Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

Bild:
<< vorherige Seite

Reisende, Engländer und Andere, Armenien und Kurdistan
wenigstens theilweise durchwandert und die Ergebnisse ihrer
Beobachtungen in einzelnen Reisewerken niedergelegt. Armenien
selbst ist bis zur Stunde politisch unter drei Mächte, Rußland,
Persien und die Türkei, vertheilt, und das den Russen gehörige
Stück ist längst, so gut es die Verhältnisse gestatteten, von ihnen
dem Verkehre zugänglich gemacht und großentheils wissenschaftlich
durchforscht worden. Immerhin ist unsere Kenntniß jenes im
gegenwärtigen Augenblicke so wichtig in den Vordergrund treten-
den Theiles Asiens, besonders der nichtrussischen Gebiete und
namentlich Kurdistan, eine überaus kärgliche und muß die
Erdkunde dankbar jede Gabe empfangen, welche den Umfang
unseres Wissens nach dieser Richtung erweitert. Noch immer
entbehren wir in der Literatur aller Sprachen eines Buches,
welches in zusammenhängender Weise und auf Grund eigener
Anschauung ein Gesammtbild jenes Landes vor Augen bringt,
weitere Kreise mit Natur und Sitte in Armenien vertraut
machen kann. Der Verfasser dieser Schrift hat sich nun bemüht,
dieser Aufgabe gerecht zu werden, indem er mit den Resultaten
seiner eigenen Untersuchungen eine genaue Kenntniß der bisher
über Armenien erschienenen Literatur verbindet und in an-
spruchsloser Weise, geschmackvoller Darlegung und fern von
jedem gelehrten Scheine zu schildern versteht. Fachmänner werden
die auf ältere Arbeiten verweisenden Noten gewiß dankbarst auf-
nehmen und darin die Mittel zu weiterer Vertiefung in dieses
Thema finden.

Im Hinblicke auf eine so bewegte Zeitgeschichte, wie die
heutige es ist, wird auch der Politiker gern nach einer Arbeit
greifen, welche ihn über den Werth des streitigen Gebietes zu
orientiren im Stande ist. Manche Vorurtheile wird er darin
zerstreut, manchen Irrthum berichtigt finden und schließlich wohl
Niemand das Buch ohne Nutzen aus der Hand legen.

Cannstatt, im April 1878.

Friedrich von Hellwald.

Reiſende, Engländer und Andere, Armenien und Kurdiſtan
wenigſtens theilweiſe durchwandert und die Ergebniſſe ihrer
Beobachtungen in einzelnen Reiſewerken niedergelegt. Armenien
ſelbſt iſt bis zur Stunde politiſch unter drei Mächte, Rußland,
Perſien und die Türkei, vertheilt, und das den Ruſſen gehörige
Stück iſt längſt, ſo gut es die Verhältniſſe geſtatteten, von ihnen
dem Verkehre zugänglich gemacht und großentheils wiſſenſchaftlich
durchforſcht worden. Immerhin iſt unſere Kenntniß jenes im
gegenwärtigen Augenblicke ſo wichtig in den Vordergrund treten-
den Theiles Aſiens, beſonders der nichtruſſiſchen Gebiete und
namentlich Kurdiſtan, eine überaus kärgliche und muß die
Erdkunde dankbar jede Gabe empfangen, welche den Umfang
unſeres Wiſſens nach dieſer Richtung erweitert. Noch immer
entbehren wir in der Literatur aller Sprachen eines Buches,
welches in zuſammenhängender Weiſe und auf Grund eigener
Anſchauung ein Geſammtbild jenes Landes vor Augen bringt,
weitere Kreiſe mit Natur und Sitte in Armenien vertraut
machen kann. Der Verfaſſer dieſer Schrift hat ſich nun bemüht,
dieſer Aufgabe gerecht zu werden, indem er mit den Reſultaten
ſeiner eigenen Unterſuchungen eine genaue Kenntniß der bisher
über Armenien erſchienenen Literatur verbindet und in an-
ſpruchsloſer Weiſe, geſchmackvoller Darlegung und fern von
jedem gelehrten Scheine zu ſchildern verſteht. Fachmänner werden
die auf ältere Arbeiten verweiſenden Noten gewiß dankbarſt auf-
nehmen und darin die Mittel zu weiterer Vertiefung in dieſes
Thema finden.

Im Hinblicke auf eine ſo bewegte Zeitgeſchichte, wie die
heutige es iſt, wird auch der Politiker gern nach einer Arbeit
greifen, welche ihn über den Werth des ſtreitigen Gebietes zu
orientiren im Stande iſt. Manche Vorurtheile wird er darin
zerſtreut, manchen Irrthum berichtigt finden und ſchließlich wohl
Niemand das Buch ohne Nutzen aus der Hand legen.

Cannſtatt, im April 1878.

