zurückkehren; denn er weiß Rath wie Keiner!" -- "Schilt und rühme mich nicht zu sehr," antwortete Odysseus, "du redest beides vor kundigen Männern! Aber gehen wir, denn die Sterne sind schon weit vorgerückt, und wir ha¬ ben nur noch ein Drittheil von der Nacht übrig."
Darauf hüllten sich beide in furchtbare Rüstung und machten sich unkenntlich, Diomedes ließ Schwert und Schild bei den Schiffen, und entlehnte das zweischneidige Schwert des Helden Thrasymedes, so wie dessen Sturm¬ haube und Stierhaut, ohne Federbusch und Roßschweif. Dem Odysseus gab Meriones Bogen, Köcher und Schwert und einen Helm von Leder und Filz mit Schweinshauern. So verließen sie das griechische Lager und wandelten in der Nacht dahin. Da hörten sie einen Reiher von der rechten Seite schreiend vorüberflattern, wurden des Glückszeichens froh, das ihnen Pallas Athene sendete, und flehten zu ihr um Begünstigung ihres Unternehmens. So gingen sie durch Waffen, Blut und Leichen im Dun¬ kel dahin, an Muth zween wilden Löwen gleich.
Während diese Auskundschaftung im griechischen Lager verabredet wurde, hatte in der Versammlung seiner Tro¬ janer Hektor denselben Vorschlag gemacht, und aus der griechischen Beute, die er hoffte, einen Wagen und zwei der edelsten Rosse dem Manne versprochen, der es über sich nehmen würde, den Zustand des griechischen Lagers zu erforschen. Nun befand sich unter dem trojanischen Volke der Sohn des Eumedes, eines edlen Herolds, Na¬ mens Dolon, ein an Geld und Erz wohlbegüterter Mann, von unansehnlicher Gestalt, aber ein gar hurtiger Läufer, neben fünf Schwestern der einzige Sohn. Diesen reizte die Kühnheit seines Herzens, daß er gegen das Versprechen,
zurückkehren; denn er weiß Rath wie Keiner!“ — „Schilt und rühme mich nicht zu ſehr,“ antwortete Odyſſeus, „du redeſt beides vor kundigen Männern! Aber gehen wir, denn die Sterne ſind ſchon weit vorgerückt, und wir ha¬ ben nur noch ein Drittheil von der Nacht übrig.“
Darauf hüllten ſich beide in furchtbare Rüſtung und machten ſich unkenntlich, Diomedes ließ Schwert und Schild bei den Schiffen, und entlehnte das zweiſchneidige Schwert des Helden Thraſymedes, ſo wie deſſen Sturm¬ haube und Stierhaut, ohne Federbuſch und Roßſchweif. Dem Odyſſeus gab Meriones Bogen, Köcher und Schwert und einen Helm von Leder und Filz mit Schweinshauern. So verließen ſie das griechiſche Lager und wandelten in der Nacht dahin. Da hörten ſie einen Reiher von der rechten Seite ſchreiend vorüberflattern, wurden des Glückszeichens froh, das ihnen Pallas Athene ſendete, und flehten zu ihr um Begünſtigung ihres Unternehmens. So gingen ſie durch Waffen, Blut und Leichen im Dun¬ kel dahin, an Muth zween wilden Löwen gleich.
Während dieſe Auskundſchaftung im griechiſchen Lager verabredet wurde, hatte in der Verſammlung ſeiner Tro¬ janer Hektor denſelben Vorſchlag gemacht, und aus der griechiſchen Beute, die er hoffte, einen Wagen und zwei der edelſten Roſſe dem Manne verſprochen, der es über ſich nehmen würde, den Zuſtand des griechiſchen Lagers zu erforſchen. Nun befand ſich unter dem trojaniſchen Volke der Sohn des Eumedes, eines edlen Herolds, Na¬ mens Dolon, ein an Geld und Erz wohlbegüterter Mann, von unanſehnlicher Geſtalt, aber ein gar hurtiger Läufer, neben fünf Schweſtern der einzige Sohn. Dieſen reizte die Kühnheit ſeines Herzens, daß er gegen das Verſprechen,
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zurückkehren; denn er weiß Rath wie Keiner!“ — „Schilt
und rühme mich nicht zu ſehr,“ antwortete Odyſſeus, „du
redeſt beides vor kundigen Männern! Aber gehen wir,
denn die Sterne ſind ſchon weit vorgerückt, und wir ha¬
ben nur noch ein Drittheil von der Nacht übrig.“
Darauf hüllten ſich beide in furchtbare Rüſtung und
machten ſich unkenntlich, Diomedes ließ Schwert und
Schild bei den Schiffen, und entlehnte das zweiſchneidige
Schwert des Helden Thraſymedes, ſo wie deſſen Sturm¬
haube und Stierhaut, ohne Federbuſch und Roßſchweif.
Dem Odyſſeus gab Meriones Bogen, Köcher und Schwert
und einen Helm von Leder und Filz mit Schweinshauern.
So verließen ſie das griechiſche Lager und wandelten in
der Nacht dahin. Da hörten ſie einen Reiher von der
rechten Seite ſchreiend vorüberflattern, wurden des
Glückszeichens froh, das ihnen Pallas Athene ſendete,
und flehten zu ihr um Begünſtigung ihres Unternehmens.
So gingen ſie durch Waffen, Blut und Leichen im Dun¬
kel dahin, an Muth zween wilden Löwen gleich.
Während dieſe Auskundſchaftung im griechiſchen Lager
verabredet wurde, hatte in der Verſammlung ſeiner Tro¬
janer Hektor denſelben Vorſchlag gemacht, und aus der
griechiſchen Beute, die er hoffte, einen Wagen und zwei
der edelſten Roſſe dem Manne verſprochen, der es über
ſich nehmen würde, den Zuſtand des griechiſchen Lagers
zu erforſchen. Nun befand ſich unter dem trojaniſchen
Volke der Sohn des Eumedes, eines edlen Herolds, Na¬
mens Dolon, ein an Geld und Erz wohlbegüterter Mann,
von unanſehnlicher Geſtalt, aber ein gar hurtiger Läufer,
neben fünf Schweſtern der einzige Sohn. Dieſen reizte
die Kühnheit ſeines Herzens, daß er gegen das Verſprechen,
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/189>, abgerufen am 26.11.2024.
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