von Schweinefötus und am lig. nuchae eines Schaffötus angestellt. Das Verhalten des elastischen Gewebes war an diesen beiden Stellen ziemlich verschieden. Die Aorta besass schon bei 6 Zoll langen Schweineembryonen ihre gelblich weisse Farbe und ihre vollständige Elasticität. Die äussere oder Zellgewebehaut liess sich leicht in lan- gen Stücken fast als eine besondere Röhre abziehen. Zog man nun ein Stückchen von der mittlern Haut der Aorta ab, und zwar, um dem Verdachte von untergemisch- tem Epithelium zu entgehen, so dass die innere Fläche des Gefässes unverletzt blieb, zerrte dieses Stückchen und untersuchte es mikroskopisch, so sah man zunächst in dem umgebenden Wasser eine grosse Menge isolirter Zel- len herumschwimmen, von denen jede ihren eigenthümli- chen Kern hat (s. Tab. III. Fig. 12). Diese leichte Tren- nung der Zellen sieht man beim Zell- und Sehnengewebe nie in dem Grade, da die Zellen dort durch das Cyto- blastem und durch die von den Zellen ausgehenden zähen Fasern zusammengehalten werden. Diese Zellen der Aor- tenwand sind von sehr verschiedener Form, wie die Figur zeigt. Einige sind rund, die meisten länglich, einige en- digen stumpf, andere spitzen sich nach zwei oder mehre- ren Seiten hin zu, andere verlängern sich in kleine Fort- sätze, die sich wiederum theilen, jedoch immer nur kurz sind. Viele sind seitlich etwas zusammengedrückt. Alle sehen körnig aus, doch scheint das Körnige, so viel man wenigstens durch das Rollen der Zellen zu einem Urtheil kommen kann, nur in der Zellenmembran zu liegen und der Inhalt durchsichtig zu sein. Im Innern der Zellen an ihrer Wand liegt der gewöhnliche Zellenkern mit ein oder zwei Kernkörperchen. Er ist bald rund, bald mehr oder weniger in die Länge gezogen. Diese Zellen nun haben sich losgelöst von dem Stückchen der Aortenwand. Un- tersucht man dieses selbst, so findet man noch mehrere Zellen darin, ausserdem aber deutliches elastisches Ge- webe, bestehend in einem Netzwerk feiner, elastischer, rauher Fasern, wie man es beim Erwachsenen zunächst an
von Schweinefötus und am lig. nuchae eines Schaffötus angestellt. Das Verhalten des elastischen Gewebes war an diesen beiden Stellen ziemlich verschieden. Die Aorta besaſs schon bei 6 Zoll langen Schweineembryonen ihre gelblich weiſse Farbe und ihre vollständige Elasticität. Die äuſsere oder Zellgewebehaut lieſs sich leicht in lan- gen Stücken fast als eine besondere Röhre abziehen. Zog man nun ein Stückchen von der mittlern Haut der Aorta ab, und zwar, um dem Verdachte von untergemisch- tem Epithelium zu entgehen, so daſs die innere Fläche des Gefäſses unverletzt blieb, zerrte dieses Stückchen und untersuchte es mikroskopisch, so sah man zunächst in dem umgebenden Wasser eine groſse Menge isolirter Zel- len herumschwimmen, von denen jede ihren eigenthümli- chen Kern hat (s. Tab. III. Fig. 12). Diese leichte Tren- nung der Zellen sieht man beim Zell- und Sehnengewebe nie in dem Grade, da die Zellen dort durch das Cyto- blastem und durch die von den Zellen ausgehenden zähen Fasern zusammengehalten werden. Diese Zellen der Aor- tenwand sind von sehr verschiedener Form, wie die Figur zeigt. Einige sind rund, die meisten länglich, einige en- digen stumpf, andere spitzen sich nach zwei oder mehre- ren Seiten hin zu, andere verlängern sich in kleine Fort- sätze, die sich wiederum theilen, jedoch immer nur kurz sind. Viele sind seitlich etwas zusammengedrückt. Alle sehen körnig aus, doch scheint das Körnige, so viel man wenigstens durch das Rollen der Zellen zu einem Urtheil kommen kann, nur in der Zellenmembran zu liegen und der Inhalt durchsichtig zu sein. Im Innern der Zellen an ihrer Wand liegt der gewöhnliche Zellenkern mit ein oder zwei Kernkörperchen. Er ist bald rund, bald mehr oder weniger in die Länge gezogen. Diese Zellen nun haben sich losgelöst von dem Stückchen der Aortenwand. Un- tersucht man dieses selbst, so findet man noch mehrere Zellen darin, auſserdem aber deutliches elastisches Ge- webe, bestehend in einem Netzwerk feiner, elastischer, rauher Fasern, wie man es beim Erwachsenen zunächst an
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von Schweinefötus und am lig. nuchae eines Schaffötus
angestellt. Das Verhalten des elastischen Gewebes war
an diesen beiden Stellen ziemlich verschieden. Die Aorta
besaſs schon bei 6 Zoll langen Schweineembryonen ihre
gelblich weiſse Farbe und ihre vollständige Elasticität.
Die äuſsere oder Zellgewebehaut lieſs sich leicht in lan-
gen Stücken fast als eine besondere Röhre abziehen.
Zog man nun ein Stückchen von der mittlern Haut der
Aorta ab, und zwar, um dem Verdachte von untergemisch-
tem Epithelium zu entgehen, so daſs die innere Fläche
des Gefäſses unverletzt blieb, zerrte dieses Stückchen und
untersuchte es mikroskopisch, so sah man zunächst in
dem umgebenden Wasser eine groſse Menge isolirter Zel-
len herumschwimmen, von denen jede ihren eigenthümli-
chen Kern hat (s. Tab. III. Fig. 12). Diese leichte Tren-
nung der Zellen sieht man beim Zell- und Sehnengewebe
nie in dem Grade, da die Zellen dort durch das Cyto-
blastem und durch die von den Zellen ausgehenden zähen
Fasern zusammengehalten werden. Diese Zellen der Aor-
tenwand sind von sehr verschiedener Form, wie die Figur
zeigt. Einige sind rund, die meisten länglich, einige en-
digen stumpf, andere spitzen sich nach zwei oder mehre-
ren Seiten hin zu, andere verlängern sich in kleine Fort-
sätze, die sich wiederum theilen, jedoch immer nur kurz
sind. Viele sind seitlich etwas zusammengedrückt. Alle
sehen körnig aus, doch scheint das Körnige, so viel man
wenigstens durch das Rollen der Zellen zu einem Urtheil
kommen kann, nur in der Zellenmembran zu liegen und
der Inhalt durchsichtig zu sein. Im Innern der Zellen an
ihrer Wand liegt der gewöhnliche Zellenkern mit ein oder
zwei Kernkörperchen. Er ist bald rund, bald mehr oder
weniger in die Länge gezogen. Diese Zellen nun haben
sich losgelöst von dem Stückchen der Aortenwand. Un-
tersucht man dieses selbst, so findet man noch mehrere
Zellen darin, auſserdem aber deutliches elastisches Ge-
webe, bestehend in einem Netzwerk feiner, elastischer,
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/173>, abgerufen am 03.12.2024.
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