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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Calender.
versitäten besser emplojiren, als mit Calender machen. Ast Studio-
sus, est animal aut nihil, aut aliud agens.
Jch finde in Calendern
viel Vanitäten Jch habe etzliche Calender gesehen/ darinn stehet/ daß
man am Sontage Sexagesima habe das Evangelium von vierley
Samen.
Die guten Leute haben vielleicht schreiben wollen von
vierley Acker. Jch finde offt/ daß bey dem Sontag stehe ein Zei-
chen/ das so viel bedeutet/ es sey alsdann gut Holtz fällen. Allein wis-
sen die gute Leute nicht/ daß Gott der HErr den jenigen/ der am Sab-
bath ein wenig Holtz aufflaß/ an Leib und Leben zu straffen befohlen
habe? O was für Saalbaderey machen sie doch mit ihrem progno-
sticiren,
und thun eben/ als ob sie im Rath der Heiligen Dreyfaltig-
keit Secretarii gewesen seyn! Zu Straßburg hat einer einen Ca-
lender gemacht/ und gesetzt/ daß den 1. Junii ein grosser Frost einfal-
len werde. Als aber der 1. Junii kommen/ war eine grosse Hitze ge-
wesen. Da hat ein Kauffmann diesen Calendermacher zu Gaste ge-
beten/ und hat die Stube einhitzen lassen. Der Calendermacher hatte
über Tisch gesessen und hefftig geschwitzet/ und endlich zu dem Kauff-
mann gesaget: Mein Herr/ warumb habet ihr die Stube so heiß ma-
chen lassen? Der Kauffmann hat geantwortet: Es ist kalt draussen.
Was solt es kalt seyn/ hatte der Calendermacher gesagt? Der Kauff-
mann hatte zur Antwort geben: Jch will es euch auß eurem Calender
beweisen. Ja/ hatte der Calendermacher gesagt/ Jch mache die Ca-
lender. Gott aber machet das Wetter. Jch mercke auß vieler vor-
nehmer Cavallier Discursen/ daß sie meynen/ ein oder ander Ding
müsse nothwendig geschehen/ weil es die Calendermacher also vorher
gefaget haben. Aber ich halte das für ein Calendarium perpetuum,
und für das gewisseste Prognosticon, das uns Gott durch Mosen
auffzeichnen lassen/ Deut. 28. Nechst diesem halte ich viel von dem
Calender/ welchen Herr Hans Steinberger gemacht/ und
uns zum Neuen Jahr gebracht.
Derselbe Calendermacher
sagt: Daß in dem künfftigen Jahre die Güldene Zahl bey den ar-
men Leuten/ sonderlich in Holstein werde gar geringe seyn. Der
Sonnen Circul werde rund seyn.
Der Römer Zinsbezah-
lung
werde meistentheils geschehen in Jtalien/ und nicht auff dem
Chiler Umschlag. Es werde ein Schalks Jahr seyn unter der Hand-
wercksbursch in den grossen Städten/ umb der Funfftzig fauler oder
guter Montag willen. Die Handwercksbursch werden an ihren gu-
ten Montagen
besser auß einer vollen/ als auß einer leeren Kan-
nen trincken können. Wann der Monat neu sey/ so sey es nicht gut
alte Kleider anziehen. Das letzte Viertel im Monat werde
kommen/ wann der Monat voll gewesen sey. Dann da nimmt er wie-
der ab/ gleich wie der Studenten Beutel/ welcher mehr ab- als zu-

nimmt.

Calender.
verſitaͤten beſſer emplojiren, als mit Calender machen. Aſt Studio-
ſus, eſt animal aut nihil, aut aliud agens.
Jch finde in Calendern
viel Vanitaͤten Jch habe etzliche Calender geſehen/ darinn ſtehet/ daß
man am Sontage Sexageſima habe das Evangelium von vierley
Samen.
Die guten Leute haben vielleicht ſchreiben wollen von
vierley Acker. Jch finde offt/ daß bey dem Sontag ſtehe ein Zei-
chen/ das ſo viel bedeutet/ es ſey alsdann gut Holtz faͤllen. Allein wiſ-
ſen die gute Leute nicht/ daß Gott der HErr den jenigen/ der am Sab-
bath ein wenig Holtz aufflaß/ an Leib und Leben zu ſtraffen befohlen
habe? O was fuͤr Saalbaderey machen ſie doch mit ihrem progno-
ſticiren,
und thun eben/ als ob ſie im Rath der Heiligen Dreyfaltig-
keit Secretarii geweſen ſeyn! Zu Straßburg hat einer einen Ca-
lender gemacht/ und geſetzt/ daß den 1. Junii ein groſſer Froſt einfal-
len werde. Als aber der 1. Junii kommen/ war eine groſſe Hitze ge-
weſen. Da hat ein Kauffmann dieſen Calendermacher zu Gaſte ge-
beten/ und hat die Stube einhitzen laſſen. Der Calendermacher hatte
uͤber Tiſch geſeſſen uñ hefftig geſchwitzet/ und endlich zu dem Kauff-
mann geſaget: Mein Herr/ warumb habet ihr die Stube ſo heiß ma-
chen laſſen? Der Kauffmann hat geantwortet: Es iſt kalt drauſſen.
Was ſolt es kalt ſeyn/ hatte der Calendermacher geſagt? Der Kauff-
mann hatte zur Antwort geben: Jch will es euch auß eurem Calender
beweiſen. Ja/ hatte der Calendermacher geſagt/ Jch mache die Ca-
lender. Gott aber machet das Wetter. Jch mercke auß vieler vor-
nehmer Cavallier Diſcurſen/ daß ſie meynen/ ein oder ander Ding
muͤſſe nothwendig geſchehen/ weil es die Calendermacher alſo vorher
gefaget haben. Aber ich halte das fuͤr ein Calendarium perpetuum,
und fuͤr das gewiſſeſte Prognoſticon, das uns Gott durch Moſen
auffzeichnen laſſen/ Deut. 28. Nechſt dieſem halte ich viel von dem
Calender/ welchen Herr Hans Steinberger gemacht/ und
uns zum Neuen Jahr gebracht.
Derſelbe Calendermacher
ſagt: Daß in dem kuͤnfftigen Jahre die Guͤldene Zahl bey den ar-
men Leuten/ ſonderlich in Holſtein werde gar geringe ſeyn. Der
Sonnen Circul werde rund ſeyn.
Der Roͤmer Zinsbezah-
lung
werde meiſtentheils geſchehen in Jtalien/ und nicht auff dem
Chiler Umſchlag. Es weꝛde ein Schalks Jahr ſeyn unter der Hand-
wercksburſch in den groſſen Staͤdten/ umb der Funfftzig fauler oder
guter Montag willen. Die Handwercksburſch werden an ihren gu-
ten Montagen
beſſer auß einer vollen/ als auß einer leeren Kan-
nen trincken koͤnnen. Wann der Monat neu ſey/ ſo ſey es nicht gut
alte Kleider anziehen. Das letzte Viertel im Monat werde
kommen/ wann der Monat voll geweſen ſey. Dann da nimmt er wie-
der ab/ gleich wie der Studenten Beutel/ welcher mehr ab- als zu-

