zu siegen vermöchten! Ergreifet eure gewaltigsten Schilde, hüllt euch in die strahlensten Helme, schwinget die mäch¬ tigsten Lanzen, wir wollen gehen und ich selbst voraus vor euch Allen; wir wollen sehen, ob Hektor vor uns besteht!" Die Krieger gehorchten der gewaltigen Stimme des mächtigen Streiters, die verwundeten Fürsten selbst ordneten die Schlacht, vertauschten den Männern die Waffen, gaben dem Starken starke, dem Schwächeren schwache. Dann drang Alles vor; der Erderschütterer selbst, ein entsetzliches Schwert, wie einen flammenden Blitz, in der Rechten führend, war ihr Führer. Ihm wich Alles aus und Niemand wagte, ihm im Kampfe zu begegnen. Zugleich empörte er das Meer, daß es wo¬ gend an die Schiffe und Zelte der Danaer anschlug.
Doch ließ sich Hektor durch dieses Alles nicht schre¬ cken. Er stürzte mit seinen Trojanern in die Schlacht, wie ein Waldbrand mit sausenden Flammen durch ein gekrümmtes Bergthal prasselt, und ein erneuter Kampf entspann sich zwischen beiden Heeren. Zuerst zielte Hektor auf den großen Ajax mit der Lanze und traf gut; aber Schild- und Schwertriemen, die sich ihm über dem Busen kreuzten, beschirmten den Leib, und Hektor, des Speeres verlustig, wich unwillig in die Reihen der Seinigen zu¬ rück. Ajax schickte dem Weichenden einen Stein nach, daß er in den Staub stürzte, Lanze, Schild und Helm ihm entflog und das Erz der Rüstung klirrte. Die Griechen jauchzten, ein Hagel von Speeren folgte, und sie hofften den Liegenden wegzuziehen. Aber die ersten Helden der Trojaner versäumten ihn nicht: Aeneas, Polydamas, der edle Agenor, der Lycier Sarpedon und sein Genosse Glaukus, Alle hielten die Schilde zur Abwehr vor, erhuben
zu ſiegen vermöchten! Ergreifet eure gewaltigſten Schilde, hüllt euch in die ſtrahlenſten Helme, ſchwinget die mäch¬ tigſten Lanzen, wir wollen gehen und ich ſelbſt voraus vor euch Allen; wir wollen ſehen, ob Hektor vor uns beſteht!“ Die Krieger gehorchten der gewaltigen Stimme des mächtigen Streiters, die verwundeten Fürſten ſelbſt ordneten die Schlacht, vertauſchten den Männern die Waffen, gaben dem Starken ſtarke, dem Schwächeren ſchwache. Dann drang Alles vor; der Erderſchütterer ſelbſt, ein entſetzliches Schwert, wie einen flammenden Blitz, in der Rechten führend, war ihr Führer. Ihm wich Alles aus und Niemand wagte, ihm im Kampfe zu begegnen. Zugleich empörte er das Meer, daß es wo¬ gend an die Schiffe und Zelte der Danaer anſchlug.
Doch ließ ſich Hektor durch dieſes Alles nicht ſchre¬ cken. Er ſtürzte mit ſeinen Trojanern in die Schlacht, wie ein Waldbrand mit ſauſenden Flammen durch ein gekrümmtes Bergthal praſſelt, und ein erneuter Kampf entſpann ſich zwiſchen beiden Heeren. Zuerſt zielte Hektor auf den großen Ajax mit der Lanze und traf gut; aber Schild- und Schwertriemen, die ſich ihm über dem Buſen kreuzten, beſchirmten den Leib, und Hektor, des Speeres verluſtig, wich unwillig in die Reihen der Seinigen zu¬ rück. Ajax ſchickte dem Weichenden einen Stein nach, daß er in den Staub ſtürzte, Lanze, Schild und Helm ihm entflog und das Erz der Rüſtung klirrte. Die Griechen jauchzten, ein Hagel von Speeren folgte, und ſie hofften den Liegenden wegzuziehen. Aber die erſten Helden der Trojaner verſäumten ihn nicht: Aeneas, Polydamas, der edle Agenor, der Lycier Sarpedon und ſein Genoſſe Glaukus, Alle hielten die Schilde zur Abwehr vor, erhuben
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zu ſiegen vermöchten! Ergreifet eure gewaltigſten Schilde,
hüllt euch in die ſtrahlenſten Helme, ſchwinget die mäch¬
tigſten Lanzen, wir wollen gehen und ich ſelbſt voraus
vor euch Allen; wir wollen ſehen, ob Hektor vor uns
beſteht!“ Die Krieger gehorchten der gewaltigen Stimme
des mächtigen Streiters, die verwundeten Fürſten ſelbſt
ordneten die Schlacht, vertauſchten den Männern die
Waffen, gaben dem Starken ſtarke, dem Schwächeren
ſchwache. Dann drang Alles vor; der Erderſchütterer
ſelbſt, ein entſetzliches Schwert, wie einen flammenden
Blitz, in der Rechten führend, war ihr Führer. Ihm
wich Alles aus und Niemand wagte, ihm im Kampfe zu
begegnen. Zugleich empörte er das Meer, daß es wo¬
gend an die Schiffe und Zelte der Danaer anſchlug.
Doch ließ ſich Hektor durch dieſes Alles nicht ſchre¬
cken. Er ſtürzte mit ſeinen Trojanern in die Schlacht,
wie ein Waldbrand mit ſauſenden Flammen durch ein
gekrümmtes Bergthal praſſelt, und ein erneuter Kampf
entſpann ſich zwiſchen beiden Heeren. Zuerſt zielte Hektor
auf den großen Ajax mit der Lanze und traf gut; aber
Schild- und Schwertriemen, die ſich ihm über dem Buſen
kreuzten, beſchirmten den Leib, und Hektor, des Speeres
verluſtig, wich unwillig in die Reihen der Seinigen zu¬
rück. Ajax ſchickte dem Weichenden einen Stein nach,
daß er in den Staub ſtürzte, Lanze, Schild und Helm ihm
entflog und das Erz der Rüſtung klirrte. Die Griechen
jauchzten, ein Hagel von Speeren folgte, und ſie hofften
den Liegenden wegzuziehen. Aber die erſten Helden der
Trojaner verſäumten ihn nicht: Aeneas, Polydamas, der
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Glaukus, Alle hielten die Schilde zur Abwehr vor, erhuben
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/225>, abgerufen am 29.11.2024.
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