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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Litaney.
von glücklichen Forgang ihres Predigampts/ da freuete sich JE-
sus im Geist und sprach: Jch preise dich Vater und HErr
Himmels und der Erden/ daß du solches verborgen hast
den Weisen und Klugen/ und hast es offenbaret den Un-
mündigen.
Das ist/ dieweil grosse/ berühmte/ und weise Leut/ mein
Evangelium verachten/ so dancke ich dir O Vater/ daß du dennoch
solches/ den einfältigen Leuten/ welche wie die unmündige Kinder
sind/ geoffenbahret hast/ also daß mein Evangeltum biß daher nicht
ohne Frucht ist geprediget worden. Jch freuete mich damals auch
von Hertzen/ als ich nicht viel vornehme reiche Leut in Sammeten
und Seidenen Kleidungen/ sondern ein hauffen Kinder/ Knechte/
Mägde/ und andere gemeine arme Leut häuffig in der Kirchen sahe.
Jch hab nun über 1000. mal in Hamburg geprediget/ und offtmals
in sehr Volckreicher Versamblung. Solte ich wol durch 1000. Pre-
digten zehen reiche Männer oder Frauen zu wahre Buß bewogen?
und den Teuffel auß dem Rachen gerissen haben? Jch sehe nicht daß
die Leute anders worden seyn/ als sie waren zu der Zeit/ da ich anhero
kam. Da Matthäus und Zacheus die beyde Schrapper/ Wucherer/
und Geitzhälse sich bekehret hatten/ da wurden sie gantz andere
Leut.
Die Buß ist eine Bekehrung von Sünden zu Gott/ wer wah-
re Buß thun will/ bey dem muß sein eine Conversio, eine Bekeh-
rung.
Wo aber ein Geitzhals/ bleibt ein Geitzhals/ ein Ehebrecher
bleibt ein Ehebrecher/ da ist keine Bekehrung/ drumb ist auch da keine
wahre Buß. Wer wolte wol gedacht haben/ daß in der vornehmen
Volckreichen Königlichen Residentz-Stadt Sodoma/ darin der ey-
ferige Gesetzprediger Loth/ so fleissig predigte/ nicht solten zehen from-
me und gerechte Leut gefunden werden? Allein wann ich betrachte
das Gespräch/ welches Gott mit dem Ertzvater Abraham gewech-
selt hat/ Gen. 18. So befinde ich/ daß in der gantzen Stadt Sodoma
unter allen des Lohts Zuhörern nicht sein zehen fromme/ und gelehrte
Leut gewesen/ Siehe also wütet und tobet der Teufel auch an denen
Oertern da das Wort Gottes rein und lauter geprediget wird. Jst
das dem Mann Gottes Loth widerfahren? hat der mit allem seinem
predigen/ nicht zehen Leut bekehret und fromb gemacht/ was kan und
wird mir armen Stümper nicht begegnen/ der ich mit dem Loth im
geringsten nicht zu vergleichen.

Jch kan nicht klagen/ daß die Leut zu S. Jacob nicht fleissig zur
Kirchen gehen. Allein das Hertz im Leibe thut mir weh/ wann ich be-
trachte/ daß viel meiner Zuhörer dermal eins im höllischen Fcur/ de-
sto hefftiger werden gepeiniget und gemartert werden/ bloß umb der
Ursach willen/ weil sie so offt sind zur Kirchen kommen/ und haben
Gottes Wort angehöret/ aber sie haben es gehöret ohne Buß/ ohne

Besserung

Litaney.
von gluͤcklichen Forgang ihres Predigampts/ da freuete ſich JE-
ſus im Geiſt und ſprach: Jch preiſe dich Vater und HErꝛ
Himmels und der Erden/ daß du ſolches verborgen haſt
den Weiſen und Klugen/ und haſt es offenbaret den Un-
muͤndigen.
Das iſt/ dieweil groſſe/ beruͤhmte/ und weiſe Leut/ mein
Evangelium verachten/ ſo dancke ich dir O Vater/ daß du dennoch
ſolches/ den einfaͤltigen Leuten/ welche wie die unmuͤndige Kinder
ſind/ geoffenbahret haſt/ alſo daß mein Evangeltum biß daher nicht
ohne Frucht iſt geprediget worden. Jch freuete mich damals auch
von Hertzen/ als ich nicht viel vornehme reiche Leut in Sammeten
und Seidenen Kleidungen/ ſondern ein hauffen Kinder/ Knechte/
Maͤgde/ und andere gemeine arme Leut haͤuffig in der Kirchen ſahe.
Jch hab nun uͤber 1000. mal in Hamburg geprediget/ und offtmals
in ſehr Volckreicher Verſamblung. Solte ich wol durch 1000. Pre-
digten zehen reiche Maͤnner oder Frauen zu wahre Buß bewogen?
und den Teuffel auß dem Rachen geriſſen haben? Jch ſehe nicht daß
die Leute anders worden ſeyn/ als ſie waren zu der Zeit/ da ich anhero
kam. Da Matthaͤus und Zacheus die beyde Schrapper/ Wucherer/
und Geitzhaͤlſe ſich bekehret hatten/ da wurden ſie gantz andere
Leut.
Die Buß iſt eine Bekehrung von Suͤnden zu Gott/ wer wah-
re Buß thun will/ bey dem muß ſein eine Converſio, eine Bekeh-
rung.
Wo aber ein Geitzhals/ bleibt ein Geitzhals/ ein Ehebrecher
bleibt ein Ehebrecher/ da iſt keine Bekehrung/ drumb iſt auch da keine
wahre Buß. Wer wolte wol gedacht haben/ daß in der vornehmen
Volckreichen Koͤniglichen Reſidentz-Stadt Sodoma/ darin der ey-
ferige Geſetzprediger Loth/ ſo fleiſſig predigte/ nicht ſolten zehen from-
me und gerechte Leut gefunden werden? Allein wann ich betrachte
das Geſpraͤch/ welches Gott mit dem Ertzvater Abraham gewech-
ſelt hat/ Gen. 18. So befinde ich/ daß in der gantzen Stadt Sodoma
unter allen des Lohts Zuhoͤrern nicht ſein zehen fromme/ und gelehrte
Leut geweſen/ Siehe alſo wuͤtet und tobet der Teufel auch an denen
Oertern da das Wort Gottes rein und lauter geprediget wird. Jſt
das dem Mann Gottes Loth widerfahren? hat der mit allem ſeinem
predigen/ nicht zehen Leut bekehret und fromb gemacht/ was kan und
wird mir armen Stuͤmper nicht begegnen/ der ich mit dem Loth im
geringſten nicht zu vergleichen.

