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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

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Einleitende Bemerkungen.

Rußland und England in Vorder-Asien. -- Der russisch-türkische Krieg
in Armenien. -- Die Territorial-Veränderungen durch den Frieden
von San Stefano (3. März 1878).

Alle Welt spricht seit vielen Lustren von der in ihren Con-
sequenzen unberechenbaren Rivalität der Russen und Engländer
in Central-Asien. Die Genesis der gegenseitigen Machtbestre-
bungen der beiden Rivalen hierselbst ist zur Genüge bekannt,
aus Zeitungsberichten und Parlamentsreden, aus politischen Ab-
handlungen und dickleibigen Reiseberichten sowohl russischer, als
englischer Schriftsteller. Mag es nun mit den theoretischen
Calculs eines Zusammenstoßes der beiden Colosse an dem riesigen
Grenzwall des Himalaya-Systems und den dazu gehörigen Hoch-
ländern von Badaghschan und der Pamyr wie immer bestellt
sein, soviel steht fest, daß die Natur in dieser grandiosen Gebirgs-
welt, dem "Dache der Welt", wie Fedtschenko sie nennt, Factoren
in Mitleidenschaft zieht, welche die sogenannte "central-asiatische
Frage" einer definitiven Lösung nicht gar so bald entgegenführen
werden. Die Machtbestrebungen beider Staaten collidiren indeß
nicht in Central-Asien allein; an der ganzen Längenachse des
asiatischen Continents, vom Cap Baba-Kalessi unweit Trojas bis
zu den Gestaden des ochotzkischen Meeres, gibt es nahezu aller-
orts Territorien, wo die vielbesprochene Rivalität einen mehr
oder minder scharfen Ausdruck erhält. So documentirt sich denn
auch in Vorder-Asien allenthalben der Anglo-russische Antago-
nismus, und es dürfte unseres Erachtens am Platze sein, einem
Buche, das sich mit einem so wichtigen, in politischer, wie in

Einleitende Bemerkungen.

Rußland und England in Vorder-Aſien. — Der ruſſiſch-türkiſche Krieg
in Armenien. — Die Territorial-Veränderungen durch den Frieden
von San Stefano (3. März 1878).

Alle Welt ſpricht ſeit vielen Luſtren von der in ihren Con-
ſequenzen unberechenbaren Rivalität der Ruſſen und Engländer
in Central-Aſien. Die Geneſis der gegenſeitigen Machtbeſtre-
bungen der beiden Rivalen hierſelbſt iſt zur Genüge bekannt,
aus Zeitungsberichten und Parlamentsreden, aus politiſchen Ab-
handlungen und dickleibigen Reiſeberichten ſowohl ruſſiſcher, als
engliſcher Schriftſteller. Mag es nun mit den theoretiſchen
Calculs eines Zuſammenſtoßes der beiden Coloſſe an dem rieſigen
Grenzwall des Himalaya-Syſtems und den dazu gehörigen Hoch-
ländern von Badaghſchan und der Pamyr wie immer beſtellt
ſein, ſoviel ſteht feſt, daß die Natur in dieſer grandioſen Gebirgs-
welt, dem „Dache der Welt“, wie Fedtſchenko ſie nennt, Factoren
in Mitleidenſchaft zieht, welche die ſogenannte „central-aſiatiſche
Frage“ einer definitiven Löſung nicht gar ſo bald entgegenführen
werden. Die Machtbeſtrebungen beider Staaten collidiren indeß
nicht in Central-Aſien allein; an der ganzen Längenachſe des
aſiatiſchen Continents, vom Cap Baba-Kaleſſi unweit Trojas bis
zu den Geſtaden des ochotzkiſchen Meeres, gibt es nahezu aller-
orts Territorien, wo die vielbeſprochene Rivalität einen mehr
oder minder ſcharfen Ausdruck erhält. So documentirt ſich denn
auch in Vorder-Aſien allenthalben der Anglo-ruſſiſche Antago-
nismus, und es dürfte unſeres Erachtens am Platze ſein, einem
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[[XI]/0015] Einleitende Bemerkungen. Rußland und England in Vorder-Aſien. — Der ruſſiſch-türkiſche Krieg in Armenien. — Die Territorial-Veränderungen durch den Frieden von San Stefano (3. März 1878). Alle Welt ſpricht ſeit vielen Luſtren von der in ihren Con- ſequenzen unberechenbaren Rivalität der Ruſſen und Engländer in Central-Aſien. Die Geneſis der gegenſeitigen Machtbeſtre- bungen der beiden Rivalen hierſelbſt iſt zur Genüge bekannt, aus Zeitungsberichten und Parlamentsreden, aus politiſchen Ab- handlungen und dickleibigen Reiſeberichten ſowohl ruſſiſcher, als engliſcher Schriftſteller. Mag es nun mit den theoretiſchen Calculs eines Zuſammenſtoßes der beiden Coloſſe an dem rieſigen Grenzwall des Himalaya-Syſtems und den dazu gehörigen Hoch- ländern von Badaghſchan und der Pamyr wie immer beſtellt ſein, ſoviel ſteht feſt, daß die Natur in dieſer grandioſen Gebirgs- welt, dem „Dache der Welt“, wie Fedtſchenko ſie nennt, Factoren in Mitleidenſchaft zieht, welche die ſogenannte „central-aſiatiſche Frage“ einer definitiven Löſung nicht gar ſo bald entgegenführen werden. Die Machtbeſtrebungen beider Staaten collidiren indeß nicht in Central-Aſien allein; an der ganzen Längenachſe des aſiatiſchen Continents, vom Cap Baba-Kaleſſi unweit Trojas bis zu den Geſtaden des ochotzkiſchen Meeres, gibt es nahezu aller- orts Territorien, wo die vielbeſprochene Rivalität einen mehr oder minder ſcharfen Ausdruck erhält. So documentirt ſich denn auch in Vorder-Aſien allenthalben der Anglo-ruſſiſche Antago- nismus, und es dürfte unſeres Erachtens am Platze ſein, einem Buche, das ſich mit einem ſo wichtigen, in politiſcher, wie in

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. [XI]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/15>, abgerufen am 25.11.2024.