unvollständigen Zuspitzung aufzuhören. Aber dann sieht man gewöhnlich bei genauerer Betrachtung einige äusserst zarte, sehr dünne Fädchen davon abgehen. Auch jene blas- sen jungen Nervenfasern im Schwanze jener Larven thei- len sich, wie ich schon a. a. O. erwähnte. Es ist nun die Frage: Sind jene feinern Fasern, welche eine wenigstens scheinbare Theilung veranlassen, schon in einer gewöhn- lichen weissen primitiven Nervenfaser vorbereitet, oder sind es wahre Theilungen? Da jede Nervenfaser eine se- kundäre Zelle ist und ihren Charakter als einfache Zelle beibehält, indem die einfache Zellenmembran von ihren se- kundären Ablagerungen und vom Inhalt der Zelle unter- schieden fort existirt, so ist es zwar denkbar, dass in die- sen sekundären Ablagerungen oder im Zelleninhalte sich Fasern bilden, wie bei den Muskeln, obgleich bis jetzt nichts dafür spricht; aber diese Fasern könnten aus der weissen Nervenfaser eben so wenig frei hervortreten, als die Pri- mitivfasern bei den Muskeln aus der sekundären Muskel- zelle, weil dadurch die Zellenmembran der sekundären Zelle durchbrochen werden müsste. Jene Theilungen können also, insofern dasjenige, woraus sie hervorgehen, einer gewöhn- lichen Nervenfaser entspricht und nicht bloss ein Bündel sehr feiner sekundärer Nervenzellen ist, keine bloss schein- bare, sondern nur wahre Theilungen sein, indem sich eine einfache sekundäre Nervenzelle in mehrere feine Fasern verlängert, ganz auf analoge Weise, wie wir es oben p. 138 bei den Faserzellen gesehen haben. Die Endigung der Nervenfasern würde also an dieser Stelle, nämlich im Schwanze der Froschlarven, darin bestehen, dass die Ner- venfasern, d. h. die sekundären Zellen, zuletzt mehr in- different werden, und nach Art der Faserzellen oder der sternförmigen Zellen nach verschiedenen Seiten hin sich zertheilen. Ich habe a. a. O. noch Anschwellungen an den blassen Nervenfasern im Schwanze der Froschlarven er- wähnt. Diese haben eine doppelte Bedeutung: Einzelne, die nämlich gegen die Faser ringsum scharf abgegrenzt sind, sind die Kerne der Zellen, aus denen die Faser entstand;
unvollständigen Zuspitzung aufzuhören. Aber dann sieht man gewöhnlich bei genauerer Betrachtung einige äuſserst zarte, sehr dünne Fädchen davon abgehen. Auch jene blas- sen jungen Nervenfasern im Schwanze jener Larven thei- len sich, wie ich schon a. a. O. erwähnte. Es ist nun die Frage: Sind jene feinern Fasern, welche eine wenigstens scheinbare Theilung veranlassen, schon in einer gewöhn- lichen weiſsen primitiven Nervenfaser vorbereitet, oder sind es wahre Theilungen? Da jede Nervenfaser eine se- kundäre Zelle ist und ihren Charakter als einfache Zelle beibehält, indem die einfache Zellenmembran von ihren se- kundären Ablagerungen und vom Inhalt der Zelle unter- schieden fort existirt, so ist es zwar denkbar, daſs in die- sen sekundären Ablagerungen oder im Zelleninhalte sich Fasern bilden, wie bei den Muskeln, obgleich bis jetzt nichts dafür spricht; aber diese Fasern könnten aus der weiſsen Nervenfaser eben so wenig frei hervortreten, als die Pri- mitivfasern bei den Muskeln aus der sekundären Muskel- zelle, weil dadurch die Zellenmembran der sekundären Zelle durchbrochen werden müſste. Jene Theilungen können also, insofern dasjenige, woraus sie hervorgehen, einer gewöhn- lichen Nervenfaser entspricht und nicht bloſs ein Bündel sehr feiner sekundärer Nervenzellen ist, keine bloſs schein- bare, sondern nur wahre Theilungen sein, indem sich eine einfache sekundäre Nervenzelle in mehrere feine Fasern verlängert, ganz auf analoge Weise, wie wir es oben p. 138 bei den Faserzellen gesehen haben. Die Endigung der Nervenfasern würde also an dieser Stelle, nämlich im Schwanze der Froschlarven, darin bestehen, daſs die Ner- venfasern, d. h. die sekundären Zellen, zuletzt mehr in- different werden, und nach Art der Faserzellen oder der sternförmigen Zellen nach verschiedenen Seiten hin sich zertheilen. Ich habe a. a. O. noch Anschwellungen an den blassen Nervenfasern im Schwanze der Froschlarven er- wähnt. Diese haben eine doppelte Bedeutung: Einzelne, die nämlich gegen die Faser ringsum scharf abgegrenzt sind, sind die Kerne der Zellen, aus denen die Faser entstand;
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unvollständigen Zuspitzung aufzuhören. Aber dann sieht
man gewöhnlich bei genauerer Betrachtung einige äuſserst
zarte, sehr dünne Fädchen davon abgehen. Auch jene blas-
sen jungen Nervenfasern im Schwanze jener Larven thei-
len sich, wie ich schon a. a. O. erwähnte. Es ist nun die
Frage: Sind jene feinern Fasern, welche eine wenigstens
scheinbare Theilung veranlassen, schon in einer gewöhn-
lichen weiſsen primitiven Nervenfaser vorbereitet, oder
sind es wahre Theilungen? Da jede Nervenfaser eine se-
kundäre Zelle ist und ihren Charakter als einfache Zelle
beibehält, indem die einfache Zellenmembran von ihren se-
kundären Ablagerungen und vom Inhalt der Zelle unter-
schieden fort existirt, so ist es zwar denkbar, daſs in die-
sen sekundären Ablagerungen oder im Zelleninhalte sich
Fasern bilden, wie bei den Muskeln, obgleich bis jetzt nichts
dafür spricht; aber diese Fasern könnten aus der weiſsen
Nervenfaser eben so wenig frei hervortreten, als die Pri-
mitivfasern bei den Muskeln aus der sekundären Muskel-
zelle, weil dadurch die Zellenmembran der sekundären Zelle
durchbrochen werden müſste. Jene Theilungen können also,
insofern dasjenige, woraus sie hervorgehen, einer gewöhn-
lichen Nervenfaser entspricht und nicht bloſs ein Bündel
sehr feiner sekundärer Nervenzellen ist, keine bloſs schein-
bare, sondern nur wahre Theilungen sein, indem sich eine
einfache sekundäre Nervenzelle in mehrere feine Fasern
verlängert, ganz auf analoge Weise, wie wir es oben p. 138
bei den Faserzellen gesehen haben. Die Endigung der
Nervenfasern würde also an dieser Stelle, nämlich im
Schwanze der Froschlarven, darin bestehen, daſs die Ner-
venfasern, d. h. die sekundären Zellen, zuletzt mehr in-
different werden, und nach Art der Faserzellen oder der
sternförmigen Zellen nach verschiedenen Seiten hin sich
zertheilen. Ich habe a. a. O. noch Anschwellungen an den
blassen Nervenfasern im Schwanze der Froschlarven er-
wähnt. Diese haben eine doppelte Bedeutung: Einzelne,
die nämlich gegen die Faser ringsum scharf abgegrenzt sind,
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/202>, abgerufen am 22.11.2024.
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