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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Dissertatio.
unsern Landen und an andern Orten/ welche von Berg und Thal
kein Gebrauch solcher Wägen seyn kan/ und weil zur Stille des
Winds/ ein solcher Wagen in mitten des Wegs nothwendig still ste-
hen muß/ und die elende Sitzer wiederumb auff die Füß wirfft/ so be-
filch ich euch/ O Philosophi/ daß ihr bedencket/ ob nit die Bewegung
der Wägen oder Läst können durch bewegliche Segeltücher fortge-
bracht werden/ also zwar daß die Pferd mit weniger Mühe ziehen
können/ und also der Wagen/ welche 6. Pferde ziehen müsten/ von
zweyen Rossen kan gezogen werden? Wann diese Sach ins Werck
kunt gesetzt werden/ vielleicht kunt dz Philosophische Geschlecht leich-
ter in einem Wagen oder Karren ein Ort finden. Dann welcher ist/
der nicht leichter zu Zeit der Noth/ ein altes Philosophisch Mänte-
lein an statt deß Segeltuchs dargebe/ daß mans gegen dem Wind
richten möchte/ als der Baur ein Roß oder Ochsen? Unter dessen weil
ihr von der Sachen deliberirt, bitt ich diejenige/ welche besser Gele-
genheit haben/ nach Franckfort zu kommen/ daß sie den JCtum ernst-
lich ermahnen/ Er wolle die materi die Cassa zu mehren weitläuffti-
ger expliciren und zurichten.

Das sonderbare Künsten reich zu werden gegeben seyn/ thue
ich dahero abnehmen/ dann offt in einem Dorff sich ich den Pastorem
und Vogt. Der Pastor hat für sein Besoldung 100. oder mehr
Reichsthaler/ der Vogt 20. Gulden. Der Vogt aber ist stattlich be-
kleid/ reitet daher/ lebet köstlich: Aber der Pastor ist kaum mit schlech-
ten Kleydern bedeckt/ gehet mit Sack und Stecken durch die Stadt/
und/ wann er stirbt/ überläst er nichts als Kinder und Bücher.

Wann derohalben ein Vogt oder Rentmeister/ dieselbige
Kunst ergreiffen kan/ warumb wolten wir verzweifflen solche zu er-
lernen/ die wir verstehen mögen die Griflein des Aristotelis und
Euclidis? O liebste Philosophi, wer oder wo ihr seyd/ setzet ein we-
nig den Scotum, Thomam, Euclidem, Conimbricenses und an-
dere/ auff die Seiten/ und streichet diese Kunst/ welche ein Begriff ist
aller andern Künsten besser herfür. Wann ihr sie gelernet/ macht wi-
derumb so subtile Syllogismos, daß sie durch ein Nadelloch mögen
gehen. Was ist es für ein Weißheit/ anderen gescheid/ ihme selbst tho-
recht zu seyn? Warumb schreibest du andere in die Tafel der Ewigkeit/
und leydest daß ein Namen in die Register der schlechtisten Kramer
gesetzet werde? was bemühest dich das dein Namen berühmt werde
von den Menschen vber das gefrorne Meer bey den Sauromatas,
da doch ein verachtester Metzger oder Schuster/ oder Schneider bey
deiner Thür sitzet/ und mit Grausen und Schmach dein guten Na-
men verletzet?

Worzu

Diſſertatio.
unſern Landen und an andern Orten/ welche von Berg und Thal
kein Gebrauch ſolcher Waͤgen ſeyn kan/ und weil zur Stille des
Winds/ ein ſolcher Wagen in mitten des Wegs nothwendig ſtill ſte-
hen muß/ und die elende Sitzer wiederumb auff die Fuͤß wirfft/ ſo be-
filch ich euch/ O Philoſophi/ daß ihr bedencket/ ob nit die Bewegung
der Waͤgen oder Laͤſt koͤnnen durch bewegliche Segeltuͤcher fortge-
bracht werden/ alſo zwar daß die Pferd mit weniger Muͤhe ziehen
koͤnnen/ und alſo der Wagen/ welche 6. Pferde ziehen muͤſten/ von
zweyen Roſſen kan gezogen werden? Wann dieſe Sach ins Werck
kunt geſetzt werden/ vielleicht kunt dz Philoſophiſche Geſchlecht leich-
ter in einem Wagen oder Karꝛen ein Ort finden. Dann welcher iſt/
der nicht leichter zu Zeit der Noth/ ein altes Philoſophiſch Maͤnte-
lein an ſtatt deß Segeltuchs dargebe/ daß mans gegen dem Wind
richten moͤchte/ als der Baur ein Roß oder Ochſen? Unter deſſen weil
ihr von der Sachen deliberirt, bitt ich diejenige/ welche beſſer Gele-
genheit haben/ nach Franckfort zu kommen/ daß ſie den JCtum ernſt-
lich ermahnen/ Er wolle die materi die Caſſa zu mehren weitlaͤuffti-
ger expliciren und zurichten.

Das ſonderbare Kuͤnſten reich zu werden gegeben ſeyn/ thue
ich dahero abnehmen/ dann offt in einem Dorff ſich ich den Paſtorem
und Vogt. Der Paſtor hat fuͤr ſein Beſoldung 100. oder mehr
Reichsthaler/ der Vogt 20. Gulden. Der Vogt aber iſt ſtattlich be-
kleid/ reitet daher/ lebet koͤſtlich: Aber der Paſtor iſt kaum mit ſchlech-
ten Kleydern bedeckt/ gehet mit Sack und Stecken durch die Stadt/
und/ wann er ſtirbt/ uͤberlaͤſt er nichts als Kinder und Buͤcher.

