Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterabteilungen nach den verschiedenen Städten oder
Anführern. Die Lagerhütten waren aus Erde und Holz
aufgebaut und mit Schilf bedeckt. Jeder Anführer hatte
sein Quartier in der vordersten Reihe seiner Schaar, und
ein jedes war nach dem Range des Bewohners mehr oder
weniger ausgeschmückt. Die Schiffe dienten zugleich dem
ganzen Lager zur Vertheidigung. Noch vor ihnen hatten
die Griechen einen Erdwall aufgeworfen, der erst in der
letzten Zeit der Belagerung einer Mauer Platz machte.
Hinter ihm war ein Graben, vorn mit einer dichten Reihe
von Schanzpfählen versehen.

Zu allen diesen schönen Einrichtungen hatten die Grie¬
chen während der langen Zeit, da König und Rath von Troja
über die beste Weise der Vertheidigung sich beriethen, Muße
gefunden. Ihre Krieger verrichteten zugleich den Schiffs¬
dienst, und erhielten ihr Brod auf öffentliche Veranstaltung.
Für die übrigen Lebensbedürfnisse hatte ein jeder selbst zu
sorgen. Die gemeinen Streiter waren leicht bewaffnet
und fochten zu Fuße. Die vornehmeren stritten auf Kriegs¬
wägen, so daß jeder streitende Held einen andern Helden
als Wagenlenker bei sich hatte. Von Reiterei wußten
die Völker jener alten Zeit noch nichts. Die Streit¬
wägen mit den größten Helden waren auch bestimmt, in
der ersten Reihe zu kämpfen, und sollten immer das
Vordertreffen bilden.

Zwischen dem Schiffslager der Griechen und der
Stadt Troja breitete sich, von den Flüssen Skamander und
Simois eingeschlossen, die sich erst beim griechischen Lager
zu Einer Mündung vereinigten, die blumigte skamandrische
Wiese und die Troische Ebene vier Wegestunden lang aus,
die zum Schlachtfelde bestimmt und wie geschaffen war,

Unterabteilungen nach den verſchiedenen Städten oder
Anführern. Die Lagerhütten waren aus Erde und Holz
aufgebaut und mit Schilf bedeckt. Jeder Anführer hatte
ſein Quartier in der vorderſten Reihe ſeiner Schaar, und
ein jedes war nach dem Range des Bewohners mehr oder
weniger ausgeſchmückt. Die Schiffe dienten zugleich dem
ganzen Lager zur Vertheidigung. Noch vor ihnen hatten
die Griechen einen Erdwall aufgeworfen, der erſt in der
letzten Zeit der Belagerung einer Mauer Platz machte.
Hinter ihm war ein Graben, vorn mit einer dichten Reihe
von Schanzpfählen verſehen.

Zu allen dieſen ſchönen Einrichtungen hatten die Grie¬
chen während der langen Zeit, da König und Rath von Troja
über die beſte Weiſe der Vertheidigung ſich beriethen, Muße
gefunden. Ihre Krieger verrichteten zugleich den Schiffs¬
dienſt, und erhielten ihr Brod auf öffentliche Veranſtaltung.
Für die übrigen Lebensbedürfniſſe hatte ein jeder ſelbſt zu
ſorgen. Die gemeinen Streiter waren leicht bewaffnet
und fochten zu Fuße. Die vornehmeren ſtritten auf Kriegs¬
wägen, ſo daß jeder ſtreitende Held einen andern Helden
als Wagenlenker bei ſich hatte. Von Reiterei wußten
die Völker jener alten Zeit noch nichts. Die Streit¬
wägen mit den größten Helden waren auch beſtimmt, in
der erſten Reihe zu kämpfen, und ſollten immer das
Vordertreffen bilden.

