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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
lahrte Leute/ Doctores oder Licentiatis Iuris. Allein ich habe auß Erfah-
rung gelernet/ daß man mit Syllogismis in Barbara & Celarent, in Da-
rapti & Felapton,
und mit allen titulis & regulis Iuris, keinem Herrn
ein Wechsel auff Amsterdam oder Venedig machen/ oder etwas auff
die Tafel schaffen könne. Eben dieser Herr wird sich einmal erinnern/
daß Seiner Gnaden ich getreulich gerathen habe/ daß sie zu einem
Inspectorn der Oeconomi annehmen wollen/ einen verdorbenen Kauff-
mann/ der hiebevor grosse Ding gethan habe/ und zurück kommen sey/
der wisse was in der Welt Kauff und Lauff sey/ wie man Pfeffer umb
Kreiden verwechseln/ recht Buch halten/ und eine proportion unter Cre-
dit
und debet anstellen solle. Solchen Kauffleuten sind ihre nocumenta
lauter documenta, und wann sie ehrlich tractiret werden/ können sie
nicht allein einem Herrn helffen/ sondern auch sich selbst. Ob ich hierin
wol oder übel gerathen habe/ wird die Zeit eröffnen. Jch wil euch das
unterdessen gleichsam in das Ohr sagen/ mein lieber Philanderson/ be-
gebt euch mit allem Fleiß auff die Arithmetic, und sehet daß kein Kauff-
mann oder kein Jud in gantz Franckfurt/ in gantz Hamburg/ in gantz
Amsterdam/ euch im rechnen übertreffe. Zu dem End/ nehmet für euch
die Arithmetic, deß in allen Wissenschafften höchstgeübten Philosophi,
Iohannis
Laurembergii,
Königlichen Professoris zu Sora/ darauß wer-
det ihr euch nicht allein in der Arithmetic perfectioniren, sondern auch
eine grosse Historische Wissenschafft schöpffen können. Wann grosse
Herrn ihre Rechnungen lassen abhören/ so wohnen sie gemeiniglich
denselben nicht selbst bey/ sondern deputiren dazu etwa ein paar vom
Adel/ und ein paar Doctores oder Räthe. Solche Edelleute und Do-
ctores wollen dann das Ansehen nicht haben/ daß sie das Einmal Eins
nicht wissen/ sitzen da wie die güldene Kälber zu Bethel/ und lassen sich
in die Nase vexiren/ wann Summa Summarum gemacht wird. Jch
erinnere mich jetzo an einen guten Kerl/ welchem sein Vater zehen
Reichsthaler auff die Universität schickte. Der gute Kerl machte sich
alsbald lustig mit seinen Freunden. Deß andern Tages kam sein Va-
ter hernach/ und sagte/ gib meinem Kutscher einen Reichsthaler. Der
Student antwortete/ lieber Vater/ ich habe kein Geld. Der Vater
sagte/ hastu dann die zehen Reichsthaler gestern nicht empfangen?
Der Sohn antwortet/ Ja/ ich habe sie empfangen/ allein ich hab sie
wider außgeben. Jch hab etwas Geld zu meiner unumbgänglichen
Nothturfft entlehnet/ welches ich heute wider bezahlet habe. Der Va-
ter sagte/ wolan/ so thue Rechnung davon. Der Sohn/ der die zehen
Reichsthaler mit einer Compagni verzehret hatte/ und nicht rechnen
konte/ nahm Papier und Dinte/ und setzte diese Rechnung auff: Erst-
lich/ dem Professori Eloquentiae für seine Information, zwey Reichsthl.