Jch kan nicht klagen/ daß die Leut zu S. Jacob nicht fleiſſig zur
Kirchen gehen. Allein das Hertz im Leibe thut mir weh/ wann ich be-
trachte/ daß viel meiner Zuhoͤrer dermal eins im hoͤlliſchen Fcur/ de-
ſto hefftiger werden gepeiniget und gemartert werden/ bloß umb der
Urſach willen/ weil ſie ſo offt ſind zur Kirchen kommen/ und haben
Gottes Wort angehoͤret/ aber ſie haben es gehoͤret ohne Buß/ ohne

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[910/0952] Litaney. von gluͤcklichen Forgang ihres Predigampts/ da freuete ſich JE- ſus im Geiſt und ſprach: Jch preiſe dich Vater und HErꝛ Himmels und der Erden/ daß du ſolches verborgen haſt den Weiſen und Klugen/ und haſt es offenbaret den Un- muͤndigen. Das iſt/ dieweil groſſe/ beruͤhmte/ und weiſe Leut/ mein Evangelium verachten/ ſo dancke ich dir O Vater/ daß du dennoch ſolches/ den einfaͤltigen Leuten/ welche wie die unmuͤndige Kinder ſind/ geoffenbahret haſt/ alſo daß mein Evangeltum biß daher nicht ohne Frucht iſt geprediget worden. Jch freuete mich damals auch von Hertzen/ als ich nicht viel vornehme reiche Leut in Sammeten und Seidenen Kleidungen/ ſondern ein hauffen Kinder/ Knechte/ Maͤgde/ und andere gemeine arme Leut haͤuffig in der Kirchen ſahe. Jch hab nun uͤber 1000. mal in Hamburg geprediget/ und offtmals in ſehr Volckreicher Verſamblung. Solte ich wol durch 1000. Pre- digten zehen reiche Maͤnner oder Frauen zu wahre Buß bewogen? und den Teuffel auß dem Rachen geriſſen haben? Jch ſehe nicht daß die Leute anders worden ſeyn/ als ſie waren zu der Zeit/ da ich anhero kam. Da Matthaͤus und Zacheus die beyde Schrapper/ Wucherer/ und Geitzhaͤlſe ſich bekehret hatten/ da wurden ſie gantz andere Leut. Die Buß iſt eine Bekehrung von Suͤnden zu Gott/ wer wah- re Buß thun will/ bey dem muß ſein eine Converſio, eine Bekeh- rung. Wo aber ein Geitzhals/ bleibt ein Geitzhals/ ein Ehebrecher bleibt ein Ehebrecher/ da iſt keine Bekehrung/ drumb iſt auch da keine wahre Buß. Wer wolte wol gedacht haben/ daß in der vornehmen Volckreichen Koͤniglichen Reſidentz-Stadt Sodoma/ darin der ey- ferige Geſetzprediger Loth/ ſo fleiſſig predigte/ nicht ſolten zehen from- me und gerechte Leut gefunden werden? Allein wann ich betrachte das Geſpraͤch/ welches Gott mit dem Ertzvater Abraham gewech- ſelt hat/ Gen. 18. So befinde ich/ daß in der gantzen Stadt Sodoma unter allen des Lohts Zuhoͤrern nicht ſein zehen fromme/ und gelehrte Leut geweſen/ Siehe alſo wuͤtet und tobet der Teufel auch an denen Oertern da das Wort Gottes rein und lauter geprediget wird. Jſt das dem Mann Gottes Loth widerfahren? hat der mit allem ſeinem predigen/ nicht zehen Leut bekehret und fromb gemacht/ was kan und wird mir armen Stuͤmper nicht begegnen/ der ich mit dem Loth im geringſten nicht zu vergleichen. Jch kan nicht klagen/ daß die Leut zu S. Jacob nicht fleiſſig zur Kirchen gehen. Allein das Hertz im Leibe thut mir weh/ wann ich be- trachte/ daß viel meiner Zuhoͤrer dermal eins im hoͤlliſchen Fcur/ de- ſto hefftiger werden gepeiniget und gemartert werden/ bloß umb der Urſach willen/ weil ſie ſo offt ſind zur Kirchen kommen/ und haben Gottes Wort angehoͤret/ aber ſie haben es gehoͤret ohne Buß/ ohne Beſſerung

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 910. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/952>, abgerufen am 22.11.2024.