Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].Fabul-Hanß. wie man sich in Rocken-Stuben den Kindern erzehlet. Damit wolteman die Leute frölich machen. Wir dancken aber unserem treuen Hey- land/ der uns von aller Abgötterey/ auch von den närrischen Fabuln und Lügenden errettet hat/ damit der leidige Sathan Christi/ und seines Leydens und Aufferstehung spottet/ und verhönet damit die Christliche Religion/ und hätte gern unser höchsten Trost und Hoff- nung von der frölichen Aufferstehung unseres Fleisches verdächtig und zweiffelhafftig gemachet/ wie bey den Epicurern und Sadduceern geschehen. Wir haben (GOtt sey Lob und Danck) so viel tröst- liche Sprüche aus Altem und Neuem Testament von diesem hohen Articul/ die unser Trost und Freude sind/ daß wir des Gespötts gern entbehren. Es läst sich aber ansehen/ als sey es in der Kirchen ein alter löblicher und
Fabul-Hanß. wie man ſich in Rocken-Stuben den Kindern erzehlet. Damit wolteman die Leute froͤlich machen. Wir dancken aber unſerem treuen Hey- land/ der uns von aller Abgoͤtterey/ auch von den naͤrriſchen Fabuln und Luͤgenden errettet hat/ damit der leidige Sathan Chriſti/ und ſeines Leydens und Aufferſtehung ſpottet/ und verhoͤnet damit die Chriſtliche Religion/ und haͤtte gern unſer hoͤchſten Troſt und Hoff- nung von der froͤlichen Aufferſtehung unſeres Fleiſches verdaͤchtig und zweiffelhafftig gemachet/ wie bey den Epicurern und Sadduceern geſchehen. Wir haben (GOtt ſey Lob und Danck) ſo viel troͤſt- liche Spruͤche aus Altem und Neuem Teſtament von dieſem hohen Articul/ die unſer Troſt und Freude ſind/ daß wir des Geſpoͤtts gern entbehren. Es laͤſt ſich aber anſehen/ als ſey es in der Kirchen ein alter loͤblicher und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0882" n="840"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fabul-Hanß.</hi></fw><lb/> wie man ſich in Rocken-Stuben den Kindern erzehlet. Damit wolte<lb/> man die Leute froͤlich machen. Wir dancken aber unſerem treuen Hey-<lb/> land/ der uns von aller Abgoͤtterey/ auch von den naͤrriſchen Fabuln<lb/> und Luͤgenden errettet hat/ damit der leidige Sathan Chriſti/ und<lb/> ſeines Leydens und Aufferſtehung ſpottet/ und verhoͤnet damit die<lb/> Chriſtliche Religion/ und haͤtte gern unſer hoͤchſten Troſt und Hoff-<lb/> nung von der froͤlichen Aufferſtehung unſeres Fleiſches verdaͤchtig<lb/> und zweiffelhafftig gemachet/ wie bey den Epicurern und Sadduceern<lb/> geſchehen. Wir haben (GOtt ſey Lob und Danck) ſo viel troͤſt-<lb/> liche Spruͤche aus Altem und Neuem Teſtament von dieſem hohen<lb/> Articul/ die unſer Troſt und Freude ſind/ daß wir des Geſpoͤtts gern<lb/> entbehren.</p><lb/> <p>Es laͤſt ſich aber anſehen/ als ſey es in der Kirchen ein alter loͤblicher<lb/> Brauch geweſen/ die hohen Articul unſers Chriſtlichen Glaubens den<lb/> einfaͤltigen Leuten in feinen luſtigen Hiſtorien und Bildern zuerklaͤren/<lb/> und fuͤr zuſtellen. Dieſer Gebrauch aber iſt hernach durch ungelaͤhrte<lb/> und unverſtaͤndige Lehrer in einen Mißbrauch gerathen. Denn<lb/> Chriſtus und der Heilige Geiſt reden gern in Bild- und Gleichniſſen/<lb/> darinnen ſie die Geheimnis GOttes außſprechen. Alſo auch St.<lb/> Paulus zu den Galatern/ da er den Haupt-Articul von der Ge-<lb/> rechfertigung gruͤndlich und außfuͤrlich gelehret/ und mit gutem<lb/> Grund und Zeugnis aus Moſen/ den Propheten und Pſalmen be-<lb/> wieſen/ daß ein armer Suͤnder fuͤr GOTT gerecht und angenehm wer-<lb/> de/ nit durch deß Geſetzes Werck/ oder eigen Verdienſt/ ſonder auß lau-<lb/> ter Gnaden/ durch den Glauben an den HErrn Chriſtum/ erklaͤrt er<lb/> hernach (cap. 4.) dieſen wichtigen Articul mit der Hiſtorien von bey-<lb/> den Soͤhnen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Abrahæ: Iſmaẽl,</hi></hi> ſo von der Magd nach dem Fleiſch ge-<lb/> bohren/ welcher nicht erbet/ und Jſaac der nach der Verheiſſung von<lb/> der Freyen geboren/ und der rechte Erbe war. Dieſe weiſe zu lehren/<lb/> daß man durch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Allegori</hi></hi>en und heimliche Deutung der Hiſtorien/ die<lb/> Articul des Glaubens den Kindern und Albern erklaͤret/ haben ge-<lb/> ſchickte und treue Lehrer in der Kirchen behalten. Wie auch der HErꝛ<lb/> Chriſtus in der Hiſtorien Luce 10 von dem/ ſo unter die Moͤrder ge-<lb/> fallen/ die gantze Chriſtliche Religion/ und eine vollkommene Kirchen-<lb/> Hiſtory fuͤrgeſtellet/ wie erſtlich der Menſch von GOtt nach ſeinem<lb/> Bilde in vollkommener Weisheit und Gerechtigkeit erſchaffen/ und<lb/> mit Goͤttlicher Krafft/ und Unſterbligkeit gezieret. Jtem/ wie<lb/> er durch den Ertz-Moͤrder und Luͤgner iſt beraubet und verwundet/ daß<lb/> ihm weder das Geſetze noch Levitiſch Prieſterthumb oder Opffer helffen<lb/> kundte/ ſondern allein der Sohn Gottes/ der Jacob in Samaria in der<lb/> Him̃elfarth erſchienen/ Denſelben jam̃erte und erbarmte das beraubte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [840/0882]
Fabul-Hanß.
