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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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auß dem Parnasso.
sem/ aber sie reucht nicht so lieblich. Setzten darauff ihre Gläser nie-
der/ forderten Papier/ Feder und Dinte/ und wolten diesem Esel/ dem
Butyrolambio antworten. Dann sagten sie/ deß Antenors Leben
und ehrliches freyes auffrichtiges Gemüth/ ist uns besser bekant als
dem Esel dem Butyrolambio. Licuit semperque licebit, parcere
PERSONIS dicere de vitiis.
Die Römische Käyser haben einem
solchen leichtfertigen Vogel/ wie der Butyrolambius ist/ eine Cor-
rection
am Pranger zuerkant. Jst ein einiges gutes Haar an ihm/
so nenne er sich bey seinem rechten Namen. Als Trajanus Boccalini
dieses hörete/ sagte er/ Messieurs, macht euch lustig/ und lasset die an-
gefangene Gesundheit herumb gehen. Jhr wisset daß ich eine gerau-
me Zeit sey Secretarius im Parnasso gewesen. Einsmals als Apol-
lo
allbereit den mühseligen Lauff deß Tages hatte vollendet/ und nun
in Nidergang von seinem hellgläntzenden Wagen absteigen wolte/
kam ihm ein Gelehrter vor. Dieser überreichte Jh. Majestät eine sehr
scharffe Censur über ein Poetisches Jtalianisch. Gedicht. Jhre Maj.
aber liessen sich offentlich mercken/ daß sie einen schlechten Gefallen
darob hätte/ wie man dann spürete/ daß sie sich darüber zimlich alte-
rirten.
Sagten derowegen zu Francisco Petrarchae, so ihr an der
Seiten stunde/ daß die jenige eine grosse Thorheit begiengen/ die ei-
nem etwas verehren wolten/ und nicht zuvor erkundigten/ wo er Lust
habe/ dahero es sich offtermals zutrüge/ daß einem Blinden ein Brill/
einem Tauben eine Laute/ oder dem jenigen Wein/ so keinen trincket/
offeriret würde. Diesem nach wante sich Apollo zu dem jenigen/ so
ihm das Buch verehren wolte/ und sagte zu ihm: Jhm als dem Kö-
nig gebührte das beste von den Melonen/ die Scheel aber gehöre für
das Vieh: Er solle derowegen das Böse/ so er auß deß andern seinem
Buch zusammen colligiret, in die gemeine cloac, oder in das Was-
ser werffen/ das Gute aber/ so er darin observiret, ihm zukommen
lassen/ dasselbe wolte er nicht allein mit Fleiß lesen/ sondern ihm noch
höchlich dafür dancken. Als aber der unbesonnene Mensch hierauff
antwortete/ daß er nur die Fehler und Jrrthumb/ so jener begangen/
notiret und auffgezeichnet/ auff das Gute aber keine Achtung ge-
habt hab/ erzürnet sich Apollo dergestalt/ daß/ ohnangesehen dazu-
mal/ wie allezeit bey Untergang der Sonnen geschiehet/ die Stralen
seines Antlitzes allbereit zimlich erkühlet gewesen/ selbige doch auß
Zorn und Ungedult dermassen wider erhitzet wurden/ als ob er noch
in dem heissen Mittag gewesen were/ deßwegen er zu diesem un-
glückhafften Menschen sagte: Es möchte mir das Hertz im Leibe
zerspringen/ daß ich sehen muß/ daß ihr auch einer von den boß-
hafftigen Narren seyd/ die es ihnen mit ihrer Feder so sauer

lassen
N n iiij

auß dem Parnaſſo.
ſem/ aber ſie reucht nicht ſo lieblich. Setzten darauff ihre Glaͤſer nie-
der/ forderten Papier/ Feder und Dinte/ und wolten dieſem Eſel/ dem
Butyrolambio antworten. Dann ſagten ſie/ deß Antenors Leben
und ehrliches freyes auffrichtiges Gemuͤth/ iſt uns beſſer bekant als
dem Eſel dem Butyrolambio. Licuit ſemperque licebit, parcere
PERSONIS dicere de vitiis.
Die Roͤmiſche Kaͤyſer haben einem
ſolchen leichtfertigen Vogel/ wie der Butyrolambius iſt/ eine Cor-
rection
am Pranger zuerkant. Jſt ein einiges gutes Haar an ihm/
ſo nenne er ſich bey ſeinem rechten Namen. Als Trajanus Boccalini
dieſes hoͤrete/ ſagte er/ Meſſieurs, macht euch luſtig/ und laſſet die an-
gefangene Geſundheit herumb gehen. Jhr wiſſet daß ich eine gerau-
me Zeit ſey Secretarius im Parnaſſo geweſen. Einsmals als Apol-
lo
allbereit den muͤhſeligen Lauff deß Tages hatte vollendet/ und nun
in Nidergang von ſeinem hellglaͤntzenden Wagen abſteigen wolte/
kam ihm ein Gelehrter vor. Dieſer uͤberꝛeichte Jh. Majeſtaͤt eine ſehr
ſcharffe Cenſur uͤber ein Poetiſches Jtalianiſch. Gedicht. Jhre Maj.
aber lieſſen ſich offentlich mercken/ daß ſie einen ſchlechten Gefallen
darob haͤtte/ wie man dann ſpuͤrete/ daß ſie ſich daruͤber zimlich alte-
rirten.
Sagten derowegen zu Franciſco Petrarchæ, ſo ihr an der
Seiten ſtunde/ daß die jenige eine groſſe Thorheit begiengen/ die ei-
nem etwas verehren wolten/ und nicht zuvor erkundigten/ wo er Luſt
habe/ dahero es ſich offtermals zutruͤge/ daß einem Blinden ein Brill/
einem Tauben eine Laute/ oder dem jenigen Wein/ ſo keinen trincket/
offeriret wuͤrde. Dieſem nach wante ſich Apollo zu dem jenigen/ ſo
ihm das Buch verehren wolte/ und ſagte zu ihm: Jhm als dem Koͤ-
nig gebuͤhrte das beſte von den Melonen/ die Scheel aber gehoͤre fuͤr
das Vieh: Er ſolle derowegen das Boͤſe/ ſo er auß deß andern ſeinem
Buch zuſammen colligiret, in die gemeine cloac, oder in das Waſ-
ſer werffen/ das Gute aber/ ſo er darin obſerviret, ihm zukommen
laſſen/ daſſelbe wolte er nicht allein mit Fleiß leſen/ ſondern ihm noch
hoͤchlich dafuͤr dancken. Als aber der unbeſonnene Menſch hierauff
antwortete/ daß er nur die Fehler und Jrꝛthumb/ ſo jener begangen/
notiret und auffgezeichnet/ auff das Gute aber keine Achtung ge-
habt hab/ erzuͤrnet ſich Apollo dergeſtalt/ daß/ ohnangeſehen dazu-
mal/ wie allezeit bey Untergang der Sonnen geſchiehet/ die Stralen
ſeines Antlitzes allbereit zimlich erkuͤhlet geweſen/ ſelbige doch auß
Zorn und Ungedult dermaſſen wider erhitzet wurden/ als ob er noch
in dem heiſſen Mittag geweſen were/ deßwegen er zu dieſem un-
gluͤckhafften Menſchen ſagte: Es moͤchte mir das Hertz im Leibe
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hafftigen Narren ſeyd/ die es ihnen mit ihrer Feder ſo ſauer

