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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Der ungeschickte Redner
her/ was bey den Jndianern geschehe. Wirff auch mit unter die
Sitten der wilden Scyther. Jn allen Sätzen sage von dem grossen
Alexander und Julius Caesar/ ohne welche du gantz und gar nichts
redest Der Hellespont werde mit Füssen betreten/ und die Sonne
mit Persischen Pfeilen um und um verdunckelt/ der Xerxes fliehe/ und
Leonides triumphire. Die Königin Artemisia werde biß zum Ver-
druß und Eckel heraußgestrichen. Und diese Exempel auß vielen Bett-
lers Manteln zusammen gebettelt/ kanst du gar schön mit diesen Wör-
lein zusammen setzen: Aber/ ferner/ denn/ darnach u. w. Diese
Blumen/ sag ich/ kanst du allezeit mit unter mischen/ ob es schon die
Sache am wenigsten bedarff. Und daß du die Gemüther der Zuhö-
rer männiglich bewegen könnest/ so ruffestets: Jhr unsterblichen Göt-
ter! O drey und viermahl selige Leute! O des Elendes! Jch schwere
durch die Götter und Göttinne! O Zeiten/ O Sitten! Und dieses
alles muß zum öfftern widerholet/ die Brust zerschlagen/ der Hut
gedrehet/ mit der Stimme auff das erbärmlichste geheulet werden/ ob
es schon nur wegen eines Sperlings Tod geschehen solte. Deine Re-
de sey allezeit Metaphorisch. Und ob gleich die Gedancken durch ver-
ständige Wörter müssen vorgebildet werden/ so verhülle doch du alle
Sachen mit neuen Bildern/ und mache gleichsam einen Schatten über
den andern. Was hinderts/ daß man einen Zwerch/ des Greci-
schen Maximius Hosen nicht solte anziehen? Was du thust/ so thu
nichts so sehr/ als wie sich die Zuhörer mehr über dich verwundern/
als verstehen mögen Die Gleichnüsse ziehren gewaltig eine Rede?
Welches dann jener Bauer wol in acht genommen/ der/ nach dem er den
gantzen Parisischen Rath beysammen gesehen/ das Rath-Haus mit
einem von Zwiebeln besäeten Acker verglichen hat. Solst du einen
ehrbaren Mann grüssen/ so mache den Eingang von einem zierlichen/
kurtzen Spruch Zum Exempel: Sehr fein und wol redet Cato/
Ehrenvester/ Achtbar und Wolgelahrter Herr Benjam in/ von
Stettin auß Pommern/ der Welt-Weißheit und H. Schrifft
Beflissener/ du Auge der Minerven/ mein ander Orestes/ und
Amore/ more, ore, re, biß in Ewigkeit/ (und noch 14. Tage drüber)
hochgeehrter Herr Bruder. Sehr fein und wol redet Cato/ da er in
diese Wort heraus bricht und spricht: Saluta libenter. Grüsse
gern Damit dann der weise Mann hat wollen andeuten/ und zu-
verstehen geben/ daß man in Höfligkeit nicht solle sparsam seyn. Die-
sem nun nachzukommen/ wünsche ich dem Herren einen guten Tag.
Uber diß so ist unter den Ubungen der Wolredenheit in Schulen
nichts gemeiners/ als die Abdanckungen und Brieffe. Melde derowegen
alle Brieffe/ daferne nicht das gantze Blat von oben biß unten mit Wor-
ten angefüllet ist. Denn niemand ist zu dieser Zeit/ der wol acht habe/

wie

Der ungeſchickte Redner
her/ was bey den Jndianern geſchehe. Wirff auch mit unter die
Sitten der wilden Scyther. Jn allen Saͤtzen ſage von dem groſſen
Alexander und Julius Cæſar/ ohne welche du gantz und gar nichts
redeſt Der Helleſpont werde mit Fuͤſſen betreten/ und die Sonne
mit Perſiſchen Pfeilen um und um verdunckelt/ der Xerxes fliehe/ und
Leonides triumphire. Die Koͤnigin Artemiſia werde biß zum Ver-
druß und Eckel heraußgeſtrichen. Und dieſe Exempel auß vielen Bett-
lers Manteln zuſammen gebettelt/ kanſt du gar ſchoͤn mit dieſen Woͤr-
lein zuſammen ſetzen: Aber/ ferner/ denn/ darnach u. w. Dieſe
Blumen/ ſag ich/ kanſt du allezeit mit unter miſchen/ ob es ſchon die
Sache am wenigſten bedarff. Und daß du die Gemuͤther der Zuhoͤ-
rer maͤnniglich bewegen koͤnneſt/ ſo ruffeſtets: Jhr unſterblichen Goͤt-
ter! O drey und viermahl ſelige Leute! O des Elendes! Jch ſchwere
durch die Goͤtter und Goͤttinne! O Zeiten/ O Sitten! Und dieſes
alles muß zum oͤfftern widerholet/ die Bruſt zerſchlagen/ der Hut
gedrehet/ mit der Stimme auff das erbaͤrmlichſte geheulet werden/ ob
es ſchon nur wegen eines Sperlings Tod geſchehen ſolte. Deine Re-
de ſey allezeit Metaphoriſch. Und ob gleich die Gedancken durch ver-
ſtaͤndige Woͤrter muͤſſen vorgebildet werden/ ſo verhuͤlle doch du alle
Sachen mit neuen Bildern/ und mache gleichſam einen Schatten uͤber
den andern. Was hinderts/ daß man einen Zwerch/ des Greci-
ſchen Maximius Hoſen nicht ſolte anziehen? Was du thuſt/ ſo thu
nichts ſo ſehr/ als wie ſich die Zuhoͤrer mehr uͤber dich verwundern/
als verſtehen moͤgen Die Gleichnuͤſſe ziehren gewaltig eine Rede?
Welches dann jener Bauer wol in acht genommen/ der/ nach dem er den
gantzen Pariſiſchen Rath beyſammen geſehen/ das Rath-Haus mit
einem von Zwiebeln beſaͤeten Acker verglichen hat. Solſt du einen
ehrbaren Mann gruͤſſen/ ſo mache den Eingang von einem zierlichen/
kurtzen Spruch Zum Exempel: Sehr fein und wol redet Cato/
Ehrenveſter/ Achtbar und Wolgelahrter Herꝛ Benjam in/ von
Stettin auß Pommern/ der Welt-Weißheit und H. Schrifft
Befliſſener/ du Auge der Minerven/ mein ander Oreſtes/ und
Amore/ more, ore, re, biß in Ewigkeit/ (und noch 14. Tage druͤber)
hochgeehrter Herꝛ Bruder. Sehr fein und wol redet Cato/ da er in
dieſe Wort heraus bricht und ſpricht: Saluta libenter. Gruͤſſe
gern Damit dann der weiſe Mann hat wollen andeuten/ und zu-
verſtehen geben/ daß man in Hoͤfligkeit nicht ſolle ſparſam ſeyn. Die-
ſem nun nachzukommen/ wuͤnſche ich dem Herꝛen einen guten Tag.
Uber diß ſo iſt unter den Ubungen der Wolredenheit in Schulen
nichts gemeiners/ als die Abdanckungen und Brieffe. Melde derowegen
alle Brieffe/ daferne nicht das gantze Blat von oben biß unten mit Wor-
ten angefuͤllet iſt. Denn niemand iſt zu dieſer Zeit/ der wol acht habe/

