel,
Feile, Schleifrädern herausarbeitete, worauf
erſt das Härten und Anlaſſen folgte.

Dieſe Methode iſt jetzt nur noch bei
den kleinen Fräſen üblich; größere ſetzt
man aus Schneiden zuſammen, die mittelſt
Schrauben, Keilen ꝛc. auf einem centralen
Guß- oder Schmiedekörper befeſtigt werden. Die Achſe der Fräſe kann horizontal
oder vertical gelagert ſein. Sie ragt meiſt durch den Arbeitstiſch hindurch, auf
dem das Werkſtück verſchoben, gewendet, kurz auf die bequemſte Art bearbeitet
werden kann.

Die ausgedehnteſte Verwendung findet die Fräsmaſchine als Specialmaſchine
in der Gewehr- und Nähmaſchinenfabrikation und in ähnlichen Betrieben. Erſt in
neuerer Zeit wird ſie auch im Maſchinenbau verwendet, wo ſie alsdann in zweck-
entſprechender ſchwerer Bauart ausgeführt iſt. Das Fräſen beſitzt gegenüber der
Bearbeitung durch Hobeln oder Schloſſerarbeit mannigfache Vorzüge und hat in
neuerer Zeit einen bedeutenden Umſchwung in den Arbeitsmethoden ſowohl größerer
als kleinerer Stücke herbeigeführt. Die Fräswerkzeuge ſind zwar ſchon lange be-
kannt geweſen und auch zur Metallbereitung verwendet worden, doch fanden ſie

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[190/0222] Zweiter Abſchnitt. bohrmaſchinen iſt die Bohrſäule durch Wandlager gehalten und dadurch in einem Halbkreis drehbar. Sie trägt einen kräftigen Arm, an dem ſich der Support ein- und auswärts verſtellen läßt. Die Bohrhülſe, in welcher der vierkantige Bohrſtab während der Drehung auf- und abgeführt werden kann, geſtattet dadurch eine in geringeren Grenzen ſich bewegende Hoch- und Tiefſtellung, die ſonſt durch Unter- lagen für das Werkſtück erſetzt werden muß. Das Fräſen iſt im Weſentlichen eine Wirkung raſch rotirender Schneiden, wobei als charakteriſtiſches Moment die Vereinigung mehrerer Schneiden zu einem [Abbildung Fig. 143. Verticale Bohrmaſchine.] Rotationskörper, welcher raſch rotirt, hervor- tritt. Das Werkſtück wird bearbeitet, indem man es an die Fräſe andrückt und an der- ſelben hinführt. Die Fräſe läßt ſich auch oscillirend oder ſonſt beweglich in einem Rahmen lagern und gegen das feſtliegende Werkſtück andrücken, was durch die Mit- theilung der Rotationsbewegung durch Riemen ermöglicht wird. Ein beſonderer Vortheil erwächſt dadurch, daß man die Fräsmaſchinen in der verſchiedenſten Art profiliren kann. Die Hauptſchwierigkeit bildet die Fräſe ſelbſt, welche früher meiſt aus einem Stahlſtück geſchmiedet wurde, aus welchem man die Schneiden mit Meißel, Feile, Schleifrädern herausarbeitete, worauf erſt das Härten und Anlaſſen folgte. Dieſe Methode iſt jetzt nur noch bei den kleinen Fräſen üblich; größere ſetzt man aus Schneiden zuſammen, die mittelſt Schrauben, Keilen ꝛc. auf einem centralen Guß- oder Schmiedekörper befeſtigt werden. Die Achſe der Fräſe kann horizontal oder vertical gelagert ſein. Sie ragt meiſt durch den Arbeitstiſch hindurch, auf dem das Werkſtück verſchoben, gewendet, kurz auf die bequemſte Art bearbeitet werden kann. Die ausgedehnteſte Verwendung findet die Fräsmaſchine als Specialmaſchine in der Gewehr- und Nähmaſchinenfabrikation und in ähnlichen Betrieben. Erſt in neuerer Zeit wird ſie auch im Maſchinenbau verwendet, wo ſie alsdann in zweck- entſprechender ſchwerer Bauart ausgeführt iſt. Das Fräſen beſitzt gegenüber der Bearbeitung durch Hobeln oder Schloſſerarbeit mannigfache Vorzüge und hat in neuerer Zeit einen bedeutenden Umſchwung in den Arbeitsmethoden ſowohl größerer als kleinerer Stücke herbeigeführt. Die Fräswerkzeuge ſind zwar ſchon lange be- kannt geweſen und auch zur Metallbereitung verwendet worden, doch fanden ſie

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/222>, abgerufen am 25.11.2024.