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[567/0609] auß dem Parnaſſo. ſem/ aber ſie reucht nicht ſo lieblich. Setzten darauff ihre Glaͤſer nie- der/ forderten Papier/ Feder und Dinte/ und wolten dieſem Eſel/ dem Butyrolambio antworten. Dann ſagten ſie/ deß Antenors Leben und ehrliches freyes auffrichtiges Gemuͤth/ iſt uns beſſer bekant als dem Eſel dem Butyrolambio. Licuit ſemperque licebit, parcere PERSONIS dicere de vitiis. Die Roͤmiſche Kaͤyſer haben einem ſolchen leichtfertigen Vogel/ wie der Butyrolambius iſt/ eine Cor- rection am Pranger zuerkant. Jſt ein einiges gutes Haar an ihm/ ſo nenne er ſich bey ſeinem rechten Namen. Als Trajanus Boccalini dieſes hoͤrete/ ſagte er/ Meſſieurs, macht euch luſtig/ und laſſet die an- gefangene Geſundheit herumb gehen. Jhr wiſſet daß ich eine gerau- me Zeit ſey Secretarius im Parnaſſo geweſen. Einsmals als Apol- lo allbereit den muͤhſeligen Lauff deß Tages hatte vollendet/ und nun in Nidergang von ſeinem hellglaͤntzenden Wagen abſteigen wolte/ kam ihm ein Gelehrter vor. Dieſer uͤberꝛeichte Jh. Majeſtaͤt eine ſehr ſcharffe Cenſur uͤber ein Poetiſches Jtalianiſch. Gedicht. Jhre Maj. aber lieſſen ſich offentlich mercken/ daß ſie einen ſchlechten Gefallen darob haͤtte/ wie man dann ſpuͤrete/ daß ſie ſich daruͤber zimlich alte- rirten. Sagten derowegen zu Franciſco Petrarchæ, ſo ihr an der Seiten ſtunde/ daß die jenige eine groſſe Thorheit begiengen/ die ei- nem etwas verehren wolten/ und nicht zuvor erkundigten/ wo er Luſt habe/ dahero es ſich offtermals zutruͤge/ daß einem Blinden ein Brill/ einem Tauben eine Laute/ oder dem jenigen Wein/ ſo keinen trincket/ offeriret wuͤrde. Dieſem nach wante ſich Apollo zu dem jenigen/ ſo ihm das Buch verehren wolte/ und ſagte zu ihm: Jhm als dem Koͤ- nig gebuͤhrte das beſte von den Melonen/ die Scheel aber gehoͤre fuͤr das Vieh: Er ſolle derowegen das Boͤſe/ ſo er auß deß andern ſeinem Buch zuſammen colligiret, in die gemeine cloac, oder in das Waſ- ſer werffen/ das Gute aber/ ſo er darin obſerviret, ihm zukommen laſſen/ daſſelbe wolte er nicht allein mit Fleiß leſen/ ſondern ihm noch hoͤchlich dafuͤr dancken. Als aber der unbeſonnene Menſch hierauff antwortete/ daß er nur die Fehler und Jrꝛthumb/ ſo jener begangen/ notiret und auffgezeichnet/ auff das Gute aber keine Achtung ge- habt hab/ erzuͤrnet ſich Apollo dergeſtalt/ daß/ ohnangeſehen dazu- mal/ wie allezeit bey Untergang der Sonnen geſchiehet/ die Stralen ſeines Antlitzes allbereit zimlich erkuͤhlet geweſen/ ſelbige doch auß Zorn und Ungedult dermaſſen wider erhitzet wurden/ als ob er noch in dem heiſſen Mittag geweſen were/ deßwegen er zu dieſem un- gluͤckhafften Menſchen ſagte: Es moͤchte mir das Hertz im Leibe zerſpringen/ daß ich ſehen muß/ daß ihr auch einer von den boß- hafftigen Narren ſeyd/ die es ihnen mit ihrer Feder ſo ſauer laſſen N n iiij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/609>, abgerufen am 23.11.2024.