ansehnliche Güter, die er von seinem Vater ererbt hatte.
Damals war Lykomedes König von Scyrus. Zu diesem ging Theseus und bat sich von ihm seine Güter aus, um auf denselben seinen Sitz zu nehmen. Aber das Geschick hatte ihn einen schlimmen Weg geführt. Lykome¬ des, sey es, daß er den großen Ruf des Mannes fürch¬ tete, sey's, daß er mit Menestheus in geheimem Einver¬ ständnisse war, dachte darauf, wie er den in seine Hände gegebenen Gast, ohne Aufsehen zu erregen, aus dem Wege räumen könnte. Er führte ihn deßwegen auf den höch¬ sten Felsengipfel der Insel, der schroff in das Land hin¬ aussprang. Er wollte ihn, war sein Vorgeben, die schö¬ nen Güter, die sein Vater auf dem Eilande besessen hatte, mit Einem Blick überschauen lassen. Theseus, oben ange¬ kommen, ließ seine Augen gierig über die schönen Gefilde streifen: da gab ihm der treulose König einen Stoß von hinten, daß er über die Felsen hinabstürzte und nur sein zerschmetterter Leichnam in der Tiefe ankam.
Zu Athen war Theseus von dem undankbaren Volke bald vergessen und Menestheus regierte, als wenn er den Thron von vielen Ahnen ererbt hätte. Die Söhne des Theseus zogen mit dem Helden Elephenor als gemeine Krieger vor Troja. Viele Jahrhunderte später, nach dem glorreichen Kriege gegen die Perser, befahl das Ora¬ kel von Delphi den Athenern, des Theseus Gebeine zu holen und ehrenvoll zu bestatten. Aber wo sollten sie die¬ selben suchen? Und wenn sie auch auf der Insel Scyrus das Grab gefunden hätten, wie sollten sie seine Ueberreste aus den Händen roher und den Fremden unzugänglicher Barbaren erlösen? Da geschah es, daß der berühmte
anſehnliche Güter, die er von ſeinem Vater ererbt hatte.
Damals war Lykomedes König von Scyrus. Zu dieſem ging Theſeus und bat ſich von ihm ſeine Güter aus, um auf denſelben ſeinen Sitz zu nehmen. Aber das Geſchick hatte ihn einen ſchlimmen Weg geführt. Lykome¬ des, ſey es, daß er den großen Ruf des Mannes fürch¬ tete, ſey's, daß er mit Meneſtheus in geheimem Einver¬ ſtändniſſe war, dachte darauf, wie er den in ſeine Hände gegebenen Gaſt, ohne Aufſehen zu erregen, aus dem Wege räumen könnte. Er führte ihn deßwegen auf den höch¬ ſten Felſengipfel der Inſel, der ſchroff in das Land hin¬ ausſprang. Er wollte ihn, war ſein Vorgeben, die ſchö¬ nen Güter, die ſein Vater auf dem Eilande beſeſſen hatte, mit Einem Blick überſchauen laſſen. Theſeus, oben ange¬ kommen, ließ ſeine Augen gierig über die ſchönen Gefilde ſtreifen: da gab ihm der treuloſe König einen Stoß von hinten, daß er über die Felſen hinabſtürzte und nur ſein zerſchmetterter Leichnam in der Tiefe ankam.
Zu Athen war Theſeus von dem undankbaren Volke bald vergeſſen und Meneſtheus regierte, als wenn er den Thron von vielen Ahnen ererbt hätte. Die Söhne des Theſeus zogen mit dem Helden Elephenor als gemeine Krieger vor Troja. Viele Jahrhunderte ſpäter, nach dem glorreichen Kriege gegen die Perſer, befahl das Ora¬ kel von Delphi den Athenern, des Theſeus Gebeine zu holen und ehrenvoll zu beſtatten. Aber wo ſollten ſie die¬ ſelben ſuchen? Und wenn ſie auch auf der Inſel Scyrus das Grab gefunden hätten, wie ſollten ſie ſeine Ueberreſte aus den Händen roher und den Fremden unzugänglicher Barbaren erlöſen? Da geſchah es, daß der berühmte
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anſehnliche Güter, die er von ſeinem Vater ererbt
hatte.
Damals war Lykomedes König von Scyrus. Zu
dieſem ging Theſeus und bat ſich von ihm ſeine Güter
aus, um auf denſelben ſeinen Sitz zu nehmen. Aber das
Geſchick hatte ihn einen ſchlimmen Weg geführt. Lykome¬
des, ſey es, daß er den großen Ruf des Mannes fürch¬
tete, ſey's, daß er mit Meneſtheus in geheimem Einver¬
ſtändniſſe war, dachte darauf, wie er den in ſeine Hände
gegebenen Gaſt, ohne Aufſehen zu erregen, aus dem Wege
räumen könnte. Er führte ihn deßwegen auf den höch¬
ſten Felſengipfel der Inſel, der ſchroff in das Land hin¬
ausſprang. Er wollte ihn, war ſein Vorgeben, die ſchö¬
nen Güter, die ſein Vater auf dem Eilande beſeſſen hatte,
mit Einem Blick überſchauen laſſen. Theſeus, oben ange¬
kommen, ließ ſeine Augen gierig über die ſchönen Gefilde
ſtreifen: da gab ihm der treuloſe König einen Stoß von
hinten, daß er über die Felſen hinabſtürzte und nur ſein
zerſchmetterter Leichnam in der Tiefe ankam.
Zu Athen war Theſeus von dem undankbaren Volke
bald vergeſſen und Meneſtheus regierte, als wenn er den
Thron von vielen Ahnen ererbt hätte. Die Söhne des
Theſeus zogen mit dem Helden Elephenor als gemeine
Krieger vor Troja. Viele Jahrhunderte ſpäter, nach
dem glorreichen Kriege gegen die Perſer, befahl das Ora¬
kel von Delphi den Athenern, des Theſeus Gebeine zu
holen und ehrenvoll zu beſtatten. Aber wo ſollten ſie die¬
ſelben ſuchen? Und wenn ſie auch auf der Inſel Scyrus
das Grab gefunden hätten, wie ſollten ſie ſeine Ueberreſte
aus den Händen roher und den Fremden unzugänglicher
Barbaren erlöſen? Da geſchah es, daß der berühmte
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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