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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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die meisten aber, die ohne scharfe Grenze in die Faser
übergehen, und zwar gewöhnlich an solchen Stellen, wo eine
Theilung und ein Abgehen von Fasern nach verschiedenen
Seiten hin Statt findet, sind die Körper der ursprünglichen
Zellen, welche, besonders wenn sie sich nach verschiede-
nen Seiten hin in Fasern verlängern, etwas dicker bleiben
als ihre Verlängerungen selbst, wie man diess auch an den
Pigmentzellen Tab. II. Fig. 9 a sieht.

b) Graue oder organische Nervenfasern.
Die grauen Stränge, welche nach den Untersuchungen
von Retzius und von J. Müller vom sympathischen Ner-
vensystem den Cerebrospinalnerven beigemischt werden und
weite Strecken isolirt in diesen fortlaufen, verdanken nach
den Untersuchungen von Remak ihr graues Ansehen "der
eigenthümlichen Struktur der Primitivfasern, welche aus
den Ganglien entstehen. Diese sind nämlich nicht röhrig,
d. h. mit einer Scheide umgeben, sondern nackt, sehr durch-
sichtig, gleichsam gallertartig, viel feiner als die meisten
primitiven Röhren. Sie zeigen auf ihrer Oberfläche fast
immer Längslinien, und lösen sich leicht in sehr feine Fa-
sern auf. In ihrem Verlaufe sind sie sehr häufig mit ova-
len Knötchen versehen, und mit gewissen kleinen, ovalen
oder runden, selten unregelmässigen Körperchen bedeckt,
die einen einfachen oder mehrfachen Kern zeigen und in
ihrer Grösse den Kernen der Ganglienkugeln beinahe gleich-
kommen." (Observationes anat. et microsc. de system. ner-
vos. structura. Berol. 1838. p. 5.)*)

Diese Körperchen erkennt man sowohl in den von
Remak gegebenen Abbildungen, als in der Natur sofort
als Zellenkerne, welche rund oder oval und oft mit ein

*) Die von Remak gemachte Entdeckung der eigenthümlichen
Struktur der organischen Nervenfasern erklärt eine früher von
mir mitgetheilte Beobachtung über äusserst feine, blasse, nicht
röhrig aussehende und stellenweise mit Knötchen versehene Ner-
venfasern, welche ich im Mesenterium von Fröschen fand. Es
waren ohne Zweifel solche organische Fasern.
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die meisten aber, die ohne scharfe Grenze in die Faser
übergehen, und zwar gewöhnlich an solchen Stellen, wo eine
Theilung und ein Abgehen von Fasern nach verschiedenen
Seiten hin Statt findet, sind die Körper der ursprünglichen
Zellen, welche, besonders wenn sie sich nach verschiede-
nen Seiten hin in Fasern verlängern, etwas dicker bleiben
als ihre Verlängerungen selbst, wie man dieſs auch an den
Pigmentzellen Tab. II. Fig. 9 a sieht.

b) Graue oder organische Nervenfasern.
Die grauen Stränge, welche nach den Untersuchungen
von Retzius und von J. Müller vom sympathischen Ner-
vensystem den Cerebrospinalnerven beigemischt werden und
weite Strecken isolirt in diesen fortlaufen, verdanken nach
den Untersuchungen von Remak ihr graues Ansehen „der
eigenthümlichen Struktur der Primitivfasern, welche aus
den Ganglien entstehen. Diese sind nämlich nicht röhrig,
d. h. mit einer Scheide umgeben, sondern nackt, sehr durch-
sichtig, gleichsam gallertartig, viel feiner als die meisten
primitiven Röhren. Sie zeigen auf ihrer Oberfläche fast
immer Längslinien, und lösen sich leicht in sehr feine Fa-
sern auf. In ihrem Verlaufe sind sie sehr häufig mit ova-
len Knötchen versehen, und mit gewissen kleinen, ovalen
oder runden, selten unregelmäſsigen Körperchen bedeckt,
die einen einfachen oder mehrfachen Kern zeigen und in
ihrer Gröſse den Kernen der Ganglienkugeln beinahe gleich-
kommen.“ (Observationes anat. et microsc. de system. ner-
vos. structura. Berol. 1838. p. 5.)*)

Diese Körperchen erkennt man sowohl in den von
Remak gegebenen Abbildungen, als in der Natur sofort
als Zellenkerne, welche rund oder oval und oft mit ein

*) Die von Remak gemachte Entdeckung der eigenthümlichen
Struktur der organischen Nervenfasern erklärt eine früher von
mir mitgetheilte Beobachtung über äuſserst feine, blasse, nicht
röhrig aussehende und stellenweise mit Knötchen versehene Ner-
venfasern, welche ich im Mesenterium von Fröschen fand. Es
waren ohne Zweifel solche organische Fasern.
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[179/0203] die meisten aber, die ohne scharfe Grenze in die Faser übergehen, und zwar gewöhnlich an solchen Stellen, wo eine Theilung und ein Abgehen von Fasern nach verschiedenen Seiten hin Statt findet, sind die Körper der ursprünglichen Zellen, welche, besonders wenn sie sich nach verschiede- nen Seiten hin in Fasern verlängern, etwas dicker bleiben als ihre Verlängerungen selbst, wie man dieſs auch an den Pigmentzellen Tab. II. Fig. 9 a sieht. b) Graue oder organische Nervenfasern. Die grauen Stränge, welche nach den Untersuchungen von Retzius und von J. Müller vom sympathischen Ner- vensystem den Cerebrospinalnerven beigemischt werden und weite Strecken isolirt in diesen fortlaufen, verdanken nach den Untersuchungen von Remak ihr graues Ansehen „der eigenthümlichen Struktur der Primitivfasern, welche aus den Ganglien entstehen. Diese sind nämlich nicht röhrig, d. h. mit einer Scheide umgeben, sondern nackt, sehr durch- sichtig, gleichsam gallertartig, viel feiner als die meisten primitiven Röhren. Sie zeigen auf ihrer Oberfläche fast immer Längslinien, und lösen sich leicht in sehr feine Fa- sern auf. In ihrem Verlaufe sind sie sehr häufig mit ova- len Knötchen versehen, und mit gewissen kleinen, ovalen oder runden, selten unregelmäſsigen Körperchen bedeckt, die einen einfachen oder mehrfachen Kern zeigen und in ihrer Gröſse den Kernen der Ganglienkugeln beinahe gleich- kommen.“ (Observationes anat. et microsc. de system. ner- vos. structura. Berol. 1838. p. 5.) *) Diese Körperchen erkennt man sowohl in den von Remak gegebenen Abbildungen, als in der Natur sofort als Zellenkerne, welche rund oder oval und oft mit ein *) Die von Remak gemachte Entdeckung der eigenthümlichen Struktur der organischen Nervenfasern erklärt eine früher von mir mitgetheilte Beobachtung über äuſserst feine, blasse, nicht röhrig aussehende und stellenweise mit Knötchen versehene Ner- venfasern, welche ich im Mesenterium von Fröschen fand. Es waren ohne Zweifel solche organische Fasern. 12*

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/203>, abgerufen am 22.11.2024.