grenzung durch ein in zweitheiligen Formkästen eingeformtes Kugel- oder Zucker- hutmodell und werden dann beide Theile um den eingehängten Sand- oder Lehm- kern zusammengeschoben.
Bei gegossenen Röhren haben die Formkasten -- wie wir einer fachmänni- schen Beschreibung der "Friedrich Wilhelmshütte" (Mülheim a. d. Ruhr) ent-
[Abbildung]
Fig. 76.
Formkasten mit gegossenem Rohr.
nehmen -- eine feste, unveränderte Lage. Das Ausstampfen der Sandmasse erfolgt nach ganzen eisernen, sorgfältig abgedrehten Modellen, die genau in der Mitte des Kastens gehalten sind. Jede Herstellung der eisernen Rohrform mittelst Modell- stücken, welche allmählich mit dem Wachsen des Sandringes hochgezogen werden, haben den großen Nachtheil, daß eine unbedingt richtige, in ihrer ganzen Länge gerade, nicht versetzte Form kaum herzustellen ist, was Veranlassung zu einseitigen Wandstärken giebt.
An diesem Uebelstande leiden mehr oder minder alle selbstthätigen Ausstampfverfahren, daher ein gerechtfertigtes Mißtrauen gegen sie besteht. Die Form, welche nach einem richtigen Modell von derselben Länge wie das Rohr her- gestellt ist, muß gerade sein. Erfolgt das Einsetzen des Kernes centrisch, so sind die Bedingungen gleichmäßiger Wandstärke erfüllt. Das Trocknen der Sandform geschieht entweder durch entzündete Generatorgase oder, bei größeren Röhren, durch fahrbare Koksfeuer mit Unterwind. Die Herstellung der Rohrkerne ist von größter Wichtigkeit und höchste Sorgfalt dabei nothwendig. An beiden Enden gedrehte Spindeln -- schmiedeeiserne bei kleinen Röhren, gußeiserne bei großen -- werden auf Drehbänken mit Strohseilen umwickelt, mit einer Mischmasse aus Lehm, Lohe und Pferdemist bestrichen, getrocknet, nochmals dünn bestrichen und genau auf Maß gedreht, geschwärzt und abermals scharf getrocknet, hierauf mittelst Krahnen vorsichtig in die Sandform unter dichtem Schluß am oberen und unteren Ende genau centrisch eingehangen.
Die Figur 76 stellt eine solche zum Guß fertige Form dar: q q Form- kasten, b e d nach Modell ausgestampfter und dann getrockneter Sand, g g über die Strohseilumwickelung der Kernspindel k k aufgetragene, getrocknete Masse. Der Einguß ist am oberen Ende der Form sichtbar. Die auf diese Weise gegossenen
Vierter Abſchnitt.
grenzung durch ein in zweitheiligen Formkäſten eingeformtes Kugel- oder Zucker- hutmodell und werden dann beide Theile um den eingehängten Sand- oder Lehm- kern zuſammengeſchoben.
Bei gegoſſenen Röhren haben die Formkaſten — wie wir einer fachmänni- ſchen Beſchreibung der »Friedrich Wilhelmshütte« (Mülheim a. d. Ruhr) ent-
[Abbildung]
Fig. 76.
Formkaſten mit gegoſſenem Rohr.
nehmen — eine feſte, unveränderte Lage. Das Ausſtampfen der Sandmaſſe erfolgt nach ganzen eiſernen, ſorgfältig abgedrehten Modellen, die genau in der Mitte des Kaſtens gehalten ſind. Jede Herſtellung der eiſernen Rohrform mittelſt Modell- ſtücken, welche allmählich mit dem Wachſen des Sandringes hochgezogen werden, haben den großen Nachtheil, daß eine unbedingt richtige, in ihrer ganzen Länge gerade, nicht verſetzte Form kaum herzuſtellen iſt, was Veranlaſſung zu einſeitigen Wandſtärken giebt.
