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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839.

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ihm nichts vom Trojanervolke geschehen, nur deswegen
sind wir Alle ja vom Olymp herabgekommen. Künftig
mag er erdulden, was die Parze ihm bei seiner Geburt
gesponnen hat." "Sey besonnen, Juno," erwiederte Po¬
seidon, "ungerne möcht' ich, daß wir, ich und ihr Anderen,
vereinigt gegen die Götter anrennten, es wäre nicht ziem¬
lich, denn wir sind die weit überlegenen: laßt uns viel¬
mehr abseits vom Wege dort auf die Warte uns nieder¬
setzen. Wenn aber Mars oder Apollo zuerst den Kampf
anheben, wenn sie den Achilles hindern und sich nicht
frei im Streite bewegen lassen, alsdann haben auch wir
ein Recht, am Gefechte Theil zu nehmen, und gewiß
kehren unsere Gegner dann, von unserer Kraft gebändigt,
eilig in den Olymp zur Schaar der andern Götter zu¬
rück!" Der Meergott wartete nicht auf die Antwort,
sondern schüttelte seine finstern Locken, und ging voran auf
den Wall des Herkules, den vor Zeiten Pallas und die
Trojaner diesem zum Schutze gegen die Meerungeheuer
aufgethürmt hatten*). Dorthin eilte Poseidon, die andern
Götter folgten ihm, und hier saßen sie nun, die Schultern
in undurchdringlichen Nebel gehüllt. Gegenüber auf dem
Hügel Kallikolone setzten sich Mars und Apollo, und so
saßen die Unsterblichen säumend und sinnend, getrennt,
aber kampfbereit und nicht ferne von einander.

Unterdessen füllte sich ringsum das Gefilde und
strahlte vom Erz der Streiter und der Wagen, und der
Boden dröhnte vom Fußtritte der Herankommenden. Doch
bald erschienen zwei Männer, Einer aus jedem Heere,
kampfbegierig hervorgerannt: Aeneas, der Sohn des

*) S. Bd. I, S. 229.

ihm nichts vom Trojanervolke geſchehen, nur deswegen
ſind wir Alle ja vom Olymp herabgekommen. Künftig
mag er erdulden, was die Parze ihm bei ſeiner Geburt
geſponnen hat.“ „Sey beſonnen, Juno,“ erwiederte Po¬
ſeidon, „ungerne möcht' ich, daß wir, ich und ihr Anderen,
vereinigt gegen die Götter anrennten, es wäre nicht ziem¬
lich, denn wir ſind die weit überlegenen: laßt uns viel¬
mehr abſeits vom Wege dort auf die Warte uns nieder¬
ſetzen. Wenn aber Mars oder Apollo zuerſt den Kampf
anheben, wenn ſie den Achilles hindern und ſich nicht
frei im Streite bewegen laſſen, alsdann haben auch wir
ein Recht, am Gefechte Theil zu nehmen, und gewiß
kehren unſere Gegner dann, von unſerer Kraft gebändigt,
eilig in den Olymp zur Schaar der andern Götter zu¬
rück!“ Der Meergott wartete nicht auf die Antwort,
ſondern ſchüttelte ſeine finſtern Locken, und ging voran auf
den Wall des Herkules, den vor Zeiten Pallas und die
Trojaner dieſem zum Schutze gegen die Meerungeheuer
aufgethürmt hatten*). Dorthin eilte Poſeidon, die andern
Götter folgten ihm, und hier ſaßen ſie nun, die Schultern
in undurchdringlichen Nebel gehüllt. Gegenüber auf dem
Hügel Kallikolone ſetzten ſich Mars und Apollo, und ſo
ſaßen die Unſterblichen ſäumend und ſinnend, getrennt,
aber kampfbereit und nicht ferne von einander.

Unterdeſſen füllte ſich ringsum das Gefilde und
ſtrahlte vom Erz der Streiter und der Wagen, und der
Boden dröhnte vom Fußtritte der Herankommenden. Doch
bald erſchienen zwei Männer, Einer aus jedem Heere,
kampfbegierig hervorgerannt: Aeneas, der Sohn des

*) S. Bd. I, S. 229.
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[261/0283] ihm nichts vom Trojanervolke geſchehen, nur deswegen ſind wir Alle ja vom Olymp herabgekommen. Künftig mag er erdulden, was die Parze ihm bei ſeiner Geburt geſponnen hat.“ „Sey beſonnen, Juno,“ erwiederte Po¬ ſeidon, „ungerne möcht' ich, daß wir, ich und ihr Anderen, vereinigt gegen die Götter anrennten, es wäre nicht ziem¬ lich, denn wir ſind die weit überlegenen: laßt uns viel¬ mehr abſeits vom Wege dort auf die Warte uns nieder¬ ſetzen. Wenn aber Mars oder Apollo zuerſt den Kampf anheben, wenn ſie den Achilles hindern und ſich nicht frei im Streite bewegen laſſen, alsdann haben auch wir ein Recht, am Gefechte Theil zu nehmen, und gewiß kehren unſere Gegner dann, von unſerer Kraft gebändigt, eilig in den Olymp zur Schaar der andern Götter zu¬ rück!“ Der Meergott wartete nicht auf die Antwort, ſondern ſchüttelte ſeine finſtern Locken, und ging voran auf den Wall des Herkules, den vor Zeiten Pallas und die Trojaner dieſem zum Schutze gegen die Meerungeheuer aufgethürmt hatten *). Dorthin eilte Poſeidon, die andern Götter folgten ihm, und hier ſaßen ſie nun, die Schultern in undurchdringlichen Nebel gehüllt. Gegenüber auf dem Hügel Kallikolone ſetzten ſich Mars und Apollo, und ſo ſaßen die Unſterblichen ſäumend und ſinnend, getrennt, aber kampfbereit und nicht ferne von einander. Unterdeſſen füllte ſich ringsum das Gefilde und ſtrahlte vom Erz der Streiter und der Wagen, und der Boden dröhnte vom Fußtritte der Herankommenden. Doch bald erſchienen zwei Männer, Einer aus jedem Heere, kampfbegierig hervorgerannt: Aeneas, der Sohn des *) S. Bd. I, S. 229.

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/283>, abgerufen am 23.11.2024.