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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Markte weg in seinen Palast. Dort nahmen beide ein
erquickendes Bad, und genossen in Penelopes Gesellschaft,
welche ihnen gegenüber an der zierlichen Spindel saß,
das Frühstück im Saal. Da sprach denn die Mutter
Telemachs traurig zu ihrem Sohne: "Eigentlich thu' ich
besser daran, Telemach, zum Söller hinaufzusteigen und
dort einsam das Lager zu benetzen wie bisher; denn dir
gefällt es ja doch nicht, mir zu erzählen, was du vom
heimfahrenden Vater gehört hast." "Liebe Mutter,"
antwortete Telemach, "gerne will ich dir Alles der
Wahrheit nach verkündigen, was ich vernommen habe,
wenn es nur Tröstlicheres wäre! So liebreich mich der
greise Nestor zu Pylos aufnahm, so wußte er mir doch
gar nichts vom Vater zu melden; aber er sendete mich
mit seinem eigenen Sohne zu Wagen gen Sparta. Dort
ward ich von dem großen Helden Menelaus gastlich
aufgenommen, und sah auch die Königin Helena, um
welche Trojaner und Griechen so Vieles erduldet haben.
Hier erfuhr ich endlich Weniges vom geliebten Vater,
was dem Fürsten Menelaus der Meergott Proteus in
Aegypten mitgetheilt hatte. Dieser hatte ihn auf der
Insel Ogygia in Kummer versunken gesehen. Dort hält
den Odysseus die Nymphe Kalypso wider Willen in ihrer
Grotte zurück und es fehlt ihm an Schiffen und Rude¬
rern, um die Heimath zu erreichen."

Als der Seher Theoklymenus die Fürstin bei dieser
Nachricht sehr bewegt sah, unterbrach er seinen Gastfreund
und sagte: "Königin, dieser weiß nicht Alles. Vernimm
du meine Weissagung: fürwahr, Odysseus sitzt bereits
irgendwo im Gefilde seiner Heimath, oder er schleicht
heimlich umher, auf das Verderben der Freier sinnend!

Markte weg in ſeinen Palaſt. Dort nahmen beide ein
erquickendes Bad, und genoſſen in Penelopes Geſellſchaft,
welche ihnen gegenüber an der zierlichen Spindel ſaß,
das Frühſtück im Saal. Da ſprach denn die Mutter
Telemachs traurig zu ihrem Sohne: „Eigentlich thu' ich
beſſer daran, Telemach, zum Söller hinaufzuſteigen und
dort einſam das Lager zu benetzen wie bisher; denn dir
gefällt es ja doch nicht, mir zu erzählen, was du vom
heimfahrenden Vater gehört haſt.“ „Liebe Mutter,“
antwortete Telemach, „gerne will ich dir Alles der
Wahrheit nach verkündigen, was ich vernommen habe,
wenn es nur Tröſtlicheres wäre! So liebreich mich der
greiſe Neſtor zu Pylos aufnahm, ſo wußte er mir doch
gar nichts vom Vater zu melden; aber er ſendete mich
mit ſeinem eigenen Sohne zu Wagen gen Sparta. Dort
ward ich von dem großen Helden Menelaus gaſtlich
aufgenommen, und ſah auch die Königin Helena, um
welche Trojaner und Griechen ſo Vieles erduldet haben.
Hier erfuhr ich endlich Weniges vom geliebten Vater,
was dem Fürſten Menelaus der Meergott Proteus in
Aegypten mitgetheilt hatte. Dieſer hatte ihn auf der
Inſel Ogygia in Kummer verſunken geſehen. Dort hält
den Odyſſeus die Nymphe Kalypſo wider Willen in ihrer
Grotte zurück und es fehlt ihm an Schiffen und Rude¬
rern, um die Heimath zu erreichen.“

Als der Seher Theoklymenus die Fürſtin bei dieſer
Nachricht ſehr bewegt ſah, unterbrach er ſeinen Gaſtfreund
und ſagte: „Königin, dieſer weiß nicht Alles. Vernimm
du meine Weiſſagung: fürwahr, Odyſſeus ſitzt bereits
irgendwo im Gefilde ſeiner Heimath, oder er ſchleicht
heimlich umher, auf das Verderben der Freier ſinnend!

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[216/0238] Markte weg in ſeinen Palaſt. Dort nahmen beide ein erquickendes Bad, und genoſſen in Penelopes Geſellſchaft, welche ihnen gegenüber an der zierlichen Spindel ſaß, das Frühſtück im Saal. Da ſprach denn die Mutter Telemachs traurig zu ihrem Sohne: „Eigentlich thu' ich beſſer daran, Telemach, zum Söller hinaufzuſteigen und dort einſam das Lager zu benetzen wie bisher; denn dir gefällt es ja doch nicht, mir zu erzählen, was du vom heimfahrenden Vater gehört haſt.“ „Liebe Mutter,“ antwortete Telemach, „gerne will ich dir Alles der Wahrheit nach verkündigen, was ich vernommen habe, wenn es nur Tröſtlicheres wäre! So liebreich mich der greiſe Neſtor zu Pylos aufnahm, ſo wußte er mir doch gar nichts vom Vater zu melden; aber er ſendete mich mit ſeinem eigenen Sohne zu Wagen gen Sparta. Dort ward ich von dem großen Helden Menelaus gaſtlich aufgenommen, und ſah auch die Königin Helena, um welche Trojaner und Griechen ſo Vieles erduldet haben. Hier erfuhr ich endlich Weniges vom geliebten Vater, was dem Fürſten Menelaus der Meergott Proteus in Aegypten mitgetheilt hatte. Dieſer hatte ihn auf der Inſel Ogygia in Kummer verſunken geſehen. Dort hält den Odyſſeus die Nymphe Kalypſo wider Willen in ihrer Grotte zurück und es fehlt ihm an Schiffen und Rude¬ rern, um die Heimath zu erreichen.“ Als der Seher Theoklymenus die Fürſtin bei dieſer Nachricht ſehr bewegt ſah, unterbrach er ſeinen Gaſtfreund und ſagte: „Königin, dieſer weiß nicht Alles. Vernimm du meine Weiſſagung: fürwahr, Odyſſeus ſitzt bereits irgendwo im Gefilde ſeiner Heimath, oder er ſchleicht heimlich umher, auf das Verderben der Freier ſinnend!

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/238>, abgerufen am 23.11.2024.