An dieſem Uebelſtande leiden mehr oder minder alle ſelbſtthätigen Ausſtampfverfahren, daher ein gerechtfertigtes Mißtrauen gegen ſie beſteht. Die Form, welche nach einem richtigen Modell von derſelben Länge wie das Rohr her- geſtellt iſt, muß gerade ſein. Erfolgt das Einſetzen des Kernes centriſch, ſo ſind die Bedingungen gleichmäßiger Wandſtärke erfüllt. Das Trocknen der Sandform geſchieht entweder durch entzündete Generatorgaſe oder, bei größeren Röhren, durch fahrbare Koksfeuer mit Unterwind. Die Herſtellung der Rohrkerne iſt von größter Wichtigkeit und höchſte Sorgfalt dabei nothwendig. An beiden Enden gedrehte Spindeln — ſchmiedeeiſerne bei kleinen Röhren, gußeiſerne bei großen — werden auf Drehbänken mit Strohſeilen umwickelt, mit einer Miſchmaſſe aus Lehm, Lohe und Pferdemiſt beſtrichen, getrocknet, nochmals dünn beſtrichen und genau auf Maß gedreht, geſchwärzt und abermals ſcharf getrocknet, hierauf mittelſt Krahnen vorſichtig in die Sandform unter dichtem Schluß am oberen und unteren Ende genau centriſch eingehangen.
Die Figur 76 ſtellt eine ſolche zum Guß fertige Form dar: q q Form- kaſten, b e d nach Modell ausgeſtampfter und dann getrockneter Sand, g g über die Strohſeilumwickelung der Kernſpindel k k aufgetragene, getrocknete Maſſe. Der Einguß iſt am oberen Ende der Form ſichtbar. Die auf dieſe Weiſe gegoſſenen
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Vierter Abſchnitt.
grenzung durch ein in zweitheiligen Formkäſten eingeformtes Kugel- oder Zucker-
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kern zuſammengeſchoben.
Bei gegoſſenen Röhren haben die Formkaſten — wie wir einer fachmänni-
ſchen Beſchreibung der »Friedrich Wilhelmshütte« (Mülheim a. d. Ruhr) ent-
[Abbildung Fig. 76. Formkaſten mit gegoſſenem Rohr.]
nehmen — eine feſte, unveränderte Lage. Das
Ausſtampfen der Sandmaſſe erfolgt nach ganzen
eiſernen, ſorgfältig abgedrehten Modellen, die genau
in der Mitte des Kaſtens gehalten ſind. Jede
Herſtellung der eiſernen Rohrform mittelſt Modell-
ſtücken, welche allmählich mit dem Wachſen des
Sandringes hochgezogen werden, haben den großen
Nachtheil, daß eine unbedingt richtige, in ihrer
ganzen Länge gerade, nicht verſetzte Form kaum
herzuſtellen iſt, was Veranlaſſung zu einſeitigen
Wandſtärken giebt.
An dieſem Uebelſtande leiden mehr oder
minder alle ſelbſtthätigen Ausſtampfverfahren,
daher ein gerechtfertigtes Mißtrauen gegen ſie
beſteht. Die Form, welche nach einem richtigen
Modell von derſelben Länge wie das Rohr her-
geſtellt iſt, muß gerade ſein. Erfolgt das Einſetzen
des Kernes centriſch, ſo ſind die Bedingungen
gleichmäßiger Wandſtärke erfüllt. Das Trocknen
der Sandform geſchieht entweder durch entzündete
Generatorgaſe oder, bei größeren Röhren, durch
fahrbare Koksfeuer mit Unterwind. Die Herſtellung
der Rohrkerne iſt von größter Wichtigkeit und
höchſte Sorgfalt dabei nothwendig. An beiden
Enden gedrehte Spindeln — ſchmiedeeiſerne bei
kleinen Röhren, gußeiſerne bei großen — werden
auf Drehbänken mit Strohſeilen umwickelt, mit
einer Miſchmaſſe aus Lehm, Lohe und Pferdemiſt
beſtrichen, getrocknet, nochmals dünn beſtrichen und genau auf Maß gedreht,
geſchwärzt und abermals ſcharf getrocknet, hierauf mittelſt Krahnen vorſichtig in
die Sandform unter dichtem Schluß am oberen und unteren Ende genau centriſch
eingehangen.
Die Figur 76 ſtellt eine ſolche zum Guß fertige Form dar: q q Form-
kaſten, b e d nach Modell ausgeſtampfter und dann getrockneter Sand, g g über
die Strohſeilumwickelung der Kernſpindel k k aufgetragene, getrocknete Maſſe. Der
Einguß iſt am oberen Ende der Form ſichtbar. Die auf dieſe Weiſe gegoſſenen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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