am zweiten Tage erhob sich ein Sturm und trieb sie in den Hafen der Insel Lemnos.
Die Argonauten zu Lemnos.
Auf dieser Insel hatten das Jahr zuvor die Weiber alle ihre Männer, ja das ganze männliche Geschlecht, vom Zorn der Venus verfolgt und von Eifersucht getrie¬ ben, weil jene sich Nebenweiber aus Thracien geholt hatten, ausgerottet. Nur Hypsipyle hatte ihren Vater, den König Thoas verschont und in einer Kiste dem Meere zur Rettung übergeben. Seitdem fürchteten sie unaufhör¬ lich einen Angriff von Seiten der Thracier, der Verwand¬ ten ihrer Nebenbuhlerinnen und blickten oft mit ängstli¬ chen Augen nach der hohen See hinaus. Auch jetzt, wo sie das Schiff Argo heranrudern sahen, stürzten sie alle miteinander aufgeschreckt aus den Thoren, und strömten, mit Waffen angethan, wie Amazonen, ans Ufer. Die Helden verwunderten sich höchlich, als sie das ganze Gestade voll von bewaffneten Weibern und keinen Mann erblickten. Sie fertigten in einem Nachen einen Herold mit dem Friedensstabe an die seltsame Versammlung ab, der von den Frauen vor die Königin Hypsipyle gebracht wurde und in bescheidenen Worten die Bitte der Argo¬ schiffer, um gastliche Rast, vorbrachte. Die Königin ver¬ sammelte ihr Frauenvolk auf dem Marktplätze der Stadt; sie selbst setzte sich auf den steinernen Thron ihres Vaters; Ihr zunächst lagerte sich, auf einen Stab gestützt, die greise Amme, dieser zur Rechten und zur Linken saßen je zwei blondhaarige, zarte Jungfrauen. Nachdem sie der
am zweiten Tage erhob ſich ein Sturm und trieb ſie in den Hafen der Inſel Lemnos.
Die Argonauten zu Lemnos.
Auf dieſer Inſel hatten das Jahr zuvor die Weiber alle ihre Männer, ja das ganze männliche Geſchlecht, vom Zorn der Venus verfolgt und von Eiferſucht getrie¬ ben, weil jene ſich Nebenweiber aus Thracien geholt hatten, ausgerottet. Nur Hypſipyle hatte ihren Vater, den König Thoas verſchont und in einer Kiſte dem Meere zur Rettung übergeben. Seitdem fürchteten ſie unaufhör¬ lich einen Angriff von Seiten der Thracier, der Verwand¬ ten ihrer Nebenbuhlerinnen und blickten oft mit ängſtli¬ chen Augen nach der hohen See hinaus. Auch jetzt, wo ſie das Schiff Argo heranrudern ſahen, ſtürzten ſie alle miteinander aufgeſchreckt aus den Thoren, und ſtrömten, mit Waffen angethan, wie Amazonen, ans Ufer. Die Helden verwunderten ſich höchlich, als ſie das ganze Geſtade voll von bewaffneten Weibern und keinen Mann erblickten. Sie fertigten in einem Nachen einen Herold mit dem Friedensſtabe an die ſeltſame Verſammlung ab, der von den Frauen vor die Königin Hypſipyle gebracht wurde und in beſcheidenen Worten die Bitte der Argo¬ ſchiffer, um gaſtliche Raſt, vorbrachte. Die Königin ver¬ ſammelte ihr Frauenvolk auf dem Marktplätze der Stadt; ſie ſelbſt ſetzte ſich auf den ſteinernen Thron ihres Vaters; Ihr zunächſt lagerte ſich, auf einen Stab geſtützt, die greiſe Amme, dieſer zur Rechten und zur Linken ſaßen je zwei blondhaarige, zarte Jungfrauen. Nachdem ſie der
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am zweiten Tage erhob ſich ein Sturm und trieb ſie in
den Hafen der Inſel Lemnos.
Die Argonauten zu Lemnos.
Auf dieſer Inſel hatten das Jahr zuvor die Weiber
alle ihre Männer, ja das ganze männliche Geſchlecht,
vom Zorn der Venus verfolgt und von Eiferſucht getrie¬
ben, weil jene ſich Nebenweiber aus Thracien geholt
hatten, ausgerottet. Nur Hypſipyle hatte ihren Vater,
den König Thoas verſchont und in einer Kiſte dem Meere
zur Rettung übergeben. Seitdem fürchteten ſie unaufhör¬
lich einen Angriff von Seiten der Thracier, der Verwand¬
ten ihrer Nebenbuhlerinnen und blickten oft mit ängſtli¬
chen Augen nach der hohen See hinaus. Auch jetzt, wo
ſie das Schiff Argo heranrudern ſahen, ſtürzten ſie alle
miteinander aufgeſchreckt aus den Thoren, und ſtrömten,
mit Waffen angethan, wie Amazonen, ans Ufer. Die
Helden verwunderten ſich höchlich, als ſie das ganze
Geſtade voll von bewaffneten Weibern und keinen Mann
erblickten. Sie fertigten in einem Nachen einen Herold
mit dem Friedensſtabe an die ſeltſame Verſammlung ab,
der von den Frauen vor die Königin Hypſipyle gebracht
wurde und in beſcheidenen Worten die Bitte der Argo¬
ſchiffer, um gaſtliche Raſt, vorbrachte. Die Königin ver¬
ſammelte ihr Frauenvolk auf dem Marktplätze der Stadt;
ſie ſelbſt ſetzte ſich auf den ſteinernen Thron ihres Vaters;
Ihr zunächſt lagerte ſich, auf einen Stab geſtützt, die greiſe
Amme, dieſer zur Rechten und zur Linken ſaßen je
zwei blondhaarige, zarte Jungfrauen. Nachdem ſie der
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 1. Stuttgart, 1838, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen01_1838/122>, abgerufen am 24.11.2024.
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