man ein kleines Stückchen Aluminium zusetzt. Offenbar erfolgt hierdurch eine plötz- liche Gasausscheidung. Das Aluminium verbindet sich mit dem freien Sauerstoff und zerstört nebenbei die Sauerstoffverbindungen des Kohlenstoffes. Bei diesem Vorgange wird zugleich die Ausscheidung des Wasserstoffes beschleunigt. Auch durch Zusatz von Silicium erreicht man diese Wirkung. Da, wie hervorgehoben, die stärksten Saigerungen bei sehr heißen Chargen und sehr dünnflüssigem Material vorkommen, so müssen bei normaler Charge oder einer Charge mit "kaltem Gange" die Saigerungen sich über einen größeren Raum verbreiten, wobei der Kern ein dichteres Gefüge annimmt und die Sauerstoffverbindungen sich ringförmig um denselben anlegen.
[Abbildung]
Fig. 72.
Aetzprobe einer normalen Flußeisencharge.
Die hier stehenden Abbildungen (Fig.71 bis Fig. 73) sind Reproduktionen nach Aetzproben, welche A. Kühfus ausgeführt hat und die das Vorgebrachte in sehr anschaulicher Weise erläutern.
Für größere Güsse benützt man mit Vorliebe die Cupolöfen. Dieselben sind außen von Eisenplatten oder Ringen bekleidet, innen tragen sie ein Futter von Chamotteziegel und Chamottemörtel. Der zur Anwendung kommende Wind (Gebläseluft) ist nur mäßig gepreßt und selten erhitzt. Unterhalb des zur Ver- brennung der Kohlen dienenden Gestells befindet sich ein Herdraum zur Aufnahme des geschmolzenen Metalls. Mitunter ist ein Vorherd angebaut, in welchem sich eine größere Menge Metall ansammeln kann, doch muß dann ein Theil der Flamme durchgeleitet werden, um das Metall warm zu erhalten. Man füllt den Ofen mit Kohlen, entzündet diese und wärmt den Ofen bei langsamem Gebläsewechsel an, worauf er schichtenweise mit Brennstoff und dem hinreichend zertheilten Roheisen besetzt wird.
Der ganze Bau wird auf eine gemauerte Unterlage oder auch auf einen Trag- ring und Tragsäulen hochgestellt, um Gießlöffel oder Gießpfannen bequem unter das Stichloch des Herdes bringen zu können. Letzteres ist mit einem Lehmpfropfen geschlossen, der mittelst einer spitzen Eisenstange geöffnet wird, sobald man Guß- metall braucht. Beim Säulenunterbau ist die Sohle des Ofens mitunter durch eine in Charnieren bewegliche Platte gebildet, die nach Beendigung der Arbeit herunter- gelassen wird, um Schlacke und Kohle herauszuziehen. Da besonders der Bodentheil des Ofens stark leidet, macht man denselben beweglich, schließt den Schacht durch einen Tragring ab und kann den Boden dann nach Beendigung des Schmelzens leicht durch einen unterdessen reparirten Wechseltheil ersetzen.
Vierter Abſchnitt.
man ein kleines Stückchen Aluminium zuſetzt. Offenbar erfolgt hierdurch eine plötz- liche Gasausſcheidung. Das Aluminium verbindet ſich mit dem freien Sauerſtoff und zerſtört nebenbei die Sauerſtoffverbindungen des Kohlenſtoffes. Bei dieſem Vorgange wird zugleich die Ausſcheidung des Waſſerſtoffes beſchleunigt. Auch durch Zuſatz von Silicium erreicht man dieſe Wirkung. Da, wie hervorgehoben, die ſtärkſten Saigerungen bei ſehr heißen Chargen und ſehr dünnflüſſigem Material vorkommen, ſo müſſen bei normaler Charge oder einer Charge mit »kaltem Gange« die Saigerungen ſich über einen größeren Raum verbreiten, wobei der Kern ein dichteres Gefüge annimmt und die Sauerſtoffverbindungen ſich ringförmig um denſelben anlegen.
[Abbildung]
Fig. 72.
Aetzprobe einer normalen Flußeiſencharge.
Die hier ſtehenden Abbildungen (Fig.71 bis Fig. 73) ſind Reproduktionen nach Aetzproben, welche A. Kühfus ausgeführt hat und die das Vorgebrachte in ſehr anſchaulicher Weiſe erläutern.
