ihnen Allen ihr Gram und ihre Betrübniß mit, und Hektor wurde bei lebendigem Leib in seinem Pallast betrauert.
Auch Paris hatte nicht gezaudert; in strahlenden Erz¬ waffen eilte er durch die Stadt, wie ein stattliches Roß die Halfter zerreißt und nach dem Strombade rennt. Er erreichte den Bruder, als dieser sich eben von seiner Gat¬ tin Andromache gewendet hatte. "Nicht wahr," rief ihm Paris von weitem zu, "ich habe dich, mein älterer Bru¬ der, durch mein Zaudern aufgehalten, und bin nicht da zur rechten Zeit!" Aber Hektor antwortete ihm freundlich: "Mein Guter, billig zu reden bist du ein tapferer Strei¬ ter, nur säumst du oft gern und willst nicht, und sieh, da kränkt es mich dann innig, wenn ich unter dem Trojaner¬ volke, das so viel für dich erduldet, schmähliche Reden über dich hören muß. Doch, das wollen wir ein andermal ausmachen, wenn wir die Griechen aus Troja verjagt haben und um den Krug der Freiheit im Pallaste sitzen!"
Hektor und Ajax im Zweikampf.
Als die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden Brüder so zum Kampfe hineilen sah, flog sie stürmisch hinunter zur Stadt Troja. An Jupiters Buche begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und seine Schwe¬ ster anredete: "Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom Olymp herunter, Pallas? bist du noch immer auf den Fall der Trojaner bedacht, Erbarmungslose? Wolltest du mir doch gehorchen, und für heute den Entscheidungskampf
ihnen Allen ihr Gram und ihre Betrübniß mit, und Hektor wurde bei lebendigem Leib in ſeinem Pallaſt betrauert.
Auch Paris hatte nicht gezaudert; in ſtrahlenden Erz¬ waffen eilte er durch die Stadt, wie ein ſtattliches Roß die Halfter zerreißt und nach dem Strombade rennt. Er erreichte den Bruder, als dieſer ſich eben von ſeiner Gat¬ tin Andromache gewendet hatte. „Nicht wahr,“ rief ihm Paris von weitem zu, „ich habe dich, mein älterer Bru¬ der, durch mein Zaudern aufgehalten, und bin nicht da zur rechten Zeit!“ Aber Hektor antwortete ihm freundlich: „Mein Guter, billig zu reden biſt du ein tapferer Strei¬ ter, nur ſäumſt du oft gern und willſt nicht, und ſieh, da kränkt es mich dann innig, wenn ich unter dem Trojaner¬ volke, das ſo viel für dich erduldet, ſchmähliche Reden über dich hören muß. Doch, das wollen wir ein andermal ausmachen, wenn wir die Griechen aus Troja verjagt haben und um den Krug der Freiheit im Pallaſte ſitzen!“
Hektor und Ajax im Zweikampf.
Als die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden Brüder ſo zum Kampfe hineilen ſah, flog ſie ſtürmiſch hinunter zur Stadt Troja. An Jupiters Buche begegnete ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und ſeine Schwe¬ ſter anredete: „Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom Olymp herunter, Pallas? biſt du noch immer auf den Fall der Trojaner bedacht, Erbarmungsloſe? Wollteſt du mir doch gehorchen, und für heute den Entſcheidungskampf
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ihnen Allen ihr Gram und ihre Betrübniß mit, und Hektor
wurde bei lebendigem Leib in ſeinem Pallaſt betrauert.
Auch Paris hatte nicht gezaudert; in ſtrahlenden Erz¬
waffen eilte er durch die Stadt, wie ein ſtattliches Roß
die Halfter zerreißt und nach dem Strombade rennt. Er
erreichte den Bruder, als dieſer ſich eben von ſeiner Gat¬
tin Andromache gewendet hatte. „Nicht wahr,“ rief ihm
Paris von weitem zu, „ich habe dich, mein älterer Bru¬
der, durch mein Zaudern aufgehalten, und bin nicht da
zur rechten Zeit!“ Aber Hektor antwortete ihm freundlich:
„Mein Guter, billig zu reden biſt du ein tapferer Strei¬
ter, nur ſäumſt du oft gern und willſt nicht, und ſieh, da
kränkt es mich dann innig, wenn ich unter dem Trojaner¬
volke, das ſo viel für dich erduldet, ſchmähliche Reden über
dich hören muß. Doch, das wollen wir ein andermal
ausmachen, wenn wir die Griechen aus Troja verjagt
haben und um den Krug der Freiheit im Pallaſte ſitzen!“
Hektor und Ajax im Zweikampf.
Als die Göttin Athene vom Olymp herab die beiden
Brüder ſo zum Kampfe hineilen ſah, flog ſie ſtürmiſch
hinunter zur Stadt Troja. An Jupiters Buche begegnete
ihr Apollo, der von der Zinne der Burg, von wo er die
Schlacht der Trojaner lenkte, daher kam, und ſeine Schwe¬
ſter anredete: „Welch ein heftiger Eifer treibt dich vom
Olymp herunter, Pallas? biſt du noch immer auf den
Fall der Trojaner bedacht, Erbarmungsloſe? Wollteſt du
mir doch gehorchen, und für heute den Entſcheidungskampf
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 2. Stuttgart, 1839, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen02_1839/165>, abgerufen am 27.11.2024.
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