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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

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Der russisch-türkische Krieg in Armenien.
noch einmal siegreich zu bleiben -- was ihm von Seite des
Sultans den Titel eines Ghazi oder "Siegreichen" eintrug --
dann schlug aber das Kriegsglück um und am 15. und 16. gelang
es den vereinigten Streitkräften der Generale Heymann und
Loris-Melikoff, die feindlichen Stellungen auf den Aladscha-Höhen
zu durchbrechen, einen großen Theil der Armee Mukhtars ge-
fangen zu nehmen, den Rest aber nach Kars hineinzuwerfen.
Diese siegreiche Schlacht der Russen kostete ihren Gegnern sieben
Paschas und 12,000 Mann als Gefangene, dann 84 Geschütze,
4000 Zelte und 10,000 Gewehre, welche dem Sieger als Beute
zufielen.

Die Folgen dieses entscheidenden Schlages zeigten sich sehr
bald. Zunächst räumte Ismail Pascha schleunigst das russische
Gebiet, da eine von Kars gegen das obere Murad-Becken diri-
girte Colonne seine Rückzugslinie bedrohte. Mukhtar beließ den
Rest seiner Feldarmee in Kars, das er zu halten hoffte, und
nahm seinen fluchtartigen Rückzug mit nur wenigen Abtheilungen
über das Soghanly-Gebirge ins obere Araxes-Becken, um Erzerum
zu decken. Nach mittlerweile erfolgter Vereinigung mit Ismail
Pascha war er in der Lage, eine zuwartende Haltung auf den
Höhen ostwärts Erzerums einzunehmen, wo er jedoch schon am
6. November von den Russen, die mit einem Theile ihrer Truppen
Kars cernirt hatten, mit dem Reste aber unausgesetzt vorrückten,
angegriffen, delogirt und bis unter die Kanonen der Außen-
werke Erzerums verfolgt wurde. Trotz des nunmehrigen raschen
Ganges der Operationen setzte man türkischerseits gleichwohl noch
berechtigte Hoffnung in den Waffenplatz Kars, der seit dem letzten
Kriege mit einem Kranze steingebauter und casemattirter Forts
umgeben ward. Es kam indeß anders. Kars fiel nur einen Monat
nach der Schlacht am Aladscha, am 18. November durch nächt-
lichen Sturm. Man konnte im Anfange zu diesem überraschenden
Erfolge im Abendlande keine stichhaltige Erklärung finden, doch
stellte es sich später heraus, daß gerade diejenigen Werke, welche
der offenen Stadt im Süden vorlagen, sich keineswegs in jenem
hohen Grade von Vertheidigungsfähigkeit befanden, als man
allgemein angenommen hatte. Auch die Verkettung von allerlei
Zwischenfällen beschleunigte die Katastrophe. So waren russische
Abtheilungen, einmal im Besitze der Stadt, aus dieser von rückwärts

II*

Der ruſſiſch-türkiſche Krieg in Armenien.
noch einmal ſiegreich zu bleiben — was ihm von Seite des
Sultans den Titel eines Ghazi oder „Siegreichen“ eintrug —
dann ſchlug aber das Kriegsglück um und am 15. und 16. gelang
es den vereinigten Streitkräften der Generale Heymann und
Loris-Melikoff, die feindlichen Stellungen auf den Aladſcha-Höhen
zu durchbrechen, einen großen Theil der Armee Mukhtars ge-
fangen zu nehmen, den Reſt aber nach Kars hineinzuwerfen.
Dieſe ſiegreiche Schlacht der Ruſſen koſtete ihren Gegnern ſieben
Paſchas und 12,000 Mann als Gefangene, dann 84 Geſchütze,
4000 Zelte und 10,000 Gewehre, welche dem Sieger als Beute
zufielen.

Die Folgen dieſes entſcheidenden Schlages zeigten ſich ſehr
bald. Zunächſt räumte Ismail Paſcha ſchleunigſt das ruſſiſche
Gebiet, da eine von Kars gegen das obere Murad-Becken diri-
girte Colonne ſeine Rückzugslinie bedrohte. Mukhtar beließ den
Reſt ſeiner Feldarmee in Kars, das er zu halten hoffte, und
nahm ſeinen fluchtartigen Rückzug mit nur wenigen Abtheilungen
über das Soghanly-Gebirge ins obere Araxes-Becken, um Erzerum
zu decken. Nach mittlerweile erfolgter Vereinigung mit Ismail
Paſcha war er in der Lage, eine zuwartende Haltung auf den
Höhen oſtwärts Erzerums einzunehmen, wo er jedoch ſchon am
6. November von den Ruſſen, die mit einem Theile ihrer Truppen
Kars cernirt hatten, mit dem Reſte aber unausgeſetzt vorrückten,
angegriffen, delogirt und bis unter die Kanonen der Außen-
werke Erzerums verfolgt wurde. Trotz des nunmehrigen raſchen
Ganges der Operationen ſetzte man türkiſcherſeits gleichwohl noch
berechtigte Hoffnung in den Waffenplatz Kars, der ſeit dem letzten
Kriege mit einem Kranze ſteingebauter und caſemattirter Forts
umgeben ward. Es kam indeß anders. Kars fiel nur einen Monat
nach der Schlacht am Aladſcha, am 18. November durch nächt-
lichen Sturm. Man konnte im Anfange zu dieſem überraſchenden
Erfolge im Abendlande keine ſtichhaltige Erklärung finden, doch
ſtellte es ſich ſpäter heraus, daß gerade diejenigen Werke, welche
der offenen Stadt im Süden vorlagen, ſich keineswegs in jenem
hohen Grade von Vertheidigungsfähigkeit befanden, als man
allgemein angenommen hatte. Auch die Verkettung von allerlei
Zwiſchenfällen beſchleunigte die Kataſtrophe. So waren ruſſiſche
Abtheilungen, einmal im Beſitze der Stadt, aus dieſer von rückwärts

II*
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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. XXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/29>, abgerufen am 25.11.2024.