Für größere Güſſe benützt man mit Vorliebe die Cupolöfen. Dieſelben ſind außen von Eiſenplatten oder Ringen bekleidet, innen tragen ſie ein Futter von Chamotteziegel und Chamottemörtel. Der zur Anwendung kommende Wind (Gebläſeluft) iſt nur mäßig gepreßt und ſelten erhitzt. Unterhalb des zur Ver- brennung der Kohlen dienenden Geſtells befindet ſich ein Herdraum zur Aufnahme des geſchmolzenen Metalls. Mitunter iſt ein Vorherd angebaut, in welchem ſich eine größere Menge Metall anſammeln kann, doch muß dann ein Theil der Flamme durchgeleitet werden, um das Metall warm zu erhalten. Man füllt den Ofen mit Kohlen, entzündet dieſe und wärmt den Ofen bei langſamem Gebläſewechſel an, worauf er ſchichtenweiſe mit Brennſtoff und dem hinreichend zertheilten Roheiſen beſetzt wird.
Der ganze Bau wird auf eine gemauerte Unterlage oder auch auf einen Trag- ring und Tragſäulen hochgeſtellt, um Gießlöffel oder Gießpfannen bequem unter das Stichloch des Herdes bringen zu können. Letzteres iſt mit einem Lehmpfropfen geſchloſſen, der mittelſt einer ſpitzen Eiſenſtange geöffnet wird, ſobald man Guß- metall braucht. Beim Säulenunterbau iſt die Sohle des Ofens mitunter durch eine in Charnieren bewegliche Platte gebildet, die nach Beendigung der Arbeit herunter- gelaſſen wird, um Schlacke und Kohle herauszuziehen. Da beſonders der Bodentheil des Ofens ſtark leidet, macht man denſelben beweglich, ſchließt den Schacht durch einen Tragring ab und kann den Boden dann nach Beendigung des Schmelzens leicht durch einen unterdeſſen reparirten Wechſeltheil erſetzen.
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Vierter Abſchnitt.
man ein kleines Stückchen Aluminium zuſetzt. Offenbar erfolgt hierdurch eine plötz-
liche Gasausſcheidung. Das Aluminium verbindet ſich mit dem freien Sauerſtoff
und zerſtört nebenbei die Sauerſtoffverbindungen des Kohlenſtoffes. Bei dieſem
Vorgange wird zugleich die Ausſcheidung des Waſſerſtoffes beſchleunigt. Auch durch
Zuſatz von Silicium erreicht man dieſe Wirkung. Da, wie hervorgehoben, die
ſtärkſten Saigerungen bei ſehr heißen Chargen und ſehr dünnflüſſigem Material
vorkommen, ſo müſſen bei normaler Charge oder einer Charge mit »kaltem Gange«
die Saigerungen ſich über einen größeren Raum verbreiten, wobei der Kern ein
dichteres Gefüge annimmt und die Sauerſtoffverbindungen ſich ringförmig um
denſelben anlegen.
[Abbildung Fig. 72. Aetzprobe einer normalen Flußeiſencharge.]
Die hier ſtehenden Abbildungen
(Fig.71 bis Fig. 73) ſind Reproduktionen
nach Aetzproben, welche A. Kühfus
ausgeführt hat und die das Vorgebrachte
in ſehr anſchaulicher Weiſe erläutern.
Für größere Güſſe benützt man mit
Vorliebe die Cupolöfen. Dieſelben
ſind außen von Eiſenplatten oder Ringen
bekleidet, innen tragen ſie ein Futter
von Chamotteziegel und Chamottemörtel.
Der zur Anwendung kommende Wind
(Gebläſeluft) iſt nur mäßig gepreßt und
ſelten erhitzt. Unterhalb des zur Ver-
brennung der Kohlen dienenden Geſtells
befindet ſich ein Herdraum zur Aufnahme
des geſchmolzenen Metalls. Mitunter iſt
ein Vorherd angebaut, in welchem ſich
eine größere Menge Metall anſammeln kann, doch muß dann ein Theil der Flamme
durchgeleitet werden, um das Metall warm zu erhalten. Man füllt den Ofen mit
Kohlen, entzündet dieſe und wärmt den Ofen bei langſamem Gebläſewechſel an, worauf
er ſchichtenweiſe mit Brennſtoff und dem hinreichend zertheilten Roheiſen beſetzt wird.
Der ganze Bau wird auf eine gemauerte Unterlage oder auch auf einen Trag-
ring und Tragſäulen hochgeſtellt, um Gießlöffel oder Gießpfannen bequem unter
das Stichloch des Herdes bringen zu können. Letzteres iſt mit einem Lehmpfropfen
geſchloſſen, der mittelſt einer ſpitzen Eiſenſtange geöffnet wird, ſobald man Guß-
metall braucht. Beim Säulenunterbau iſt die Sohle des Ofens mitunter durch eine
in Charnieren bewegliche Platte gebildet, die nach Beendigung der Arbeit herunter-
gelaſſen wird, um Schlacke und Kohle herauszuziehen. Da beſonders der Bodentheil
des Ofens ſtark leidet, macht man denſelben beweglich, ſchließt den Schacht durch
einen Tragring ab und kann den Boden dann nach Beendigung des Schmelzens
leicht durch einen unterdeſſen reparirten Wechſeltheil erſetzen.
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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