Zwiſchen dem Schiffslager der Griechen und der
Stadt Troja breitete ſich, von den Flüſſen Skamander und
Simois eingeſchloſſen, die ſich erſt beim griechiſchen Lager
zu Einer Mündung vereinigten, die blumigte ſkamandriſche
Wieſe und die Troiſche Ebene vier Wegeſtunden lang aus,
die zum Schlachtfelde beſtimmt und wie geſchaffen war,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0080" n="58"/>
Unterabteilungen nach den ver&#x017F;chiedenen Städten oder<lb/>
Anführern. Die Lagerhütten waren aus Erde und Holz<lb/>
aufgebaut und mit Schilf bedeckt. Jeder Anführer hatte<lb/>
&#x017F;ein Quartier in der vorder&#x017F;ten Reihe &#x017F;einer Schaar, und<lb/>
ein jedes war nach dem Range des Bewohners mehr oder<lb/>
weniger ausge&#x017F;chmückt. Die Schiffe dienten zugleich dem<lb/>
ganzen Lager zur Vertheidigung. Noch vor ihnen hatten<lb/>
die Griechen einen Erdwall aufgeworfen, der er&#x017F;t in der<lb/>
letzten Zeit der Belagerung einer Mauer Platz machte.<lb/>
Hinter ihm war ein Graben, vorn mit einer dichten Reihe<lb/>
von Schanzpfählen ver&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Zu allen die&#x017F;en &#x017F;chönen Einrichtungen hatten die Grie¬<lb/>
chen während der langen Zeit, da König und Rath von Troja<lb/>
über die be&#x017F;te Wei&#x017F;e der Vertheidigung &#x017F;ich beriethen, Muße<lb/>
gefunden. Ihre Krieger verrichteten zugleich den Schiffs¬<lb/>
dien&#x017F;t, und erhielten ihr Brod auf öffentliche Veran&#x017F;taltung.<lb/>
Für die übrigen Lebensbedürfni&#x017F;&#x017F;e hatte ein jeder &#x017F;elb&#x017F;t zu<lb/>
&#x017F;orgen. Die gemeinen Streiter waren leicht bewaffnet<lb/>
und fochten zu Fuße. Die vornehmeren &#x017F;tritten auf Kriegs¬<lb/>
wägen, &#x017F;o daß jeder &#x017F;treitende Held einen andern Helden<lb/>
als Wagenlenker bei &#x017F;ich hatte. Von Reiterei wußten<lb/>
die Völker jener alten Zeit noch nichts. Die Streit¬<lb/>
wägen mit den größten Helden waren auch be&#x017F;timmt, in<lb/>
der er&#x017F;ten Reihe zu kämpfen, und &#x017F;ollten immer das<lb/>
Vordertreffen bilden.</p><lb/>
          <p>Zwi&#x017F;chen dem Schiffslager der Griechen und der<lb/>
Stadt Troja breitete &#x017F;ich, von den Flü&#x017F;&#x017F;en Skamander und<lb/>
Simois einge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die &#x017F;ich er&#x017F;t beim griechi&#x017F;chen Lager<lb/>
zu Einer Mündung vereinigten, die blumigte &#x017F;kamandri&#x017F;che<lb/>
Wie&#x017F;e und die Troi&#x017F;che Ebene vier Wege&#x017F;tunden lang aus,<lb/>
die zum Schlachtfelde be&#x017F;timmt und wie ge&#x017F;chaffen war,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0080] Unterabteilungen nach den verſchiedenen Städten oder Anführern. Die Lagerhütten waren aus Erde und Holz aufgebaut und mit Schilf bedeckt. Jeder Anführer hatte ſein Quartier in der vorderſten Reihe ſeiner Schaar, und ein jedes war nach dem Range des Bewohners mehr oder weniger ausgeſchmückt. Die Schiffe dienten zugleich dem ganzen Lager zur Vertheidigung. Noch vor ihnen hatten die Griechen einen Erdwall aufgeworfen, der erſt in der letzten Zeit der Belagerung einer Mauer Platz machte. Hinter ihm war ein Graben, vorn mit einer dichten Reihe von Schanzpfählen verſehen. Zu allen dieſen ſchönen Einrichtungen hatten die Grie¬ chen während der langen Zeit, da König und Rath von Troja über die beſte Weiſe der Vertheidigung ſich beriethen, Muße gefunden. Ihre Krieger verrichteten zugleich den Schiffs¬ dienſt, und erhielten ihr Brod auf öffentliche Veranſtaltung. Für die übrigen Lebensbedürfniſſe hatte ein jeder ſelbſt zu ſorgen. Die gemeinen Streiter waren leicht bewaffnet und fochten zu Fuße. Die vornehmeren ſtritten auf Kriegs¬ wägen, ſo daß jeder ſtreitende Held einen andern Helden als Wagenlenker bei ſich hatte. Von Reiterei wußten die Völker jener alten Zeit noch nichts. Die Streit¬ wägen mit den größten Helden waren auch beſtimmt, in der erſten Reihe zu kämpfen, und ſollten immer das Vordertreffen bilden. Zwiſchen dem Schiffslager der Griechen und der Stadt Troja breitete ſich, von den Flüſſen Skamander und Simois eingeſchloſſen, die ſich erſt beim griechiſchen Lager zu Einer Mündung vereinigten, die blumigte ſkamandriſche Wieſe und die Troiſche Ebene vier Wegeſtunden lang aus, die zum Schlachtfelde beſtimmt und wie geſchaffen war,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/80
Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/80>, abgerufen am 26.04.2024.