wie man ſich in Rocken-Stuben den Kindern erzehlet. Damit wolte
man die Leute froͤlich machen. Wir dancken aber unſerem treuen Hey-
land/ der uns von aller Abgoͤtterey/ auch von den naͤrriſchen Fabuln
und Luͤgenden errettet hat/ damit der leidige Sathan Chriſti/ und
ſeines Leydens und Aufferſtehung ſpottet/ und verhoͤnet damit die
Chriſtliche Religion/ und haͤtte gern unſer hoͤchſten Troſt und Hoff-
nung von der froͤlichen Aufferſtehung unſeres Fleiſches verdaͤchtig
und zweiffelhafftig gemachet/ wie bey den Epicurern und Sadduceern
geſchehen. Wir haben (GOtt ſey Lob und Danck) ſo viel troͤſt-
liche Spruͤche aus Altem und Neuem Teſtament von dieſem hohen
Articul/ die unſer Troſt und Freude ſind/ daß wir des Geſpoͤtts gern
entbehren.
Es laͤſt ſich aber anſehen/ als ſey es in der Kirchen ein alter loͤblicher
Brauch geweſen/ die hohen Articul unſers Chriſtlichen Glaubens den
einfaͤltigen Leuten in feinen luſtigen Hiſtorien und Bildern zuerklaͤren/
und fuͤr zuſtellen. Dieſer Gebrauch aber iſt hernach durch ungelaͤhrte
und unverſtaͤndige Lehrer in einen Mißbrauch gerathen. Denn
Chriſtus und der Heilige Geiſt reden gern in Bild- und Gleichniſſen/
darinnen ſie die Geheimnis GOttes außſprechen. Alſo auch St.
Paulus zu den Galatern/ da er den Haupt-Articul von der Ge-
rechfertigung gruͤndlich und außfuͤrlich gelehret/ und mit gutem
Grund und Zeugnis aus Moſen/ den Propheten und Pſalmen be-
wieſen/ daß ein armer Suͤnder fuͤr GOTT gerecht und angenehm wer-
de/ nit durch deß Geſetzes Werck/ oder eigen Verdienſt/ ſonder auß lau-
ter Gnaden/ durch den Glauben an den HErrn Chriſtum/ erklaͤrt er
hernach (cap. 4.) dieſen wichtigen Articul mit der Hiſtorien von bey-
den Soͤhnen Abrahæ: Iſmaẽl, ſo von der Magd nach dem Fleiſch ge-
bohren/ welcher nicht erbet/ und Jſaac der nach der Verheiſſung von
der Freyen geboren/ und der rechte Erbe war. Dieſe weiſe zu lehren/
daß man durch Allegorien und heimliche Deutung der Hiſtorien/ die
Articul des Glaubens den Kindern und Albern erklaͤret/ haben ge-
ſchickte und treue Lehrer in der Kirchen behalten. Wie auch der HErꝛ
Chriſtus in der Hiſtorien Luce 10 von dem/ ſo unter die Moͤrder ge-
fallen/ die gantze Chriſtliche Religion/ und eine vollkommene Kirchen-
Hiſtory fuͤrgeſtellet/ wie erſtlich der Menſch von GOtt nach ſeinem
Bilde in vollkommener Weisheit und Gerechtigkeit erſchaffen/ und
mit Goͤttlicher Krafft/ und Unſterbligkeit gezieret. Jtem/ wie
er durch den Ertz-Moͤrder und Luͤgner iſt beraubet und verwundet/ daß
ihm weder das Geſetze noch Levitiſch Prieſterthumb oder Opffer helffen
kundte/ ſondern allein der Sohn Gottes/ der Jacob in Samaria in der
Him̃elfarth erſchienen/ Denſelben jam̃erte und erbarmte das beraubte
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |