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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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und drang in sie, den Kampf mit dem schnellen Achilles
zu beginnen. Der Jungfrau, wie sie das täuschende Ge¬
sicht erblickte, schlug das Herz im Busen, und sie hoffte
noch am heutigen Tage das Ungeheure zu vollführen.
Erwacht sprang sie vom Lager, und legte sich die schim¬
mernde Rüstung, die ihr Mars selbst geschenkt hatte, um
die Schultern, paßte sich die goldenen Schienen an, um¬
hüllte sich mit dem strahlenden Panzer, und warf das
Wehrgehäng, an welchem in einer Scheide von Silber
und Elfenbein das mächtige Schwert hing, sich über die
Achsel. Dann nahm sie ihren Schild, welcher schimmerte,
wie der Mond, wenn er aus dem Spiegel des Meeres
aufsteigt, und setzte den Helm aufs Haupt, von dem eine
goldgelbe Mähne herabfloß. In die Linke nahm sie zwei
Speere, und in die Rechte eine zweischneidige Axt, welche
ihr einst die verderbliche Göttin der Zwietracht als Kriegs¬
waffe geschenkt hatte. Als sie so in der blinkenden Rü¬
stung zum Pallaste hinausstürmte, glich sie einem Blitz¬
strahle, den die Hand Jupiters vom Olymp auf die Erde
herabschleudert.

Jauchzend vor Lust eilte sie zu den Mauern Troja's
hinaus, und ermunterte die Trojaner zum rühmlichen
Kampfe. Um ihren Ruf versammelten sich auch sogleich
die tapfersten Männer, die vorher dem Achilles nicht mehr
entgegen zu gehen gewagt hätten. Penthesilea selbst aber
schwang sich im Drange der Kriegslust auf ein schönes,
schnellfüßiges Pferd, ein Geschenk der Gemahlin des thra¬
cischen Königes Boreas, das so schnell flog, wie die
Harpyien. Auf diesem Rosse jagte sie hinaus aufs Schlacht¬
feld, und alle ihre Jungfrauen, gleichfalls zu Rosse, ihr
nach. Ganze Schaaren troischen Volkes begleiteten sie.

und drang in ſie, den Kampf mit dem ſchnellen Achilles
zu beginnen. Der Jungfrau, wie ſie das täuſchende Ge¬
ſicht erblickte, ſchlug das Herz im Buſen, und ſie hoffte
noch am heutigen Tage das Ungeheure zu vollführen.
Erwacht ſprang ſie vom Lager, und legte ſich die ſchim¬
mernde Rüſtung, die ihr Mars ſelbſt geſchenkt hatte, um
die Schultern, paßte ſich die goldenen Schienen an, um¬
hüllte ſich mit dem ſtrahlenden Panzer, und warf das
Wehrgehäng, an welchem in einer Scheide von Silber
und Elfenbein das mächtige Schwert hing, ſich über die
Achſel. Dann nahm ſie ihren Schild, welcher ſchimmerte,
wie der Mond, wenn er aus dem Spiegel des Meeres
aufſteigt, und ſetzte den Helm aufs Haupt, von dem eine
goldgelbe Mähne herabfloß. In die Linke nahm ſie zwei
Speere, und in die Rechte eine zweiſchneidige Axt, welche
ihr einſt die verderbliche Göttin der Zwietracht als Kriegs¬
waffe geſchenkt hatte. Als ſie ſo in der blinkenden Rü¬
ſtung zum Pallaſte hinausſtürmte, glich ſie einem Blitz¬
ſtrahle, den die Hand Jupiters vom Olymp auf die Erde
herabſchleudert.

Jauchzend vor Luſt eilte ſie zu den Mauern Troja's
hinaus, und ermunterte die Trojaner zum rühmlichen
Kampfe. Um ihren Ruf verſammelten ſich auch ſogleich
die tapferſten Männer, die vorher dem Achilles nicht mehr
entgegen zu gehen gewagt hätten. Pentheſiléa ſelbſt aber
ſchwang ſich im Drange der Kriegsluſt auf ein ſchönes,
ſchnellfüßiges Pferd, ein Geſchenk der Gemahlin des thra¬
ciſchen Königes Boreas, das ſo ſchnell flog, wie die
Harpyien. Auf dieſem Roſſe jagte ſie hinaus aufs Schlacht¬
feld, und alle ihre Jungfrauen, gleichfalls zu Roſſe, ihr
nach. Ganze Schaaren troiſchen Volkes begleiteten ſie.

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[319/0341] und drang in ſie, den Kampf mit dem ſchnellen Achilles zu beginnen. Der Jungfrau, wie ſie das täuſchende Ge¬ ſicht erblickte, ſchlug das Herz im Buſen, und ſie hoffte noch am heutigen Tage das Ungeheure zu vollführen. Erwacht ſprang ſie vom Lager, und legte ſich die ſchim¬ mernde Rüſtung, die ihr Mars ſelbſt geſchenkt hatte, um die Schultern, paßte ſich die goldenen Schienen an, um¬ hüllte ſich mit dem ſtrahlenden Panzer, und warf das Wehrgehäng, an welchem in einer Scheide von Silber und Elfenbein das mächtige Schwert hing, ſich über die Achſel. Dann nahm ſie ihren Schild, welcher ſchimmerte, wie der Mond, wenn er aus dem Spiegel des Meeres aufſteigt, und ſetzte den Helm aufs Haupt, von dem eine goldgelbe Mähne herabfloß. In die Linke nahm ſie zwei Speere, und in die Rechte eine zweiſchneidige Axt, welche ihr einſt die verderbliche Göttin der Zwietracht als Kriegs¬ waffe geſchenkt hatte. Als ſie ſo in der blinkenden Rü¬ ſtung zum Pallaſte hinausſtürmte, glich ſie einem Blitz¬ ſtrahle, den die Hand Jupiters vom Olymp auf die Erde herabſchleudert. Jauchzend vor Luſt eilte ſie zu den Mauern Troja's hinaus, und ermunterte die Trojaner zum rühmlichen Kampfe. Um ihren Ruf verſammelten ſich auch ſogleich die tapferſten Männer, die vorher dem Achilles nicht mehr entgegen zu gehen gewagt hätten. Pentheſiléa ſelbſt aber ſchwang ſich im Drange der Kriegsluſt auf ein ſchönes, ſchnellfüßiges Pferd, ein Geſchenk der Gemahlin des thra¬ ciſchen Königes Boreas, das ſo ſchnell flog, wie die Harpyien. Auf dieſem Roſſe jagte ſie hinaus aufs Schlacht¬ feld, und alle ihre Jungfrauen, gleichfalls zu Roſſe, ihr nach. Ganze Schaaren troiſchen Volkes begleiteten ſie.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/341>, abgerufen am 22.11.2024.