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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
Inventiones thun könne/ das ist manchem unglaublich. Der hochge-
lahrte Mann Paschasius Grosippus, oder vielmehr Caspar Scioppius in
Jtalien/ zeigt/ daß nicht unmöglich sey/ daß man einen in einem
Jahr die Lateinische Sprache lehre. Aber wie plagen unsere Schul-
füchs die Jugend so viel Jahr damit? O daß die Sahlbader/ die
Jesuiten/ sich nicht besser angreiffen/ allerhand Ding zu excoliren, und
ihnen besser nachzusinnen! Sie sind ohn alle Sorge/ und mangelt ih-
nen nichts. Aber wann schon bey den Unserigen ein ehrlicher Kerl et-
was thun wil/ so mangelt es ihm bald hier/ bald da/ an Mitteln und
Beförderung! Fragt ihr/ warumb unter den Lutheranern wenig
Aristoteles gefunden werden? Darumb/ weil ste keine Alexandros an-
treffen können. Die Jesuiten aber haben Leute/ welche ihnen mit aller
Beförderung an die Hand gehen. Allein mich wundert/ daß sie nicht
mehr thun/ als sie thun. Alle artes illiberales, alle Handwerck und an-
dere Ding/ werden von Tag zu Tag besser excolirt, und steigen immer
höher. Die Artillorey ist in kurtzer Zeit so hoch kommen/ und werden
dadurch solche Ding gethan/ daß alles was von den Alten in dieser
Kunst geschehen ist/ nur Kinderspiel ist gegen den heutigen Inventio-
nen
Aber in artibus liber alibus, geiget man immer auff der alten Gei-
gen. Hier practicirt einer plus ultra, Ob ihr müssige Jesuiten! Facile
est inventis aliquid addere.
Ein Zwerch/ der auff eines Rtesen Schul-
tern stehet/ kan ehe über einen Zaun als der Riese selbst. Jhr habt so
vieler gelahrten Leute inventiones für euch/ ihr stehet auff ihre[n]
Schultern/ so sagt uns doch auch einmal etwas was ihr gesehen habt/
das die Alten nicht gesehen haben? Verzeihet mir Philanderson, daß
ich also rede. Jch bin kein gelahrter Mann. Allein ich habe allerhand
Thorheiten in der Welt gesehen und versucht/ und weiß was Pedan-
terey
sey und nicht tauge. Wiewol es nun zu spat ist/ daß ich für mei-
ne Person meine Studia wider von ueuem anfange/ und alles weiß-
licher angreiffe/ so dünckt mich doch/ ich wolle es einem andern sa-
gen/ wie er es machen solle/ daß er in kurtzer Zeit/ mit leichter Mühe/
thun könne/ was ich hiebevor in vielen Jahren mit grosser Mühe
und Arbeit nicht habe thun können. Daß das keine Auffschneiderey
sey/ wil ich mit lebendigen Exempeln/ und mit jungen Leuten bewei-
sen/ an welchen ich es probirt habe. Eine Statua Mercurialis kan er-
nem Wandersmann wol den Weg zeigen/ wiewol sie den Weg
selbst nicht gangen. Ein ander Mann ist/ der einen Degen machet/
ein ander der ihn brauchet und den Feind schlägt. Wann ich einen
vornehmen Herrn antreffen könte/ der etwas darauff spendiren wolte/
wie Herr Loys de Gerre auff Herrn Comenium, und wolte mir ein
paar gelahrte Studenten erhalten/ die da thäten was ich ihnen
sagte/ ich wolte mit GOttes Hülffe zeigen/ was man in

kurtzer
D ij

Regenten-Spiegel.
Inventiones thun koͤnne/ das iſt manchem unglaublich. Der hochge-
lahrte Mann Paſchaſius Groſippus, oder vielmehr Caſpar Scioppius in
Jtalien/ zeigt/ daß nicht unmoͤglich ſey/ daß man einen in einem
Jahr die Lateiniſche Sprache lehre. Aber wie plagen unſere Schul-
fuͤchs die Jugend ſo viel Jahr damit? O daß die Sahlbader/ die
Jeſuiten/ ſich nicht beſſer angreiffen/ allerhand Ding zu excoliren, und
ihnen beſſer nachzuſinnen! Sie ſind ohn alle Sorge/ und mangelt ih-
nen nichts. Aber wann ſchon bey den Unſerigen ein ehrlicher Kerl et-
was thun wil/ ſo mangelt es ihm bald hier/ bald da/ an Mitteln und
Befoͤrderung! Fragt ihr/ warumb unter den Lutheranern wenig
Ariſtoteles gefunden werden? Darumb/ weil ſte keine Alexandros an-
treffen koͤnnen. Die Jeſuiten aber haben Leute/ welche ihnen mit aller
Befoͤrderung an die Hand gehen. Allein mich wundert/ daß ſie nicht
mehr thun/ als ſie thun. Alle artes illiberales, alle Handwerck und an-
dere Ding/ werden von Tag zu Tag beſſer excolirt, und ſteigen immer
hoͤher. Die Artillorey iſt in kurtzer Zeit ſo hoch kommen/ und werden
dadurch ſolche Ding gethan/ daß alles was von den Alten in dieſer
Kunſt geſchehen iſt/ nur Kinderſpiel iſt gegen den heutigen Inventio-
nen
Aber in artibus liber alibus, geiget man immer auff der alten Gei-
gen. Hier practicirt einer plus ultra, Ob ihr muͤſſige Jeſuiten! Facile
eſt inventis aliquid addere.
