Theile, welche weich bleiben sollen (z. B. die Zapfen der Walzen, die Speichen und Naben der Räder), werden in Sand, Masse oder Lehm eingeformt.
Beim Coquillenguß tritt noch eine besondere Erscheinung auf, welche man das "Spratzen" nennt. Es betrifft dies vornehmlich das Gießen des Bessemer- und Martinstahles zu Ingots für das spätere Walzen. Das geschmolzene Metall fließt zwar ruhig in die Form, beginnt aber bald aufzukochen, wirft einen Funkenregen von Tröpfchen auf, läuft sogar manchmal über den Rand der Form, und würde ohne besondere Vorsichtsmaßregeln einen Gußblock, zellig wie eine Bienenwabe, liefern. Man hilft sich durch Aufsetzen eines Blockdeckels, Bedecken mit Sand, Fest-
[Abbildung]
Fig. 70.
Transport von Ingots in einer amerikanischen Gießerei.
keilen einer Verschlußplatte, auch durch Zugabe von etwas Siliciumeisen zum ge- schmolzenen Metall, wodurch die Blasenbildung herabgemindert werden soll, endlich durch Aufsetzen eines dichten Verschlußdeckels und Erzeugung eines hohen Dampf- oder Gasdruckes in dem abgeschlossenen Raume über dem Metall. Neuerdings verwendet man flüssige Kohlensäure, indem damit gefüllte Stahlreservoire durch ein enges Rohr und Hahn mit dem Deckel in Verbindung gebracht werden.
In Folge des Auftretens von Höhlungen u. dgl. in Ingots ist der Coquillenguß eine sehr heikle Operation. Schon das Umfallen eines Stahlblockes, der im Innern noch weich ist, kann den genannten Fehler hervorrufen. Höhlungen werden auch durch Einbettungen von Schlacke hervorgerufen, Saugtrichter durch zu großen Zusatz von Ferrosilicium oder Aluminium. Die Schlacke besteht beim Flußeisen haupt-
Vierter Abſchnitt.
Theile, welche weich bleiben ſollen (z. B. die Zapfen der Walzen, die Speichen und Naben der Räder), werden in Sand, Maſſe oder Lehm eingeformt.
Beim Coquillenguß tritt noch eine beſondere Erſcheinung auf, welche man das »Spratzen« nennt. Es betrifft dies vornehmlich das Gießen des Beſſemer- und Martinſtahles zu Ingots für das ſpätere Walzen. Das geſchmolzene Metall fließt zwar ruhig in die Form, beginnt aber bald aufzukochen, wirft einen Funkenregen von Tröpfchen auf, läuft ſogar manchmal über den Rand der Form, und würde ohne beſondere Vorſichtsmaßregeln einen Gußblock, zellig wie eine Bienenwabe, liefern. Man hilft ſich durch Aufſetzen eines Blockdeckels, Bedecken mit Sand, Feſt-
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Fig. 70.
Transport von Ingots in einer amerikaniſchen Gießerei.
keilen einer Verſchlußplatte, auch durch Zugabe von etwas Siliciumeiſen zum ge- ſchmolzenen Metall, wodurch die Blaſenbildung herabgemindert werden ſoll, endlich durch Aufſetzen eines dichten Verſchlußdeckels und Erzeugung eines hohen Dampf- oder Gasdruckes in dem abgeſchloſſenen Raume über dem Metall. Neuerdings verwendet man flüſſige Kohlenſäure, indem damit gefüllte Stahlreſervoire durch ein enges Rohr und Hahn mit dem Deckel in Verbindung gebracht werden.
In Folge des Auftretens von Höhlungen u. dgl. in Ingots iſt der Coquillenguß eine ſehr heikle Operation. Schon das Umfallen eines Stahlblockes, der im Innern noch weich iſt, kann den genannten Fehler hervorrufen. Höhlungen werden auch durch Einbettungen von Schlacke hervorgerufen, Saugtrichter durch zu großen Zuſatz von Ferroſilicium oder Aluminium. Die Schlacke beſteht beim Flußeiſen haupt-
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Vierter Abſchnitt.
Theile, welche weich bleiben ſollen (z. B. die Zapfen der Walzen, die Speichen und
Naben der Räder), werden in Sand, Maſſe oder Lehm eingeformt.
Beim Coquillenguß tritt noch eine beſondere Erſcheinung auf, welche man
das »Spratzen« nennt. Es betrifft dies vornehmlich das Gießen des Beſſemer- und
Martinſtahles zu Ingots für das ſpätere Walzen. Das geſchmolzene Metall fließt
zwar ruhig in die Form, beginnt aber bald aufzukochen, wirft einen Funkenregen
von Tröpfchen auf, läuft ſogar manchmal über den Rand der Form, und würde
ohne beſondere Vorſichtsmaßregeln einen Gußblock, zellig wie eine Bienenwabe,
liefern. Man hilft ſich durch Aufſetzen eines Blockdeckels, Bedecken mit Sand, Feſt-
[Abbildung Fig. 70. Transport von Ingots in einer amerikaniſchen Gießerei.]
keilen einer Verſchlußplatte, auch durch Zugabe von etwas Siliciumeiſen zum ge-
ſchmolzenen Metall, wodurch die Blaſenbildung herabgemindert werden ſoll, endlich
durch Aufſetzen eines dichten Verſchlußdeckels und Erzeugung eines hohen Dampf-
oder Gasdruckes in dem abgeſchloſſenen Raume über dem Metall. Neuerdings
verwendet man flüſſige Kohlenſäure, indem damit gefüllte Stahlreſervoire durch
ein enges Rohr und Hahn mit dem Deckel in Verbindung gebracht werden.
In Folge des Auftretens von Höhlungen u. dgl. in Ingots iſt der Coquillenguß
eine ſehr heikle Operation. Schon das Umfallen eines Stahlblockes, der im Innern
noch weich iſt, kann den genannten Fehler hervorrufen. Höhlungen werden auch
durch Einbettungen von Schlacke hervorgerufen, Saugtrichter durch zu großen Zuſatz
von Ferroſilicium oder Aluminium. Die Schlacke beſteht beim Flußeiſen haupt-
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/110>, abgerufen am 24.11.2024.
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