Jtem/ für Feder und Dinte/ 4. Reichsthl. Jtem/ dem Medico der mich

curirt

Regenten-Spiegel.
lahrte Leute/ Doctores oder Licentiatis Iuris. Allein ich habe auß Erfah-
rung gelernet/ daß man mit Syllogiſmis in Barbara & Celarent, in Da-
rapti & Felapton,
und mit allen titulis & regulis Iuris, keinem Herꝛn
ein Wechſel auff Amſterdam oder Venedig machen/ oder etwas auff
die Tafel ſchaffen koͤnne. Eben dieſer Herꝛ wird ſich einmal erinnern/
daß Seiner Gnaden ich getreulich gerathen habe/ daß ſie zu einem
Inſpectorn der Oeconomi annehmen wollen/ einen verdorbenen Kauff-
mann/ der hiebevor groſſe Ding gethan habe/ und zuruͤck kommen ſey/
der wiſſe was in der Welt Kauff und Lauff ſey/ wie man Pfeffer umb
Kreiden verwechſeln/ recht Buch halten/ und eine proportion unter Cre-
dit
und debet anſtellen ſolle. Solchen Kauffleuten ſind ihre nocumenta
lauter documenta, und wann ſie ehrlich tractiret werden/ koͤnnen ſie
nicht allein einem Herꝛn helffen/ ſondern auch ſich ſelbſt. Ob ich hierin
wol oder uͤbel gerathen habe/ wird die Zeit eroͤffnen. Jch wil euch das
unterdeſſen gleichſam in das Ohr ſagen/ mein lieber Philanderſon/ be-
gebt euch mit allem Fleiß auff die Arithmetic, und ſehet daß kein Kauff-
mann oder kein Jud in gantz Franckfurt/ in gantz Hamburg/ in gantz
Amſterdam/ euch im rechnen uͤbertreffe. Zu dem End/ nehmet fuͤr euch
die Arithmetic, deß in allen Wiſſenſchafften hoͤchſtgeuͤbten Philoſophi,
Iohannis
Laurembergii,
Koͤniglichen Profeſſoris zu Sora/ darauß wer-
det ihr euch nicht allein in der Arithmetic perfectioniren, ſondern auch
eine groſſe Hiſtoriſche Wiſſenſchafft ſchoͤpffen koͤnnen. Wann groſſe
Herꝛn ihre Rechnungen laſſen abhoͤren/ ſo wohnen ſie gemeiniglich
denſelben nicht ſelbſt bey/ ſondern deputiren dazu etwa ein paar vom
Adel/ und ein paar Doctores oder Raͤthe. Solche Edelleute und Do-
ctores wollen dann das Anſehen nicht haben/ daß ſie das Einmal Eins
nicht wiſſen/ ſitzen da wie die guͤldene Kaͤlber zu Bethel/ und laſſen ſich
in die Naſe vexiren/ wann Summa Summarum gemacht wird. Jch
erinnere mich jetzo an einen guten Kerl/ welchem ſein Vater zehen
Reichsthaler auff die Univerſitaͤt ſchickte. Der gute Kerl machte ſich
alsbald luſtig mit ſeinen Freunden. Deß andern Tages kam ſein Va-
ter hernach/ und ſagte/ gib meinem Kutſcher einen Reichsthaler. Der
Student antwortete/ lieber Vater/ ich habe kein Geld. Der Vater
ſagte/ haſtu dann die zehen Reichsthaler geſtern nicht empfangen?
Der Sohn antwortet/ Ja/ ich habe ſie empfangen/ allein ich hab ſie
wider außgeben. Jch hab etwas Geld zu meiner unumbgaͤnglichen
Nothturfft entlehnet/ welches ich heute wider bezahlet habe. Der Va-
ter ſagte/ wolan/ ſo thue Rechnung davon. Der Sohn/ der die zehen
Reichsthaler mit einer Compagni verzehret hatte/ und nicht rechnen
konte/ nahm Papier und Dinte/ und ſetzte dieſe Rechnung auff: Erſt-
lich/ dem Profeſſori Eloquentiæ fuͤr ſeine Information, zwey Reichsthl.