Ein Zwerch/ der auff eines Rteſen Schul-
tern ſtehet/ kan ehe uͤber einen Zaun als der Rieſe ſelbſt. Jhr habt ſo
vieler gelahrten Leute inventiones fuͤr euch/ ihr ſtehet auff ihre[n]
Schultern/ ſo ſagt uns doch auch einmal etwas was ihr geſehen habt/
das die Alten nicht geſehen haben? Verzeihet mir Philanderſon, daß
ich alſo rede. Jch bin kein gelahrter Mann. Allein ich habe allerhand
Thorheiten in der Welt geſehen und verſucht/ und weiß was Pedan-
terey
ſey und nicht tauge. Wiewol es nun zu ſpat iſt/ daß ich fuͤr mei-
ne Perſon meine Studia wider von ueuem anfange/ und alles weiß-
licher angreiffe/ ſo duͤnckt mich doch/ ich wolle es einem andern ſa-
gen/ wie er es machen ſolle/ daß er in kurtzer Zeit/ mit leichter Muͤhe/
thun koͤnne/ was ich hiebevor in vielen Jahren mit groſſer Muͤhe
und Arbeit nicht habe thun koͤnnen. Daß das keine Auffſchneiderey
ſey/ wil ich mit lebendigen Exempeln/ und mit jungen Leuten bewei-
ſen/ an welchen ich es probirt habe. Eine Statua Mercurialis kan er-
nem Wandersmann wol den Weg zeigen/ wiewol ſie den Weg
ſelbſt nicht gangen. Ein ander Mann iſt/ der einen Degen machet/
ein ander der ihn brauchet und den Feind ſchlaͤgt. Wann ich einen
vornehmen Herꝛn antreffen koͤnte/ der etwas darauff ſpendiren wolte/
wie Herꝛ Loys de Gerre auff Herꝛn Comenium, und wolte mir ein
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[51/0093] Regenten-Spiegel. Inventiones thun koͤnne/ das iſt manchem unglaublich. Der hochge- lahrte Mann Paſchaſius Groſippus, oder vielmehr Caſpar Scioppius in Jtalien/ zeigt/ daß nicht unmoͤglich ſey/ daß man einen in einem Jahr die Lateiniſche Sprache lehre. Aber wie plagen unſere Schul- fuͤchs die Jugend ſo viel Jahr damit? O daß die Sahlbader/ die Jeſuiten/ ſich nicht beſſer angreiffen/ allerhand Ding zu excoliren, und ihnen beſſer nachzuſinnen! Sie ſind ohn alle Sorge/ und mangelt ih- nen nichts. Aber wann ſchon bey den Unſerigen ein ehrlicher Kerl et- was thun wil/ ſo mangelt es ihm bald hier/ bald da/ an Mitteln und Befoͤrderung! Fragt ihr/ warumb unter den Lutheranern wenig Ariſtoteles gefunden werden? Darumb/ weil ſte keine Alexandros an- treffen koͤnnen. Die Jeſuiten aber haben Leute/ welche ihnen mit aller Befoͤrderung an die Hand gehen. Allein mich wundert/ daß ſie nicht mehr thun/ als ſie thun. Alle artes illiberales, alle Handwerck und an- dere Ding/ werden von Tag zu Tag beſſer excolirt, und ſteigen immer hoͤher. Die Artillorey iſt in kurtzer Zeit ſo hoch kommen/ und werden dadurch ſolche Ding gethan/ daß alles was von den Alten in dieſer Kunſt geſchehen iſt/ nur Kinderſpiel iſt gegen den heutigen Inventio- nen Aber in artibus liber alibus, geiget man immer auff der alten Gei- gen. Hier practicirt einer plus ultra, Ob ihr muͤſſige Jeſuiten! Facile eſt inventis aliquid addere. Ein Zwerch/ der auff eines Rteſen Schul- tern ſtehet/ kan ehe uͤber einen Zaun als der Rieſe ſelbſt. Jhr habt ſo vieler gelahrten Leute inventiones fuͤr euch/ ihr ſtehet auff ihren Schultern/ ſo ſagt uns doch auch einmal etwas was ihr geſehen habt/ das die Alten nicht geſehen haben? Verzeihet mir Philanderſon, daß ich alſo rede. Jch bin kein gelahrter Mann. Allein ich habe allerhand Thorheiten in der Welt geſehen und verſucht/ und weiß was Pedan- terey ſey und nicht tauge. Wiewol es nun zu ſpat iſt/ daß ich fuͤr mei- ne Perſon meine Studia wider von ueuem anfange/ und alles weiß- licher angreiffe/ ſo duͤnckt mich doch/ ich wolle es einem andern ſa- gen/ wie er es machen ſolle/ daß er in kurtzer Zeit/ mit leichter Muͤhe/ thun koͤnne/ was ich hiebevor in vielen Jahren mit groſſer Muͤhe und Arbeit nicht habe thun koͤnnen. Daß das keine Auffſchneiderey ſey/ wil ich mit lebendigen Exempeln/ und mit jungen Leuten bewei- ſen/ an welchen ich es probirt habe. Eine Statua Mercurialis kan er- nem Wandersmann wol den Weg zeigen/ wiewol ſie den Weg ſelbſt nicht gangen. Ein ander Mann iſt/ der einen Degen machet/ ein ander der ihn brauchet und den Feind ſchlaͤgt. Wann ich einen vornehmen Herꝛn antreffen koͤnte/ der etwas darauff ſpendiren wolte/ wie Herꝛ Loys de Gerre auff Herꝛn Comenium, und wolte mir ein paar gelahrte Studenten erhalten/ die da thaͤten was ich ihnen ſagte/ ich wolte mit GOttes Huͤlffe zeigen/ was man in kurtzer D ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/93>, abgerufen am 22.11.2024.