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[574/0616] Calender. verſitaͤten beſſer emplojiren, als mit Calender machen. Aſt Studio- ſus, eſt animal aut nihil, aut aliud agens. Jch finde in Calendern viel Vanitaͤten Jch habe etzliche Calender geſehen/ darinn ſtehet/ daß man am Sontage Sexageſima habe das Evangelium von vierley Samen. Die guten Leute haben vielleicht ſchreiben wollen von vierley Acker. Jch finde offt/ daß bey dem Sontag ſtehe ein Zei- chen/ das ſo viel bedeutet/ es ſey alsdann gut Holtz faͤllen. Allein wiſ- ſen die gute Leute nicht/ daß Gott der HErr den jenigen/ der am Sab- bath ein wenig Holtz aufflaß/ an Leib und Leben zu ſtraffen befohlen habe? O was fuͤr Saalbaderey machen ſie doch mit ihrem progno- ſticiren, und thun eben/ als ob ſie im Rath der Heiligen Dreyfaltig- keit Secretarii geweſen ſeyn! Zu Straßburg hat einer einen Ca- lender gemacht/ und geſetzt/ daß den 1. Junii ein groſſer Froſt einfal- len werde. Als aber der 1. Junii kommen/ war eine groſſe Hitze ge- weſen. Da hat ein Kauffmann dieſen Calendermacher zu Gaſte ge- beten/ und hat die Stube einhitzen laſſen. Der Calendermacher hatte uͤber Tiſch geſeſſen uñ hefftig geſchwitzet/ und endlich zu dem Kauff- mann geſaget: Mein Herr/ warumb habet ihr die Stube ſo heiß ma- chen laſſen? Der Kauffmann hat geantwortet: Es iſt kalt drauſſen. Was ſolt es kalt ſeyn/ hatte der Calendermacher geſagt? Der Kauff- mann hatte zur Antwort geben: Jch will es euch auß eurem Calender beweiſen. Ja/ hatte der Calendermacher geſagt/ Jch mache die Ca- lender. Gott aber machet das Wetter. Jch mercke auß vieler vor- nehmer Cavallier Diſcurſen/ daß ſie meynen/ ein oder ander Ding muͤſſe nothwendig geſchehen/ weil es die Calendermacher alſo vorher gefaget haben. Aber ich halte das fuͤr ein Calendarium perpetuum, und fuͤr das gewiſſeſte Prognoſticon, das uns Gott durch Moſen auffzeichnen laſſen/ Deut. 28. Nechſt dieſem halte ich viel von dem Calender/ welchen Herr Hans Steinberger gemacht/ und uns zum Neuen Jahr gebracht. Derſelbe Calendermacher ſagt: Daß in dem kuͤnfftigen Jahre die Guͤldene Zahl bey den ar- men Leuten/ ſonderlich in Holſtein werde gar geringe ſeyn. Der Sonnen Circul werde rund ſeyn. Der Roͤmer Zinsbezah- lung werde meiſtentheils geſchehen in Jtalien/ und nicht auff dem Chiler Umſchlag. Es weꝛde ein Schalks Jahr ſeyn unter der Hand- wercksburſch in den groſſen Staͤdten/ umb der Funfftzig fauler oder guter Montag willen. Die Handwercksburſch werden an ihren gu- ten Montagen beſſer auß einer vollen/ als auß einer leeren Kan- nen trincken koͤnnen. Wann der Monat neu ſey/ ſo ſey es nicht gut alte Kleider anziehen. Das letzte Viertel im Monat werde kommen/ wann der Monat voll geweſen ſey. Dann da nimmt er wie- der ab/ gleich wie der Studenten Beutel/ welcher mehr ab- als zu- nimmt.

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/616>, abgerufen am 23.11.2024.