bemüht war, dem Anblicke zu entgehen, so traf doch bald das ausgestreckte Schreckensbild sein Auge: sein Hals erstarrte, sein feuchter Blick erharschte zu Stein. So blieb er stehen mit furchtsamer Miene, die Hände gesenkt, in knechtischer, demüthiger Stellung. Ohne Hinderniß führte jetzt Perseus seine Geliebte, Andromeda, heim. Lange glückliche Tage erwarteten ihn und er fand auch seine Mutter Danae wieder. Doch sollte er an seinem Großvater Akrisius das Verhängniß erfüllen. Dieser war aus Furcht vor dem Orakelspruche zu einem fremden Könige ins Pelasgerland geflohen. Hier half er Kampf¬ spiele feiern, als eben Perseus ankam, der auf der Fahrt nach Argos begriffen war, wo er seinen Großvater be¬ grüßen wollte. Ein unglücklicher Wurf mit der Scheibe traf den Großvater von des Enkels Hand, ohne daß Dieser Jenen kannte oder treffen wollte. Nicht lange blieb ihm verborgen, was er gethan. In tiefer Trauer begrub er den Akrisius außerhalb der Stadt und ver¬ tauschte das Königreich, das ihm durch des Großvaters Tod zugefallen war. Doch verfolgte ihn der Neid des Geschickes nicht länger. Andromeda gebar ihm viele herrliche Söhne und der Ruhm des Vaters lebte in ihnen fort.
bemüht war, dem Anblicke zu entgehen, ſo traf doch bald das ausgeſtreckte Schreckensbild ſein Auge: ſein Hals erſtarrte, ſein feuchter Blick erharſchte zu Stein. So blieb er ſtehen mit furchtſamer Miene, die Hände geſenkt, in knechtiſcher, demüthiger Stellung. Ohne Hinderniß führte jetzt Perſeus ſeine Geliebte, Andromeda, heim. Lange glückliche Tage erwarteten ihn und er fand auch ſeine Mutter Danae wieder. Doch ſollte er an ſeinem Großvater Akriſius das Verhängniß erfüllen. Dieſer war aus Furcht vor dem Orakelſpruche zu einem fremden Könige ins Pelasgerland geflohen. Hier half er Kampf¬ ſpiele feiern, als eben Perſeus ankam, der auf der Fahrt nach Argos begriffen war, wo er ſeinen Großvater be¬ grüßen wollte. Ein unglücklicher Wurf mit der Scheibe traf den Großvater von des Enkels Hand, ohne daß Dieſer Jenen kannte oder treffen wollte. Nicht lange blieb ihm verborgen, was er gethan. In tiefer Trauer begrub er den Akriſius außerhalb der Stadt und ver¬ tauſchte das Königreich, das ihm durch des Großvaters Tod zugefallen war. Doch verfolgte ihn der Neid des Geſchickes nicht länger. Andromeda gebar ihm viele herrliche Söhne und der Ruhm des Vaters lebte in ihnen fort.
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bemüht war, dem Anblicke zu entgehen, ſo traf doch bald
das ausgeſtreckte Schreckensbild ſein Auge: ſein Hals
erſtarrte, ſein feuchter Blick erharſchte zu Stein. So
blieb er ſtehen mit furchtſamer Miene, die Hände geſenkt,
in knechtiſcher, demüthiger Stellung. Ohne Hinderniß
führte jetzt Perſeus ſeine Geliebte, Andromeda, heim.
Lange glückliche Tage erwarteten ihn und er fand auch
ſeine Mutter Danae wieder. Doch ſollte er an ſeinem
Großvater Akriſius das Verhängniß erfüllen. Dieſer war
aus Furcht vor dem Orakelſpruche zu einem fremden
Könige ins Pelasgerland geflohen. Hier half er Kampf¬
ſpiele feiern, als eben Perſeus ankam, der auf der Fahrt
nach Argos begriffen war, wo er ſeinen Großvater be¬
grüßen wollte. Ein unglücklicher Wurf mit der Scheibe
traf den Großvater von des Enkels Hand, ohne daß
Dieſer Jenen kannte oder treffen wollte. Nicht lange
blieb ihm verborgen, was er gethan. In tiefer Trauer
begrub er den Akriſius außerhalb der Stadt und ver¬
tauſchte das Königreich, das ihm durch des Großvaters
Tod zugefallen war. Doch verfolgte ihn der Neid des
Geſchickes nicht länger. Andromeda gebar ihm viele
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/92>, abgerufen am 22.11.2024.
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