Friedrich von Hellwald.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012" n="VIII"/>
Rei&#x017F;ende, Engländer und Andere, <hi rendition="#g">Armenien</hi> und <hi rendition="#g">Kurdi&#x017F;tan</hi><lb/>
wenig&#x017F;tens theilwei&#x017F;e durchwandert und die Ergebni&#x017F;&#x017F;e ihrer<lb/>
Beobachtungen in einzelnen Rei&#x017F;ewerken niedergelegt. Armenien<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t bis zur Stunde politi&#x017F;ch unter drei Mächte, Rußland,<lb/>
Per&#x017F;ien und die Türkei, vertheilt, und das den Ru&#x017F;&#x017F;en gehörige<lb/>
Stück i&#x017F;t läng&#x017F;t, &#x017F;o gut es die Verhältni&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;tatteten, von ihnen<lb/>
dem Verkehre zugänglich gemacht und großentheils wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich<lb/>
durchfor&#x017F;cht worden. Immerhin i&#x017F;t un&#x017F;ere Kenntniß jenes im<lb/>
gegenwärtigen Augenblicke &#x017F;o wichtig in den Vordergrund treten-<lb/>
den Theiles A&#x017F;iens, be&#x017F;onders der nichtru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Gebiete und<lb/>
namentlich <hi rendition="#g">Kurdi&#x017F;tan</hi>, eine überaus kärgliche und muß die<lb/>
Erdkunde dankbar jede Gabe empfangen, welche den Umfang<lb/>
un&#x017F;eres Wi&#x017F;&#x017F;ens nach die&#x017F;er Richtung erweitert. Noch immer<lb/>
entbehren wir in der Literatur aller Sprachen eines Buches,<lb/>
welches in zu&#x017F;ammenhängender Wei&#x017F;e und auf Grund eigener<lb/>
An&#x017F;chauung ein Ge&#x017F;ammtbild jenes Landes vor Augen bringt,<lb/>
weitere Krei&#x017F;e mit Natur und Sitte in <hi rendition="#g">Armenien</hi> vertraut<lb/>
machen kann. Der Verfa&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;er Schrift hat &#x017F;ich nun bemüht,<lb/>
die&#x017F;er Aufgabe gerecht zu werden, indem er mit den Re&#x017F;ultaten<lb/>
&#x017F;einer eigenen Unter&#x017F;uchungen eine genaue Kenntniß der bisher<lb/>
über <hi rendition="#g">Armenien</hi> er&#x017F;chienenen Literatur verbindet und in an-<lb/>
&#x017F;pruchslo&#x017F;er Wei&#x017F;e, ge&#x017F;chmackvoller Darlegung und fern von<lb/>
jedem gelehrten Scheine zu &#x017F;childern ver&#x017F;teht. Fachmänner werden<lb/>
die auf ältere Arbeiten verwei&#x017F;enden Noten gewiß dankbar&#x017F;t auf-<lb/>
nehmen und darin die Mittel zu weiterer Vertiefung in die&#x017F;es<lb/>
Thema finden.</p><lb/>
        <p>Im Hinblicke auf eine &#x017F;o bewegte Zeitge&#x017F;chichte, wie die<lb/>
heutige es i&#x017F;t, wird auch der Politiker gern nach einer Arbeit<lb/>
greifen, welche ihn über den Werth des &#x017F;treitigen Gebietes zu<lb/>
orientiren im Stande i&#x017F;t. Manche Vorurtheile wird er darin<lb/>
zer&#x017F;treut, manchen Irrthum berichtigt finden und &#x017F;chließlich wohl<lb/>
Niemand das Buch ohne Nutzen aus der Hand legen.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Cann&#x017F;tatt</hi>, im April 1878.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#b">Friedrich von Hellwald.</hi> </hi> </p>
      </div><lb/>
    </front>
  </text>
</TEI>
[VIII/0012] Reiſende, Engländer und Andere, Armenien und Kurdiſtan wenigſtens theilweiſe durchwandert und die Ergebniſſe ihrer Beobachtungen in einzelnen Reiſewerken niedergelegt. Armenien ſelbſt iſt bis zur Stunde politiſch unter drei Mächte, Rußland, Perſien und die Türkei, vertheilt, und das den Ruſſen gehörige Stück iſt längſt, ſo gut es die Verhältniſſe geſtatteten, von ihnen dem Verkehre zugänglich gemacht und großentheils wiſſenſchaftlich durchforſcht worden. Immerhin iſt unſere Kenntniß jenes im gegenwärtigen Augenblicke ſo wichtig in den Vordergrund treten- den Theiles Aſiens, beſonders der nichtruſſiſchen Gebiete und namentlich Kurdiſtan, eine überaus kärgliche und muß die Erdkunde dankbar jede Gabe empfangen, welche den Umfang unſeres Wiſſens nach dieſer Richtung erweitert. Noch immer entbehren wir in der Literatur aller Sprachen eines Buches, welches in zuſammenhängender Weiſe und auf Grund eigener Anſchauung ein Geſammtbild jenes Landes vor Augen bringt, weitere Kreiſe mit Natur und Sitte in Armenien vertraut machen kann. Der Verfaſſer dieſer Schrift hat ſich nun bemüht, dieſer Aufgabe gerecht zu werden, indem er mit den Reſultaten ſeiner eigenen Unterſuchungen eine genaue Kenntniß der bisher über Armenien erſchienenen Literatur verbindet und in an- ſpruchsloſer Weiſe, geſchmackvoller Darlegung und fern von jedem gelehrten Scheine zu ſchildern verſteht. Fachmänner werden die auf ältere Arbeiten verweiſenden Noten gewiß dankbarſt auf- nehmen und darin die Mittel zu weiterer Vertiefung in dieſes Thema finden. Im Hinblicke auf eine ſo bewegte Zeitgeſchichte, wie die heutige es iſt, wird auch der Politiker gern nach einer Arbeit greifen, welche ihn über den Werth des ſtreitigen Gebietes zu orientiren im Stande iſt. Manche Vorurtheile wird er darin zerſtreut, manchen Irrthum berichtigt finden und ſchließlich wohl Niemand das Buch ohne Nutzen aus der Hand legen. Cannſtatt, im April 1878. Friedrich von Hellwald.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/12
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. VIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/12>, abgerufen am 05.12.2024.