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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

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Im Ararat-Gebiet.
Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründer
der einst blühenden Residenz Tigranokerta, und Zeitgenossen des
Pompejus, ist dies zum Mindesten erwiesen, da er als Besieger
Palästinas seinen Herrschersitz, wenn schon nicht anders, zwangs-
weise colonisirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich
verfuhr1.

Nicht minder interessant, als das Einströmen assyrischer und
hebräischer Elemente in Armenien, ist das eines anderen Volkes,
welches die Ethnologie mit dem Namen Mamigonier belegt. Nach
den armenischen Annalisten ereignete es sich zur Zeit der Herrschaft
des zweiten Sassanidenkönigs, Sapor I. (oder Schahpur), also
zwischen 240--271 n. Chr., daß ein Prinz aus Dschenasdan
(Tschin oder China) mit all' seinem Anhange den Anschlägen
auf sein Leben von Seite seines Oheims Arpag-Pagur durch die
Flucht entging und sich mit seinen Getreuen, wie es kurz vorher
die Orpelier in Georgien gethan2, in Armenien ansiedelte. Daß
wir es hier nicht mit eigentlichen Chinesen, wohl aber mit Be-
wohnern des heutigen Turkistans zu thun haben, geht schon
daraus hervor, daß der armenische Annalist die Eigenschaften
der Mamigonier als überaus vortheilhafte bezeichnet und ihren
regen Verkehr mit den Bewohnern Irans und Arabiens hervor-
hebt, ein Verkehr, der zwischen diesen und den eigentlichen
Chinesen niemals bestanden hat. Auch andere, viel näher liegende
Thatsachen weisen darauf hin, daß es sich unmöglich um eigent-
liche Chinesen oder Stämme mongolischer Race überhaupt, handeln
könne, die erst viel später und da unter ganz anderen Umständen
mit dem Westen in Verbindung traten. Zudem spricht auch ein

an 30,000 jüdische Häuser gegeben haben, als dieselbe zerstört wurde.
Ebenso zu Van 10,000, zu Nakhitschevan 16,000, in Artaxata 9000 ...
Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweise um Nakhitschevan an-
gesiedelt (vgl. die Chronik Faustus von Byzanz bei St. Martin, "Histoire
des revolut. de l'Arm. etc."
)
1 Strabo XII. Auch bei Mos. v. Chor.
2 Zweige dieser Orpelier -- nach ihrem Fürsten Orpeth so genannt --
ließen sich später auch in Armenien nieder, wo sie durch Ehen mit den
Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren sie für Georgien
das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine.
(Vgl. St. Martin, "Memoire sur l'Armenie", II, 57 u. ff.)

Im Ararat-Gebiet.
Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründer
der einſt blühenden Reſidenz Tigranokerta, und Zeitgenoſſen des
Pompejus, iſt dies zum Mindeſten erwieſen, da er als Beſieger
Paläſtinas ſeinen Herrſcherſitz, wenn ſchon nicht anders, zwangs-
weiſe coloniſirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich
verfuhr1.

Nicht minder intereſſant, als das Einſtrömen aſſyriſcher und
hebräiſcher Elemente in Armenien, iſt das eines anderen Volkes,
welches die Ethnologie mit dem Namen Mamigonier belegt. Nach
den armeniſchen Annaliſten ereignete es ſich zur Zeit der Herrſchaft
des zweiten Saſſanidenkönigs, Sapor I. (oder Schahpur), alſo
zwiſchen 240—271 n. Chr., daß ein Prinz aus Dſchenasdan
(Tſchin oder China) mit all’ ſeinem Anhange den Anſchlägen
auf ſein Leben von Seite ſeines Oheims Arpag-Pagur durch die
Flucht entging und ſich mit ſeinen Getreuen, wie es kurz vorher
die Orpelier in Georgien gethan2, in Armenien anſiedelte. Daß
wir es hier nicht mit eigentlichen Chineſen, wohl aber mit Be-
wohnern des heutigen Turkiſtans zu thun haben, geht ſchon
daraus hervor, daß der armeniſche Annaliſt die Eigenſchaften
der Mamigonier als überaus vortheilhafte bezeichnet und ihren
regen Verkehr mit den Bewohnern Irans und Arabiens hervor-
hebt, ein Verkehr, der zwiſchen dieſen und den eigentlichen
Chineſen niemals beſtanden hat. Auch andere, viel näher liegende
Thatſachen weiſen darauf hin, daß es ſich unmöglich um eigent-
liche Chineſen oder Stämme mongoliſcher Race überhaupt, handeln
könne, die erſt viel ſpäter und da unter ganz anderen Umſtänden
mit dem Weſten in Verbindung traten. Zudem ſpricht auch ein

