Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].
3. Wie hängst du doch so elend hierDu Fürst des Lebens/ meine Zier/ Wie ist doch deine Helffer-Hand So gar erbärmlich außgespant? 4. Ach daß der Tod das süsse LichtDer so liebreichen Augen bricht! Das werthe Häupt in Tod gekränckt Wird zu der Erden abgesenckt! 5. Der heiligen Seiten Lebens-OrtWird durch den rauhen Speer durchbohrt Ach daß das edle Blut gehäufst Auff die verfluchte Erde läufft! 6. Die reine Füsse sind erstart/Die Seele ängstget sich so hart/ Daß sie/ als wie verlassen scheint/ Und blut-gemengte Thränen weint. 8. Der gantze Leib ist überfärbtMit vielen Striemen/ und verderbt Durch Eisen/ Peitsche/ Ruth und Dorn/ Und durch der harten Geissel Zorn. 8. Ach wie ist doch so gar an dir/Du allerschönste Lebens-Zier Nicht eine Schöne und Gestalt/ O grosses Unrecht! O Gewalt! 9. So stirbest du so jämmerlich/Du Lebens-Fürste hat dann dich/ Die überhäuffte Sünden-Macht Nun endlich auch ins Grab gebracht? 10. So bist du/ O du grosser Gott/Der Juden Wurm/ der Heyden Spott/ Das allerarmste Menschen-Kind Das einer nur auff Erden find't. 11. Das grosse Auge aller Welt/Das sich jetzt selber traurig stellt/ Entsetzet sich ob dieser That/ Weil Gott sie nicht verdienet hat. 12. Sie reist sich weg/ und gönt ihr LichtDem traurigen Spectacul nicht/ Seht/ wie die Sonn' in Wolcken steht/ Weil ihre Sonne untergeht. Die O o o iiij
3. Wie haͤngſt du doch ſo elend hierDu Fuͤrſt des Lebens/ meine Zier/ Wie iſt doch deine Helffer-Hand So gar erbaͤrmlich außgeſpant? 4. Ach daß der Tod das ſuͤſſe LichtDer ſo liebreichen Augen bricht! Das werthe Haͤupt in Tod gekraͤnckt Wird zu der Erden abgeſenckt! 5. Der heiligen Seiten Lebens-OrtWird durch den rauhen Speer durchbohrt Ach daß das edle Blut gehaͤufſt Auff die verfluchte Erde laͤufft! 6. Die reine Fuͤſſe ſind erſtart/Die Seele aͤngſtget ſich ſo hart/ Daß ſie/ als wie verlaſſen ſcheint/ Und blut-gemengte Thraͤnen weint. 8. Der gantze Leib iſt uͤberfaͤrbtMit vielen Striemen/ und verderbt Durch Eiſen/ Peitſche/ Ruth und Dorn/ Und durch der harten Geiſſel Zorn. 8. Ach wie iſt doch ſo gar an dir/Du allerſchoͤnſte Lebens-Zier Nicht eine Schoͤne und Geſtalt/ O groſſes Unrecht! O Gewalt! 9. So ſtirbeſt du ſo jaͤmmerlich/Du Lebens-Fuͤrſte hat dann dich/ Die uͤberhaͤuffte Suͤnden-Macht Nun endlich auch ins Grab gebracht? 10. So biſt du/ O du groſſer Gott/Der Juden Wurm/ der Heyden Spott/ Das allerarmſte Menſchen-Kind Das einer nur auff Erden find’t. 11. Das groſſe Auge aller Welt/Das ſich jetzt ſelber traurig ſtellt/ Entſetzet ſich ob dieſer That/ Weil Gott ſie nicht verdienet hat. 12. Sie reiſt ſich weg/ und goͤnt ihr LichtDem traurigen Spectacul nicht/ Seht/ wie die Sonn’ in Wolcken ſteht/ Weil ihre Sonne untergeht. Die O o o iiij
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Paſſion-Lieder.
Jn unerhoͤrte Creutzes-Pein
Fuͤr ſeinen Knecht gegeben ſeyn?
3.
Wie haͤngſt du doch ſo elend hier
Du Fuͤrſt des Lebens/ meine Zier/
Wie iſt doch deine Helffer-Hand
So gar erbaͤrmlich außgeſpant?
4.
Ach daß der Tod das ſuͤſſe Licht
Der ſo liebreichen Augen bricht!
Das werthe Haͤupt in Tod gekraͤnckt
Wird zu der Erden abgeſenckt!
5.
Der heiligen Seiten Lebens-Ort
Wird durch den rauhen Speer durchbohrt
Ach daß das edle Blut gehaͤufſt
Auff die verfluchte Erde laͤufft!
6.
Die reine Fuͤſſe ſind erſtart/
Die Seele aͤngſtget ſich ſo hart/
Daß ſie/ als wie verlaſſen ſcheint/
Und blut-gemengte Thraͤnen weint.
8.
Der gantze Leib iſt uͤberfaͤrbt
Mit vielen Striemen/ und verderbt
Durch Eiſen/ Peitſche/ Ruth und Dorn/
Und durch der harten Geiſſel Zorn.
8.
Ach wie iſt doch ſo gar an dir/
Du allerſchoͤnſte Lebens-Zier
Nicht eine Schoͤne und Geſtalt/
O groſſes Unrecht! O Gewalt!
9.
So ſtirbeſt du ſo jaͤmmerlich/
Du Lebens-Fuͤrſte hat dann dich/
Die uͤberhaͤuffte Suͤnden-Macht
Nun endlich auch ins Grab gebracht?
10.
So biſt du/ O du groſſer Gott/
Der Juden Wurm/ der Heyden Spott/
Das allerarmſte Menſchen-Kind
Das einer nur auff Erden find’t.
11.
Das groſſe Auge aller Welt/
Das ſich jetzt ſelber traurig ſtellt/
Entſetzet ſich ob dieſer That/
Weil Gott ſie nicht verdienet hat.
12.
Sie reiſt ſich weg/ und goͤnt ihr Licht
Dem traurigen Spectacul nicht/
Seht/ wie die Sonn’ in Wolcken ſteht/
Weil ihre Sonne untergeht.
Die
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