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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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SALOMO oder
von Gott/ der ein Gott ist guter Ordnung/ kein Segen/ daran doch
alles gelegen/ zu erwarten/ sondern muß alles verschmeltzen und zer-
rinnen. Welches sonderlich grosse Herrn wol in acht zu nehmen. Jch
habe die Ehre gehabt/ dem tapffern und großmütigen Helden/ Herrn
Landgraf Johannsen auß dem Hessen-Darmstättischen Hauß auffzu-
warten/ welcher ein extraordinari guter Haußhalter war/ und alle sei-
ne Leute wol tractirte. Er hatte Leute in allen Ständen/ die er vor an-
dere grosse Potentaten mit Reputation führen konte. Er konte einem
jeden einen Hering braten/ nachdem der Mann war. Er machte es
also/ daß keiner grosse Ursach hatte über ihn zu klagen. Er machte daß
jederman seinem Stande nach die Nothturfft hatte. Allein Uberfluß
konte er auch nicht leiden. Alle Morgen liesse er sich die Rechnung
bringen/ was deß vorigen Tages auffgangen sey in Küchen und Kel-
ler. Seine Leute meyneten er lese es alle Morgen durch. Allein ich habe
ihm offt deß Morgens etliche Stunden auffgewartet/ da ich gesehen/
daß die Rechnunge auff dem Tisch gelegen/ welche er nicht angesehen/
sondern etwa über eine Stunde dem Pagen geruffen/ und befohlen/ er
sol sie wider hinbringen/ da dann jederman meynte es sey alles wol
durchsehen/ und von Jhrer Fürstlichen Gn. examinirt. Allein/ wann
Jhre Fürstl. Gn. Zeit hatten diese Ding zu durchsehen/ oder der wö-
chentlichen oder monatlichen Rechnung beyzuwohnen/ und funden et-
was darin/ das Jhr nicht gefiele/ so war auch Pumpes die Losung. We-
re dieser Fürst/ ein Churfürst zu Mayntz oder Trier gewesen/ er hätte
grosse Fässer voll Gold gesamlet/ und alle seine Leute hätten ihr Con-
tentement gehabt. König Christian der Vierdte in Dennemarck/ hat
gemeiniglich die Rechnung selbst abgehört. Einsmals ist ein berühm-
ter Iurisconsultus, welcher sich der temperanz sehr befleissiget/ und seine
Diaet gar genau in acht nimbt/ zu ihm geschickt worden. Als nach sei-
nem Abzug der König die Rechnung begehrt/ hatte der Kellermeister
auffgesetzet/ dem Herrn Legato zum Frühstück so viel/ zum Schlaff-
trunck so viel. Was? hatte der König gesagt/ sol der Kerl den Wein
gesoffen haben? Den Wein hat der Kerl nicht gesoffen/ Jch habe ihn
probirt/ Jch weiß was in ihn gehet. Jch habe einsmals einem jungen
Herrn gerathen/ wann er wissen wolte/ wie ein Herr recht haußhalten
solle/ so wolle er betrachten das Exempel deß alten Chur. von Beyern/
Fürst Ernsten von Schaumburg/ der Regentin von Cassel/ Graf
Anthon Günthers zu Oldenburg/ Graf Christians zu Ranzow/ und
wann ihm geliebe/ so könne er einmal Graf Königsmarck die visite ge-
ben/ da werde er sehen/ daß dieser Held/ und in aller Welt berühmte
Soldat/ auch wisse/ wie man der Mücken solle zur Adern lassen. Gros-
se Herrn begehen gemeiniglich in ihrer Haußhaltung die faute, daß sie
zu Cammermeistern und Jnspectorn der Oeconomi annehmen/ ge-

