Dieß hat mir ein Vogelzeichen gesagt, das ich deinem Sohn auf der Stelle so gedeutet habe." -- "Möchte sich dein Wort erfüllen, edler Gast," antwortete Penelope mit einem Seufzer, "mein Dank dafür sollte nicht aus¬ bleiben."
Während diese drei sich so im Wechselgespräch un¬ terhielten, freuten sich die Freier vor dem Palaste auf dem Pflaster des Hofes wie gewöhnlich mit Scheiben¬ schießen und Speerwerfen, und brachen endlich auf die Erinnerung des Herolds zum Mittagsmahl ins Innere des Palastes auf. Unterdessen hatten sich in der Hütte des Eumäus auch dieser und sein Gast zum Weg in die Stadt angeschickt: Odysseus der Bettler hatte den hä߬ lichen geflickten Ranzen umgeworfen, und der Sauhirt ihm den Stab in die Hand gegeben. So wanderten beide dahin und überließen das Gehöft den Knechten und Hunden zur Bewachung. Sie waren schon an dem Stadtbrunnen angekommen, der von den Vorfahren des Odysseus schön in den Felsen gefaßt worden war; ein Pappelhain war in die Runde gepflanzt, und aus den Steinen sprang der hohe helle Wasserstrahl. Hier er¬ reichte sie Melanthius der Hirte mit zwei Knechten, der den Freiern die besten Ziegen aus der Heerde zum Schmaus in die Stadt hinein trieb. Als dieser das wandernde Paar erblikte, fing er laut an zu schimpfen. "Wahr¬ haftig, da heißt es recht, ein Taugenichts führt den andern, und gleich zu gleich gesellt sich gern. Wohin führst du den heißhungrigen Bettler, verdammter Sau¬ hirt, daß er an den Thürpfosten müßig stehe und um Brocken bettle? Gäbest du ihn mir zum Hüter meines Gehegs, daß er die Ställe ausfegte und den Zicklein
Dieß hat mir ein Vogelzeichen geſagt, das ich deinem Sohn auf der Stelle ſo gedeutet habe.“ — „Möchte ſich dein Wort erfüllen, edler Gaſt,“ antwortete Penelope mit einem Seufzer, „mein Dank dafür ſollte nicht aus¬ bleiben.“
Während dieſe drei ſich ſo im Wechſelgeſpräch un¬ terhielten, freuten ſich die Freier vor dem Palaſte auf dem Pflaſter des Hofes wie gewöhnlich mit Scheiben¬ ſchießen und Speerwerfen, und brachen endlich auf die Erinnerung des Herolds zum Mittagsmahl ins Innere des Palaſtes auf. Unterdeſſen hatten ſich in der Hütte des Eumäus auch dieſer und ſein Gaſt zum Weg in die Stadt angeſchickt: Odyſſeus der Bettler hatte den hä߬ lichen geflickten Ranzen umgeworfen, und der Sauhirt ihm den Stab in die Hand gegeben. So wanderten beide dahin und überließen das Gehöft den Knechten und Hunden zur Bewachung. Sie waren ſchon an dem Stadtbrunnen angekommen, der von den Vorfahren des Odyſſeus ſchön in den Felſen gefaßt worden war; ein Pappelhain war in die Runde gepflanzt, und aus den Steinen ſprang der hohe helle Waſſerſtrahl. Hier er¬ reichte ſie Melanthius der Hirte mit zwei Knechten, der den Freiern die beſten Ziegen aus der Heerde zum Schmaus in die Stadt hinein trieb. Als dieſer das wandernde Paar erblikte, fing er laut an zu ſchimpfen. „Wahr¬ haftig, da heißt es recht, ein Taugenichts führt den andern, und gleich zu gleich geſellt ſich gern. Wohin führſt du den heißhungrigen Bettler, verdammter Sau¬ hirt, daß er an den Thürpfoſten müßig ſtehe und um Brocken bettle? Gäbeſt du ihn mir zum Hüter meines Gehegs, daß er die Ställe ausfegte und den Zicklein
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Dieß hat mir ein Vogelzeichen geſagt, das ich deinem
Sohn auf der Stelle ſo gedeutet habe.“ — „Möchte ſich
dein Wort erfüllen, edler Gaſt,“ antwortete Penelope
mit einem Seufzer, „mein Dank dafür ſollte nicht aus¬
bleiben.“
Während dieſe drei ſich ſo im Wechſelgeſpräch un¬
terhielten, freuten ſich die Freier vor dem Palaſte auf
dem Pflaſter des Hofes wie gewöhnlich mit Scheiben¬
ſchießen und Speerwerfen, und brachen endlich auf die
Erinnerung des Herolds zum Mittagsmahl ins Innere
des Palaſtes auf. Unterdeſſen hatten ſich in der Hütte
des Eumäus auch dieſer und ſein Gaſt zum Weg in die
Stadt angeſchickt: Odyſſeus der Bettler hatte den hä߬
lichen geflickten Ranzen umgeworfen, und der Sauhirt
ihm den Stab in die Hand gegeben. So wanderten
beide dahin und überließen das Gehöft den Knechten und
Hunden zur Bewachung. Sie waren ſchon an dem
Stadtbrunnen angekommen, der von den Vorfahren des
Odyſſeus ſchön in den Felſen gefaßt worden war; ein
Pappelhain war in die Runde gepflanzt, und aus den
Steinen ſprang der hohe helle Waſſerſtrahl. Hier er¬
reichte ſie Melanthius der Hirte mit zwei Knechten, der
den Freiern die beſten Ziegen aus der Heerde zum Schmaus
in die Stadt hinein trieb. Als dieſer das wandernde
Paar erblikte, fing er laut an zu ſchimpfen. „Wahr¬
haftig, da heißt es recht, ein Taugenichts führt den
andern, und gleich zu gleich geſellt ſich gern. Wohin
führſt du den heißhungrigen Bettler, verdammter Sau¬
hirt, daß er an den Thürpfoſten müßig ſtehe und um
Brocken bettle? Gäbeſt du ihn mir zum Hüter meines
Gehegs, daß er die Ställe ausfegte und den Zicklein
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/239>, abgerufen am 23.11.2024.
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