die fromme Kassandra, ihre Priesterin, die sich in Athene's Tempel geflüchtet hatte, und ihre Bildsäule schutzflehend umarmt hielt, mit rohen Händen anzutasten und sie an den Haaren zerrend herauszuschleppen. Zwar durfte die Göttin die Tochter ihrer Feinde nicht unterstützen; aber die Wangen glühten ihr vor Schaam und vor Zorn; ihr Bildniß gab einen Ton, der Boden ihres Heiligthums dröhnte und den Blick vom Frevel abgekehrt, schwur sie in ihrem Herzen, die Frevelthat zu rächen.
Lange noch dauerte der Brand und das Gemetzel. Die Flammensäule Troja's stieg hoch in den Aether hinauf und verkündete den Untergang der Stadt den Bewohnern der Inseln und den Schiffen, die hin und her das Meer besegelten.
Menelaus und Helena. Polyxena.
Bis zum Morgen waren sämmtliche Bewohner der Stadt niedergemacht oder gefangen. Die Danaer fanden nirgends mehr Widerstand, konnten sich der unermeßlichen Schätze der Stadt nach Behagen bemächtigen und brachten ihre Beute, aus Gold, Silber, Edelgesteinen, mannich¬ faltigem Hausrath, gefangenen Weibern, Mädchen und Kindern bestehend, an den Strand zu ihren Schiffen. Mitten unter dieser Schaar führte Menelaus seine Ge¬ mahlin Helena, nicht ohne Schaam, und doch im Herzen zufrieden über ihren wiedererlangten Besitz, aus dem bren¬ nenden Troja hinweg. Ihm zur Seite ging Agamemnon, sein Bruder, mit der hohen Kassandra, die er den wilden
die fromme Kaſſandra, ihre Prieſterin, die ſich in Athene's Tempel geflüchtet hatte, und ihre Bildſäule ſchutzflehend umarmt hielt, mit rohen Händen anzutaſten und ſie an den Haaren zerrend herauszuſchleppen. Zwar durfte die Göttin die Tochter ihrer Feinde nicht unterſtützen; aber die Wangen glühten ihr vor Schaam und vor Zorn; ihr Bildniß gab einen Ton, der Boden ihres Heiligthums dröhnte und den Blick vom Frevel abgekehrt, ſchwur ſie in ihrem Herzen, die Frevelthat zu rächen.
Lange noch dauerte der Brand und das Gemetzel. Die Flammenſäule Troja's ſtieg hoch in den Aether hinauf und verkündete den Untergang der Stadt den Bewohnern der Inſeln und den Schiffen, die hin und her das Meer beſegelten.
Menelaus und Helena. Polyxena.
Bis zum Morgen waren ſämmtliche Bewohner der Stadt niedergemacht oder gefangen. Die Danaer fanden nirgends mehr Widerſtand, konnten ſich der unermeßlichen Schätze der Stadt nach Behagen bemächtigen und brachten ihre Beute, aus Gold, Silber, Edelgeſteinen, mannich¬ faltigem Hausrath, gefangenen Weibern, Mädchen und Kindern beſtehend, an den Strand zu ihren Schiffen. Mitten unter dieſer Schaar führte Menelaus ſeine Ge¬ mahlin Helena, nicht ohne Schaam, und doch im Herzen zufrieden über ihren wiedererlangten Beſitz, aus dem bren¬ nenden Troja hinweg. Ihm zur Seite ging Agamemnon, ſein Bruder, mit der hohen Kaſſandra, die er den wilden
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die fromme Kaſſandra, ihre Prieſterin, die ſich in Athene's
Tempel geflüchtet hatte, und ihre Bildſäule ſchutzflehend
umarmt hielt, mit rohen Händen anzutaſten und ſie an
den Haaren zerrend herauszuſchleppen. Zwar durfte die
Göttin die Tochter ihrer Feinde nicht unterſtützen; aber
die Wangen glühten ihr vor Schaam und vor Zorn; ihr
Bildniß gab einen Ton, der Boden ihres Heiligthums
dröhnte und den Blick vom Frevel abgekehrt, ſchwur ſie in
ihrem Herzen, die Frevelthat zu rächen.
Lange noch dauerte der Brand und das Gemetzel.
Die Flammenſäule Troja's ſtieg hoch in den Aether hinauf
und verkündete den Untergang der Stadt den Bewohnern
der Inſeln und den Schiffen, die hin und her das Meer
beſegelten.
Menelaus und Helena. Polyxena.
Bis zum Morgen waren ſämmtliche Bewohner der
Stadt niedergemacht oder gefangen. Die Danaer fanden
nirgends mehr Widerſtand, konnten ſich der unermeßlichen
Schätze der Stadt nach Behagen bemächtigen und brachten
ihre Beute, aus Gold, Silber, Edelgeſteinen, mannich¬
faltigem Hausrath, gefangenen Weibern, Mädchen und
Kindern beſtehend, an den Strand zu ihren Schiffen.
Mitten unter dieſer Schaar führte Menelaus ſeine Ge¬
mahlin Helena, nicht ohne Schaam, und doch im Herzen
zufrieden über ihren wiedererlangten Beſitz, aus dem bren¬
nenden Troja hinweg. Ihm zur Seite ging Agamemnon,
ſein Bruder, mit der hohen Kaſſandra, die er den wilden
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/446>, abgerufen am 26.11.2024.
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