lahrte

SALOMO oder
von Gott/ der ein Gott iſt guter Ordnung/ kein Segen/ daran doch
alles gelegen/ zu erwarten/ ſondern muß alles verſchmeltzen und zer-
rinnen. Welches ſonderlich groſſe Herrn wol in acht zu nehmen. Jch
habe die Ehre gehabt/ dem tapffern und großmuͤtigen Helden/ Herꝛn
Landgraf Johannſen auß dem Heſſen-Darmſtaͤttiſchen Hauß auffzu-
warten/ welcher ein extraordinari guter Haußhalter war/ und alle ſei-
ne Leute wol tractirte. Er hatte Leute in allen Staͤnden/ die er vor an-
dere groſſe Potentaten mit Reputation fuͤhren konte. Er konte einem
jeden einen Hering braten/ nachdem der Mann war. Er machte es
alſo/ daß keiner groſſe Urſach hatte uͤber ihn zu klagen. Er machte daß
jederman ſeinem Stande nach die Nothturfft hatte. Allein Uberfluß
konte er auch nicht leiden. Alle Morgen lieſſe er ſich die Rechnung
bringen/ was deß vorigen Tages auffgangen ſey in Kuͤchen und Kel-
ler. Seine Leute meyneten er leſe es alle Morgen durch. Allein ich habe
ihm offt deß Morgens etliche Stunden auffgewartet/ da ich geſehen/
daß die Rechnunge auff dem Tiſch gelegen/ welche er nicht angeſehen/
ſondern etwa uͤber eine Stunde dem Pagen geruffen/ und befohlen/ er
ſol ſie wider hinbringen/ da dann jederman meynte es ſey alles wol
durchſehen/ und von Jhrer Fuͤrſtlichen Gn. examinirt. Allein/ wann
Jhre Fuͤrſtl. Gn. Zeit hatten dieſe Ding zu durchſehen/ oder der woͤ-
chentlichen oder monatlichen Rechnung beyzuwohnen/ und funden et-
was darin/ das Jhr nicht gefiele/ ſo war auch Pumpes die Loſung. We-
re dieſer Fuͤrſt/ ein Churfuͤrſt zu Mayntz oder Trier geweſen/ er haͤtte
groſſe Faͤſſer voll Gold geſamlet/ und alle ſeine Leute haͤtten ihr Con-
tentement gehabt. Koͤnig Chriſtian der Vierdte in Dennemarck/ hat
gemeiniglich die Rechnung ſelbſt abgehoͤrt. Einsmals iſt ein beruͤhm-
ter Iurisconſultus, welcher ſich der temperanz ſehr befleiſſiget/ und ſeine
Diæt gar genau in acht nimbt/ zu ihm geſchickt worden. Als nach ſei-
nem Abzug der Koͤnig die Rechnung begehrt/ hatte der Kellermeiſter
auffgeſetzet/ dem Herꝛn Legato zum Fruͤhſtuͤck ſo viel/ zum Schlaff-
trunck ſo viel. Was? hatte der Koͤnig geſagt/ ſol der Kerl den Wein
geſoffen haben? Den Wein hat der Kerl nicht geſoffen/ Jch habe ihn
probirt/ Jch weiß was in ihn gehet. Jch habe einsmals einem jungen
Herꝛn gerathen/ wann er wiſſen wolte/ wie ein Herꝛ recht haußhalten
ſolle/ ſo wolle er betrachten das Exempel deß alten Chur. von Beyern/
Fuͤrſt Ernſten von Schaumburg/ der Regentin von Caſſel/ Graf
Anthon Guͤnthers zu Oldenburg/ Graf Chriſtians zu Ranzow/ und
wann ihm geliebe/ ſo koͤnne er einmal Graf Koͤnigsmarck die viſite ge-
ben/ da werde er ſehen/ daß dieſer Held/ und in aller Welt beruͤhmte
Soldat/ auch wiſſe/ wie man der Muͤcken ſolle zur Adern laſſen. Groſ-
ſe Herꝛn begehen gemeiniglich in ihrer Haußhaltung die faute, daß ſie
zu Cammermeiſtern und Jnſpectorn der Oeconomi annehmen/ ge-

lahrte
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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/70>, abgerufen am 25.11.2024.