an 30,000 jüdiſche Häuſer gegeben haben, als dieſelbe zerſtört wurde.
Ebenſo zu Van 10,000, zu Nakhitſchevan 16,000, in Artaxata 9000 …
Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweiſe um Nakhitſchevan an-
geſiedelt (vgl. die Chronik Fauſtus von Byzanz bei St. Martin, „Histoire
des révolut. de l’Arm. etc.“
)
1 Strabo XII. Auch bei Moſ. v. Chor.
2 Zweige dieſer Orpelier — nach ihrem Fürſten Orpeth ſo genannt —
ließen ſich ſpäter auch in Armenien nieder, wo ſie durch Ehen mit den
Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren ſie für Georgien
das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine.
(Vgl. St. Martin, „Mémoire sur l’Arménie“, II, 57 u. ff.)
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[30/0062] Im Ararat-Gebiet. Von Tigranes, einem Vorgänger der Bagratiden, dem Gründer der einſt blühenden Reſidenz Tigranokerta, und Zeitgenoſſen des Pompejus, iſt dies zum Mindeſten erwieſen, da er als Beſieger Paläſtinas ſeinen Herrſcherſitz, wenn ſchon nicht anders, zwangs- weiſe coloniſirte, wie er ja auch mit den Kappadociern ähnlich verfuhr 1. Nicht minder intereſſant, als das Einſtrömen aſſyriſcher und hebräiſcher Elemente in Armenien, iſt das eines anderen Volkes, welches die Ethnologie mit dem Namen Mamigonier belegt. Nach den armeniſchen Annaliſten ereignete es ſich zur Zeit der Herrſchaft des zweiten Saſſanidenkönigs, Sapor I. (oder Schahpur), alſo zwiſchen 240—271 n. Chr., daß ein Prinz aus Dſchenasdan (Tſchin oder China) mit all’ ſeinem Anhange den Anſchlägen auf ſein Leben von Seite ſeines Oheims Arpag-Pagur durch die Flucht entging und ſich mit ſeinen Getreuen, wie es kurz vorher die Orpelier in Georgien gethan 2, in Armenien anſiedelte. Daß wir es hier nicht mit eigentlichen Chineſen, wohl aber mit Be- wohnern des heutigen Turkiſtans zu thun haben, geht ſchon daraus hervor, daß der armeniſche Annaliſt die Eigenſchaften der Mamigonier als überaus vortheilhafte bezeichnet und ihren regen Verkehr mit den Bewohnern Irans und Arabiens hervor- hebt, ein Verkehr, der zwiſchen dieſen und den eigentlichen Chineſen niemals beſtanden hat. Auch andere, viel näher liegende Thatſachen weiſen darauf hin, daß es ſich unmöglich um eigent- liche Chineſen oder Stämme mongoliſcher Race überhaupt, handeln könne, die erſt viel ſpäter und da unter ganz anderen Umſtänden mit dem Weſten in Verbindung traten. Zudem ſpricht auch ein 3 1 Strabo XII. Auch bei Moſ. v. Chor. 2 Zweige dieſer Orpelier — nach ihrem Fürſten Orpeth ſo genannt — ließen ſich ſpäter auch in Armenien nieder, wo ſie durch Ehen mit den Bagratiden verwandt wurden. Im Uebrigen aber waren ſie für Georgien das, was die Mamigonier für Armenien waren, Heerführer und Palladine. (Vgl. St. Martin, „Mémoire sur l’Arménie“, II, 57 u. ff.) 3 an 30,000 jüdiſche Häuſer gegeben haben, als dieſelbe zerſtört wurde. Ebenſo zu Van 10,000, zu Nakhitſchevan 16,000, in Artaxata 9000 … Bei 70,000 Familien wurden damals zwangsweiſe um Nakhitſchevan an- geſiedelt (vgl. die Chronik Fauſtus von Byzanz bei St. Martin, „Histoire des révolut. de l’Arm. etc.“)

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/62>, abgerufen am 24.11.2024.