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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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willst du dieses nicht, so gieb meinen entseelten Leib den
Meinigen zurück! Ich gebe mich ja besiegt; Lavinia sey
dein; setze deinem Haß ein Ziel!"

Aeneas stand ausholend zum Streich, seine Blicke roll¬
ten über den Liegenden hin, doch hielt er die bewehrte Rechte
zurück; und schon wollte seine Seele sich zum Mitleid
kehren, als er zum Unheil des Besiegten hoch an dessen
Schulter das Wehrgehenk des arkadischen Fürstensohnes
Pallas erblickte, des holden Jünglings, den Turnus er¬
schlagen hatte. Da entbrannte sein Schmerz und Zorn
aufs neue, und schrecklich im Grimme rief er: "Wie?
du, den der Raub der Meinigen schmückt, solltest mir
entrinnen? Pallas, Pallas opfert dich mit diesem Stoß,
und nimmt Rache an dem verfluchten Blut!" So sprach
Aeneas, und tauchte stürmisch sein Schwert in die ihm
entgegengestreckte Brust des Feindes. Turnus sank zu
Boden; Kälte durchrieselte ihm die Glieder, und unwillig
floh sein Schatten aus dem erstarrenden Leibe hinab
zur Unterwelt.


willſt du dieſes nicht, ſo gieb meinen entſeelten Leib den
Meinigen zurück! Ich gebe mich ja beſiegt; Lavinia ſey
dein; ſetze deinem Haß ein Ziel!“

Aeneas ſtand ausholend zum Streich, ſeine Blicke roll¬
ten über den Liegenden hin, doch hielt er die bewehrte Rechte
zurück; und ſchon wollte ſeine Seele ſich zum Mitleid
kehren, als er zum Unheil des Beſiegten hoch an deſſen
Schulter das Wehrgehenk des arkadiſchen Fürſtenſohnes
Pallas erblickte, des holden Jünglings, den Turnus er¬
ſchlagen hatte. Da entbrannte ſein Schmerz und Zorn
aufs neue, und ſchrecklich im Grimme rief er: „Wie?
du, den der Raub der Meinigen ſchmückt, ſollteſt mir
entrinnen? Pallas, Pallas opfert dich mit dieſem Stoß,
und nimmt Rache an dem verfluchten Blut!“ So ſprach
Aeneas, und tauchte ſtürmiſch ſein Schwert in die ihm
entgegengeſtreckte Bruſt des Feindes. Turnus ſank zu
Boden; Kälte durchrieſelte ihm die Glieder, und unwillig
floh ſein Schatten aus dem erſtarrenden Leibe hinab
zur Unterwelt.


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[440/0462] willſt du dieſes nicht, ſo gieb meinen entſeelten Leib den Meinigen zurück! Ich gebe mich ja beſiegt; Lavinia ſey dein; ſetze deinem Haß ein Ziel!“ Aeneas ſtand ausholend zum Streich, ſeine Blicke roll¬ ten über den Liegenden hin, doch hielt er die bewehrte Rechte zurück; und ſchon wollte ſeine Seele ſich zum Mitleid kehren, als er zum Unheil des Beſiegten hoch an deſſen Schulter das Wehrgehenk des arkadiſchen Fürſtenſohnes Pallas erblickte, des holden Jünglings, den Turnus er¬ ſchlagen hatte. Da entbrannte ſein Schmerz und Zorn aufs neue, und ſchrecklich im Grimme rief er: „Wie? du, den der Raub der Meinigen ſchmückt, ſollteſt mir entrinnen? Pallas, Pallas opfert dich mit dieſem Stoß, und nimmt Rache an dem verfluchten Blut!“ So ſprach Aeneas, und tauchte ſtürmiſch ſein Schwert in die ihm entgegengeſtreckte Bruſt des Feindes. Turnus ſank zu Boden; Kälte durchrieſelte ihm die Glieder, und unwillig floh ſein Schatten aus dem erſtarrenden Leibe hinab zur Unterwelt.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/462>, abgerufen am 22.11.2024.