Wann derohalben ein Vogt oder Rentmeiſter/ dieſelbige
Kunſt ergreiffen kan/ warumb wolten wir verzweifflen ſolche zu er-
lernen/ die wir verſtehen moͤgen die Griflein des Ariſtotelis und
Euclidis? O liebſte Philoſophi, wer oder wo ihr ſeyd/ ſetzet ein we-
nig den Scotum, Thomam, Euclidem, Conimbricenſes und an-
dere/ auff die Seiten/ und ſtreichet dieſe Kunſt/ welche ein Begriff iſt
aller andern Kuͤnſten beſſer herfuͤr. Wann ihr ſie gelernet/ macht wi-
derumb ſo ſubtile Syllogiſmos, daß ſie durch ein Nadelloch moͤgen
gehen. Was iſt es fuͤr ein Weißheit/ anderen geſcheid/ ihme ſelbſt tho-
recht zu ſeyn? Warumb ſchreibeſt du andere in die Tafel der Ewigkeit/
und leydeſt daß ein Namen in die Regiſter der ſchlechtiſten Kramer
geſetzet werde? was bemuͤheſt dich das dein Namen beruͤhmt werde
von den Menſchen vber das gefrorne Meer bey den Sauromatas,
da doch ein verachteſter Metzger oder Schuſter/ oder Schneider bey
deiner Thuͤr ſitzet/ und mit Grauſen und Schmach dein guten Na-
men verletzet?

Worzu
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[706/0748] Diſſertatio. unſern Landen und an andern Orten/ welche von Berg und Thal kein Gebrauch ſolcher Waͤgen ſeyn kan/ und weil zur Stille des Winds/ ein ſolcher Wagen in mitten des Wegs nothwendig ſtill ſte- hen muß/ und die elende Sitzer wiederumb auff die Fuͤß wirfft/ ſo be- filch ich euch/ O Philoſophi/ daß ihr bedencket/ ob nit die Bewegung der Waͤgen oder Laͤſt koͤnnen durch bewegliche Segeltuͤcher fortge- bracht werden/ alſo zwar daß die Pferd mit weniger Muͤhe ziehen koͤnnen/ und alſo der Wagen/ welche 6. Pferde ziehen muͤſten/ von zweyen Roſſen kan gezogen werden? Wann dieſe Sach ins Werck kunt geſetzt werden/ vielleicht kunt dz Philoſophiſche Geſchlecht leich- ter in einem Wagen oder Karꝛen ein Ort finden. Dann welcher iſt/ der nicht leichter zu Zeit der Noth/ ein altes Philoſophiſch Maͤnte- lein an ſtatt deß Segeltuchs dargebe/ daß mans gegen dem Wind richten moͤchte/ als der Baur ein Roß oder Ochſen? Unter deſſen weil ihr von der Sachen deliberirt, bitt ich diejenige/ welche beſſer Gele- genheit haben/ nach Franckfort zu kommen/ daß ſie den JCtum ernſt- lich ermahnen/ Er wolle die materi die Caſſa zu mehren weitlaͤuffti- ger expliciren und zurichten. Das ſonderbare Kuͤnſten reich zu werden gegeben ſeyn/ thue ich dahero abnehmen/ dann offt in einem Dorff ſich ich den Paſtorem und Vogt. Der Paſtor hat fuͤr ſein Beſoldung 100. oder mehr Reichsthaler/ der Vogt 20. Gulden. Der Vogt aber iſt ſtattlich be- kleid/ reitet daher/ lebet koͤſtlich: Aber der Paſtor iſt kaum mit ſchlech- ten Kleydern bedeckt/ gehet mit Sack und Stecken durch die Stadt/ und/ wann er ſtirbt/ uͤberlaͤſt er nichts als Kinder und Buͤcher. Wann derohalben ein Vogt oder Rentmeiſter/ dieſelbige Kunſt ergreiffen kan/ warumb wolten wir verzweifflen ſolche zu er- lernen/ die wir verſtehen moͤgen die Griflein des Ariſtotelis und Euclidis? O liebſte Philoſophi, wer oder wo ihr ſeyd/ ſetzet ein we- nig den Scotum, Thomam, Euclidem, Conimbricenſes und an- dere/ auff die Seiten/ und ſtreichet dieſe Kunſt/ welche ein Begriff iſt aller andern Kuͤnſten beſſer herfuͤr. Wann ihr ſie gelernet/ macht wi- derumb ſo ſubtile Syllogiſmos, daß ſie durch ein Nadelloch moͤgen gehen. Was iſt es fuͤr ein Weißheit/ anderen geſcheid/ ihme ſelbſt tho- recht zu ſeyn? Warumb ſchreibeſt du andere in die Tafel der Ewigkeit/ und leydeſt daß ein Namen in die Regiſter der ſchlechtiſten Kramer geſetzet werde? was bemuͤheſt dich das dein Namen beruͤhmt werde von den Menſchen vber das gefrorne Meer bey den Sauromatas, da doch ein verachteſter Metzger oder Schuſter/ oder Schneider bey deiner Thuͤr ſitzet/ und mit Grauſen und Schmach dein guten Na- men verletzet? Worzu

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/748>, abgerufen am 23.11.2024.