Jtem/ fuͤr Feder und Dinte/ 4. Reichsthl. Jtem/ dem Medico der mich

curirt
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[29/0071] Regenten-Spiegel. lahrte Leute/ Doctores oder Licentiatis Iuris. Allein ich habe auß Erfah- rung gelernet/ daß man mit Syllogiſmis in Barbara & Celarent, in Da- rapti & Felapton, und mit allen titulis & regulis Iuris, keinem Herꝛn ein Wechſel auff Amſterdam oder Venedig machen/ oder etwas auff die Tafel ſchaffen koͤnne. Eben dieſer Herꝛ wird ſich einmal erinnern/ daß Seiner Gnaden ich getreulich gerathen habe/ daß ſie zu einem Inſpectorn der Oeconomi annehmen wollen/ einen verdorbenen Kauff- mann/ der hiebevor groſſe Ding gethan habe/ und zuruͤck kommen ſey/ der wiſſe was in der Welt Kauff und Lauff ſey/ wie man Pfeffer umb Kreiden verwechſeln/ recht Buch halten/ und eine proportion unter Cre- dit und debet anſtellen ſolle. Solchen Kauffleuten ſind ihre nocumenta lauter documenta, und wann ſie ehrlich tractiret werden/ koͤnnen ſie nicht allein einem Herꝛn helffen/ ſondern auch ſich ſelbſt. Ob ich hierin wol oder uͤbel gerathen habe/ wird die Zeit eroͤffnen. Jch wil euch das unterdeſſen gleichſam in das Ohr ſagen/ mein lieber Philanderſon/ be- gebt euch mit allem Fleiß auff die Arithmetic, und ſehet daß kein Kauff- mann oder kein Jud in gantz Franckfurt/ in gantz Hamburg/ in gantz Amſterdam/ euch im rechnen uͤbertreffe. Zu dem End/ nehmet fuͤr euch die Arithmetic, deß in allen Wiſſenſchafften hoͤchſtgeuͤbten Philoſophi, Iohannis Laurembergii, Koͤniglichen Profeſſoris zu Sora/ darauß wer- det ihr euch nicht allein in der Arithmetic perfectioniren, ſondern auch eine groſſe Hiſtoriſche Wiſſenſchafft ſchoͤpffen koͤnnen. Wann groſſe Herꝛn ihre Rechnungen laſſen abhoͤren/ ſo wohnen ſie gemeiniglich denſelben nicht ſelbſt bey/ ſondern deputiren dazu etwa ein paar vom Adel/ und ein paar Doctores oder Raͤthe. Solche Edelleute und Do- ctores wollen dann das Anſehen nicht haben/ daß ſie das Einmal Eins nicht wiſſen/ ſitzen da wie die guͤldene Kaͤlber zu Bethel/ und laſſen ſich in die Naſe vexiren/ wann Summa Summarum gemacht wird. Jch erinnere mich jetzo an einen guten Kerl/ welchem ſein Vater zehen Reichsthaler auff die Univerſitaͤt ſchickte. Der gute Kerl machte ſich alsbald luſtig mit ſeinen Freunden. Deß andern Tages kam ſein Va- ter hernach/ und ſagte/ gib meinem Kutſcher einen Reichsthaler. Der Student antwortete/ lieber Vater/ ich habe kein Geld. Der Vater ſagte/ haſtu dann die zehen Reichsthaler geſtern nicht empfangen? Der Sohn antwortet/ Ja/ ich habe ſie empfangen/ allein ich hab ſie wider außgeben. Jch hab etwas Geld zu meiner unumbgaͤnglichen Nothturfft entlehnet/ welches ich heute wider bezahlet habe. Der Va- ter ſagte/ wolan/ ſo thue Rechnung davon. Der Sohn/ der die zehen Reichsthaler mit einer Compagni verzehret hatte/ und nicht rechnen konte/ nahm Papier und Dinte/ und ſetzte dieſe Rechnung auff: Erſt- lich/ dem Profeſſori Eloquentiæ fuͤr ſeine Information, zwey Reichsthl. Jtem/ fuͤr Feder und Dinte/ 4. Reichsthl. Jtem/ dem Medico der mich curirt

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/71>, abgerufen am 25.11.2024.