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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Ueberwurf von dunklem Purpur bedeckte. Ein goldner
Helm strahlte auf seinem Haupte, ein Köcher aus Gold
tönte um seine Schultern und vom Bogen schoß er die
schärfsten Pfeile. Sein ausländisches Waffengeschmeide
machte die volskische Jungfrau lüstern, und sie verfolgte
ihn, sey es um die trojanische Wehr als Siegesbeute
in einem italischen Tempel aufzuhängen, sey es um selbst
in dem erbeuteten Golde zu prangen. Als sie nun ganz
mit Sinn und Blick auf diesen Feind gerichtet war, und den
Arruns aus den Augen gelassen hatte, schnellte dieser
zu Apollo flehend, daß er die Schmach der verbündeten
Waffen tilgen, und auch ihn nicht einem Weib unter¬
liegen lassen wolle, plötzlich und unversehens den Speer.
Phöbus nickte ihm den halben Wunsch zu. Die umringen¬
den Volsker hörten die Lanze daher rauschen und suchten
mit den Augen ihre Königin. Sie selbst aber dachte an
nichts, bis ihr das Geschoß in der Brust haftete und
ihr jungfräuliches Blut aus der Wunde drang. Zitternd
eilte die Schaar ihrer Gefährtinnen herbei und sie fa߬
ten ihre Herrin in den Armen auf. Arruns aber, über
seine eigene That wie erschrocken, entfloh vor Freude
und Furcht bebend, wie ein Wolf, nachdem er einen
Farren oder einen Hasen erwürgt hat, noch ehe die
Pfeile ihn verfolgen, plötzlich vom Wege abweicht und
mit eingezogenem Schweif sich in die Waldungen flüchtet.
Gerade so stahl sich Arruns hinweg und mischte sich
hastig fliehend unter die Reiter. Kamilla aber zog ster¬
bend an dem Eisen, dessen Spitze ihr eine tiefe Wunde
in die Rippen gewühlt hatte, ihre Augen brachen, der
Purpur der Wangen wich von ihrem Angesichte. Mit
schwachem Athem sprach sie zu Akka, der liebsten ihrer

Ueberwurf von dunklem Purpur bedeckte. Ein goldner
Helm ſtrahlte auf ſeinem Haupte, ein Köcher aus Gold
tönte um ſeine Schultern und vom Bogen ſchoß er die
ſchärfſten Pfeile. Sein ausländiſches Waffengeſchmeide
machte die volskiſche Jungfrau lüſtern, und ſie verfolgte
ihn, ſey es um die trojaniſche Wehr als Siegesbeute
in einem italiſchen Tempel aufzuhängen, ſey es um ſelbſt
in dem erbeuteten Golde zu prangen. Als ſie nun ganz
mit Sinn und Blick auf dieſen Feind gerichtet war, und den
Arruns aus den Augen gelaſſen hatte, ſchnellte dieſer
zu Apollo flehend, daß er die Schmach der verbündeten
Waffen tilgen, und auch ihn nicht einem Weib unter¬
liegen laſſen wolle, plötzlich und unverſehens den Speer.
Phöbus nickte ihm den halben Wunſch zu. Die umringen¬
den Volsker hörten die Lanze daher rauſchen und ſuchten
mit den Augen ihre Königin. Sie ſelbſt aber dachte an
nichts, bis ihr das Geſchoß in der Bruſt haftete und
ihr jungfräuliches Blut aus der Wunde drang. Zitternd
eilte die Schaar ihrer Gefährtinnen herbei und ſie fa߬
ten ihre Herrin in den Armen auf. Arruns aber, über
ſeine eigene That wie erſchrocken, entfloh vor Freude
und Furcht bebend, wie ein Wolf, nachdem er einen
Farren oder einen Haſen erwürgt hat, noch ehe die
Pfeile ihn verfolgen, plötzlich vom Wege abweicht und
mit eingezogenem Schweif ſich in die Waldungen flüchtet.
Gerade ſo ſtahl ſich Arruns hinweg und miſchte ſich
haſtig fliehend unter die Reiter. Kamilla aber zog ſter¬
bend an dem Eiſen, deſſen Spitze ihr eine tiefe Wunde
in die Rippen gewühlt hatte, ihre Augen brachen, der
Purpur der Wangen wich von ihrem Angeſichte. Mit
ſchwachem Athem ſprach ſie zu Akka, der liebſten ihrer

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[418/0440] Ueberwurf von dunklem Purpur bedeckte. Ein goldner Helm ſtrahlte auf ſeinem Haupte, ein Köcher aus Gold tönte um ſeine Schultern und vom Bogen ſchoß er die ſchärfſten Pfeile. Sein ausländiſches Waffengeſchmeide machte die volskiſche Jungfrau lüſtern, und ſie verfolgte ihn, ſey es um die trojaniſche Wehr als Siegesbeute in einem italiſchen Tempel aufzuhängen, ſey es um ſelbſt in dem erbeuteten Golde zu prangen. Als ſie nun ganz mit Sinn und Blick auf dieſen Feind gerichtet war, und den Arruns aus den Augen gelaſſen hatte, ſchnellte dieſer zu Apollo flehend, daß er die Schmach der verbündeten Waffen tilgen, und auch ihn nicht einem Weib unter¬ liegen laſſen wolle, plötzlich und unverſehens den Speer. Phöbus nickte ihm den halben Wunſch zu. Die umringen¬ den Volsker hörten die Lanze daher rauſchen und ſuchten mit den Augen ihre Königin. Sie ſelbſt aber dachte an nichts, bis ihr das Geſchoß in der Bruſt haftete und ihr jungfräuliches Blut aus der Wunde drang. Zitternd eilte die Schaar ihrer Gefährtinnen herbei und ſie fa߬ ten ihre Herrin in den Armen auf. Arruns aber, über ſeine eigene That wie erſchrocken, entfloh vor Freude und Furcht bebend, wie ein Wolf, nachdem er einen Farren oder einen Haſen erwürgt hat, noch ehe die Pfeile ihn verfolgen, plötzlich vom Wege abweicht und mit eingezogenem Schweif ſich in die Waldungen flüchtet. Gerade ſo ſtahl ſich Arruns hinweg und miſchte ſich haſtig fliehend unter die Reiter. Kamilla aber zog ſter¬ bend an dem Eiſen, deſſen Spitze ihr eine tiefe Wunde in die Rippen gewühlt hatte, ihre Augen brachen, der Purpur der Wangen wich von ihrem Angeſichte. Mit ſchwachem Athem ſprach ſie zu Akka, der liebſten ihrer

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/440>, abgerufen am 22.11.2024.