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[854/0896] Der ungeſchickte Redner her/ was bey den Jndianern geſchehe. Wirff auch mit unter die Sitten der wilden Scyther. Jn allen Saͤtzen ſage von dem groſſen Alexander und Julius Cæſar/ ohne welche du gantz und gar nichts redeſt Der Helleſpont werde mit Fuͤſſen betreten/ und die Sonne mit Perſiſchen Pfeilen um und um verdunckelt/ der Xerxes fliehe/ und Leonides triumphire. Die Koͤnigin Artemiſia werde biß zum Ver- druß und Eckel heraußgeſtrichen. Und dieſe Exempel auß vielen Bett- lers Manteln zuſammen gebettelt/ kanſt du gar ſchoͤn mit dieſen Woͤr- lein zuſammen ſetzen: Aber/ ferner/ denn/ darnach u. w. Dieſe Blumen/ ſag ich/ kanſt du allezeit mit unter miſchen/ ob es ſchon die Sache am wenigſten bedarff. Und daß du die Gemuͤther der Zuhoͤ- rer maͤnniglich bewegen koͤnneſt/ ſo ruffeſtets: Jhr unſterblichen Goͤt- ter! O drey und viermahl ſelige Leute! O des Elendes! Jch ſchwere durch die Goͤtter und Goͤttinne! O Zeiten/ O Sitten! Und dieſes alles muß zum oͤfftern widerholet/ die Bruſt zerſchlagen/ der Hut gedrehet/ mit der Stimme auff das erbaͤrmlichſte geheulet werden/ ob es ſchon nur wegen eines Sperlings Tod geſchehen ſolte. Deine Re- de ſey allezeit Metaphoriſch. Und ob gleich die Gedancken durch ver- ſtaͤndige Woͤrter muͤſſen vorgebildet werden/ ſo verhuͤlle doch du alle Sachen mit neuen Bildern/ und mache gleichſam einen Schatten uͤber den andern. Was hinderts/ daß man einen Zwerch/ des Greci- ſchen Maximius Hoſen nicht ſolte anziehen? Was du thuſt/ ſo thu nichts ſo ſehr/ als wie ſich die Zuhoͤrer mehr uͤber dich verwundern/ als verſtehen moͤgen Die Gleichnuͤſſe ziehren gewaltig eine Rede? Welches dann jener Bauer wol in acht genommen/ der/ nach dem er den gantzen Pariſiſchen Rath beyſammen geſehen/ das Rath-Haus mit einem von Zwiebeln beſaͤeten Acker verglichen hat. Solſt du einen ehrbaren Mann gruͤſſen/ ſo mache den Eingang von einem zierlichen/ kurtzen Spruch Zum Exempel: Sehr fein und wol redet Cato/ Ehrenveſter/ Achtbar und Wolgelahrter Herꝛ Benjam in/ von Stettin auß Pommern/ der Welt-Weißheit und H. Schrifft Befliſſener/ du Auge der Minerven/ mein ander Oreſtes/ und Amore/ more, ore, re, biß in Ewigkeit/ (und noch 14. Tage druͤber) hochgeehrter Herꝛ Bruder. Sehr fein und wol redet Cato/ da er in dieſe Wort heraus bricht und ſpricht: Saluta libenter. Gruͤſſe gern Damit dann der weiſe Mann hat wollen andeuten/ und zu- verſtehen geben/ daß man in Hoͤfligkeit nicht ſolle ſparſam ſeyn. Die- ſem nun nachzukommen/ wuͤnſche ich dem Herꝛen einen guten Tag. Uber diß ſo iſt unter den Ubungen der Wolredenheit in Schulen nichts gemeiners/ als die Abdanckungen und Brieffe. Melde derowegen alle Brieffe/ daferne nicht das gantze Blat von oben biß unten mit Wor- ten angefuͤllet iſt. Denn niemand iſt zu dieſer Zeit/ der wol acht habe/ wie

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/896>, abgerufen am 22.11.2024.